Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
» Hier. « Er drückte mir drei Profi-Atemmasken in die Hand, die er vermutlich aus dem Heimwerkerbedarf stibitzt hatte.
» Danke. « Ich hängte mir die Bänder über die Schulter. » Am besten holst du noch welche für dich und die anderen. Nur zur Sicherheit. «
Jakes Augenbrauen wanderten nach oben – seit wann hatte ich ihm was zu sagen, selbst wenn ich es extrem vorsichtig sagte? Aber dann nickte er. » Schon passiert, Mann. «
Ich kletterte durch die Luke aufs Dach und sah …
Wie soll ich das beschreiben?
Erst mal war das eigentliche Dach vor lauter Hagel kaum noch zu sehen. Hier und da gähnten richtige Krater.
Aber vor allem entdeckte ich Sahalia. Sie hockte am Rand, auf der Kante, und blickte in den Himmel. Neben ihr lag eine Kiste mit einer tragbaren Rettungsleiter. Sahalia hatte die Kiste nicht geöffnet.
Sie schaute starr geradeaus.
Hinter ihr standen Niko und Alex. Sie blickten in dieselbe Richtung.
Als ich sah, was sie sahen, blieb ich abrupt stehen. Die Atemmasken rutschten mir aus den Fingern.
In der Ferne, nah an den Bergen, zog sich ein dicker, pechschwarzer Streifen durch den Himmel. Er zwirbelte sich in die Luft wie ein Faden, eine gerade Linie bis in die Wolken, wo er sich allmählich trichterförmig erweiterte.
Wie ein Schwall Tinte, der von unten in den Himmel gegossen wurde und sich in der Höhe sammelte.
Das kalte Schmelzwasser des Hagels sickerte in meine Turnschuhe, meine Hosenbeine saugten sich voll. Aber das war mir egal.
Die dunkle Wolke wuchs und wuchs. Ein nachtschwarzer Ball, der bald den gesamten Horizont verschlingen würde.
» Was ist das? « , murmelte Alex.
» Das musst du Brayden fragen « , erwiderte Niko.
Sahalia regte sich. » Die haben da was angemischt, bei NORAD. Was Böses. «
Die Tintenwolke war schon genauso groß wie die Gebirgskette dahinter. Sie glich einem kopfstehenden Berg, der mit einem langen, schwarzen Rauchfaden an der Erde verankert war.
» Die Klimaanlage « , sagte Niko. » Jetzt. «
Der tapfere Jägersmann hatte gesprochen.
Und wir gehorchten sofort.
Die Anlage war nicht zu übersehen. Mitten auf dem Dach standen vier riesenhafte Kästen, groß wie Lieferwagen, mit Schlitzen an der Seite, durch die frische Luft einströmte. Von jedem Gerät führten mehrere Rohre in einen ausladenden Luftschacht, der im Dach des Greenway verschwand.
» Scheiße « , sagte Niko. » Die Rohre. «
Die Rohre waren das Problem. Eine volle Breitseite Hagel hatte sie zerbeult und durchbohrt. Durch fette Löcher saugten sie neben der gefilterten Luft aus den Geräten auch ungefilterte Luft in den Schacht.
» Selbst wenn wir die Anlage abschalten … « , meinte Alex, » … kommt durch die kaputten Rohre immer noch giftige Luft rein. « Panik mischte sich in seine Stimme. So langsam bekam er es wirklich mit der Angst zu tun.
» Wir müssen den ganzen Luftschacht dichtmachen. « Niko drehte sich zu Sahalia. » Geh einen Vorschlaghammer holen. Wenn er dir zu schwer ist, lass dir von Jake helfen. «
» Als könnte ich keinen beschissenen Vorschlaghammer tragen « , fauchte sie.
» Na dann los! « , rief Niko.
Sie rannte zur Luke.
Niko trat vor den Luftschacht, wo das Riesenrohr noch waagerecht verlief; einen guten Meter weiter hinten verschwand es im Dach. Er stemmte sich auf die Oberseite und sprang auf dem Schacht auf und ab. BUMM , hallte das Metall wider, BUMM . Es gab nach. Ein bisschen.
» Helft mir mal! « , brüllte er mir und Alex zu.
Alex und ich kletterten auf den Schacht und hüpften mit. Das Ganze hätte sogar Spaß machen können, hätten wir dabei nicht zusehen müssen, wie sich eine schwarze Wolke über den Himmel ausbreitete wie ein Ölteppich.
Mit vereinten Kräften gelang es uns, den Schacht Zentimeter für Zentimeter einzudellen.
Als Sahalia auftauchte, sprangen wir wieder runter. Sie schleifte einen Vorschlaghammer hinter sich her.
Niko schnappte sich den Hammer und ZACK, prügelte er ihn aufs Metall – das brachte deutlich mehr als unser Gehopse. Als ich sah, wie sich Nikos Rückenmuskulatur spannte, hatte ich echt Respekt. Der Typ war verdammt zäh und abgehärtet.
Das Licht wurde immer grauer. Sehr grau. Die Umgebung wirkte fremdartig, wie unter Wasser.
BAMM, BAMM, BAMM, dröhnte der Vorschlaghammer. Langsam bekam Niko den Luftschacht klein.
Die Chemiewolke trieb die Luft vor sich her wie ein Sommergewitter. Bittere Luft, die in den Augen brannte.
» Geht ihr rein! « , brüllte Niko. » Ich komm nach. «
» Nein! «
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