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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Schreie zitterten vor ihnen her.
    »Geht weiter!« rief er ihnen zu, obwohl das beileibe nicht nötig gewesen wäre.
    Zwei ältere Mädchen stützten eine Klassenkameradin, die apathisch ins Leere starrte. Childes spürte den schmerzhaften Impuls, die Kleine hochzunehmen und höchstpersönlich nach unten zu tragen, aber er wußte, daß es das Trio trotz aller Schwierigkeiten ins Freie hinaus schaffen würde.
    Jemand taumelte gegen ihn, und er breitete die Arme aus und hinderte die Gestalt am Fallen.
    »Eloise!« keuchte er, als er die andere Lehrerin erkannte, die in der Schule wohnte.
    Miss Todd starrte ihn fassungslos und unsicher an, und ihr massiger Brustkorb hob und senkte sich heftig; sie bekam kaum mehr Luft.
    »Wie viele sind noch oben?« brüllte er ganz nah an ihrem Gesicht.
    Sie schüttelte den Kopf und wollte weg, nur weg.
    »Um Gottes willen, denken Sie nach!«
    »Lassen Sie mich los«, bettelte sie. »Wir können nichts
    mehr tun!«
    »Wie viele!« schrie er und hielt ihre um sich schlagenden Hände fest.
    »Wir haben überall nachgesehen. Wir haben alles abgesucht. Manche waren so verängstigt, daß sie sich in den Waschräumen eingeschlossen haben. Andere waren an den Fenstern und haben hinausgeschrien...«
    »Haben Sie alle rausgeholt?«
    »Oh, lassen Sie mich gehen, lassen Sie mich gehen!«
    Er hielt sie eisern fest. »Ob Sie alle rausgeholt haben, verdammt!«
    Noch mehr Mädchen drängelten vorbei, tappten blindlings hinab, die Hände auf dem Treppengeländer - ein Verbindungssteg zum Leben. Ihre Gesichter waren tränenüberströmt. Ihre Schultern bebten. Ihre Schreie waren in ein erbärmliches Wimmern übergegangen. Die Lehrerin riß sich von Childes los und schloß sich ihnen an, und sie nahm ein Mädchen in die Arme, spendete ihm Trost, trotz der eigenen, verzweifelten Angst.
    Dann drehte sie sich um und rief: »Ein paar Mädchen sind in die andere Richtung gelaufen. Zur Haupttreppe. Die Hausmutter ist bei ihnen.« Und jetzt eilte sie endgültig davon, und die hinter ihr kommenden Mädchen schoben sie weiter.
    Childes verlor keine Zeit mehr.
    Mit dem Taschentuch vor dem Mund jagte er die restlichen Stufen hoch. Niemand begegnete ihm mehr. Wahrscheinlich hatte er sich längst verzählt, aber er hoffte, daß die meisten Internatsschülerinnen mittlerweile auf dem Weg nach unten waren.
    Im obersten Stock waren die Rauchschwaden nahezu undurchdringlich. Er sah nur Schemen und düsteres Feuerleuchten. Seine Augen schwammen in Tränen, und seine Kehle war schmerzhaft trocken. Voller Bestürzung stellte er fest, daß die Flammen auch schon hier oben wüteten. Das Leuchten am Ende des Korridors, in den er jetzt einbog, wurde stärker. Wirbelnder Qualm milderte die zuckenden Lichtschemen, aber er zweifelte nicht mehr daran, daß das Inferno an der anderen Treppe seinen Ursprung hatte.
    Er rannte geduckt und mied den hoch treibenden Qualm, hetzte den Korridor entlang und schaute im Vorbeilaufen in die Schlafräume der Mädchen.
    Ein Hustenanfall schüttelte ihn; etwas Schreckliches schien seine Brust zu umklammern und ihn in die Knie zwingen zu wollen. Weiter. Nicht stehenbleiben. Er taumelte. Dann sah er rechts einen der Waschräume - und hier war die Luft besser. Er wankte an eines der Becken und drehte den Hahn auf. Er nahm seine Brille ab und spritzte sich das Wasser ins Gesicht. Dann tränkte er ein Handtuch damit, wickelte es wie einen Schal um den Hals und zog den durchnäßten Stoff über Kinn und Nase hoch.
    Weiter. Er sah in den Toiletten- und in den Duschkabinen nach, dann war er wieder draußen, im Korridor und das Handtuch diente jetzt als Maske gegen die Dämpfe. Die Stimme des Feuers war zu einem tiefen Brüllen geworden, und die Hitze war erstickend und allmächtig. Er näherte sich dem zentralen Treppenhaus. Gerade wollte er in einen weiteren Schlafraum hineinstürmen, als ein anderes Geräusch seine Aufmerksamkeit anzog - ein schwaches Geräusch, überlagert vom Chaos der Alarmsirenen und des brennenden splitternden Holzes, und doch deutlich zu erkennen. Das Schreien schien aus dem Feuer selbst zu kommen.
    Er zog das Handtuch über den Kopf und bis zu den
    Augen übers Gesicht und eilte weiter. Die Wand, an der er sich in fliegender Hast entlangtastete, war Stütze und Führung in einem.
    Funken wirbelten die Treppen herauf, prasselten wie vulkanische Trümmerstücke durch die Luft, und sich windende Flammen leckten wie alles verzehrende Zungen an Wänden und Balken und wogten in

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