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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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mit gekrümmten Fingern um sich, als könnten sie die schreckliche, alles vernichtende Hitze auf diese Art und Weise zurückschieben. Andere Mädchen waren einfach über ihren Gefährtinnen zusammengesunken.
    »Ich hole etwas, das ich zu euch hinunterlassen kann!« brülle er. »Bin gleich wieder da!« Er wußte nicht, ob sie es überhaupt hörten. Und war mittlerweile nicht alles umsonst? Eine nutzlose Geste? Konnte er sie wirklich der Reihe nach über dieses Inferno hinweghieven? Childes verdrängte alle Zweifel aus seinen Gedanken.
    Er spürte die sengende Hitze des Bodens durch die Schuhsohlen hindurch, als er davonhastete. Rauchschwaden krochen jetzt überall. Er spürte den zunehmenden Druck um sich herum, die Atmosphäre selbst schien brennbar geworden zu sein und stand kurz davor, in einem einzigen, riesigen, weißglühenden Feuerball zu explodieren. Er sog Luft in sich hinein, die kaum mehr Sauerstoff enthielt, und bekam einen Erstickungsanfall. Seine Lungen fühlten sich wie trockengesengt an.
    Childes gab nicht auf. Auf Händen und Knien und mit zuckendem Brustkorb kroch er jetzt. Der Boden war heiß, glühend heiß. Behutsam setzte er die Hände auf und machte winzige Kriechschritte - dann fand er eine offenstehende Tür. Er warf sich über die Schwelle, warf die Tür hinter sich zu, rollte auf den Rücken herum und blieb sekundenlang keuchend liegen. Ein minimaler Aufschub. In dem Schlafraum war der Qualm nicht ganz so verheerend dicht, obwohl die Bettreihen nur durch einen sich stetig verändernden Nebelschleier zu erkennen waren. Childes stemmte sich auf die Knie, griff nach dem nächsten Bett und zerrte das Laken zu sich herab.
    Noch immer zusammengekrümmt, knotete er zwei Laken zusammen, eilte dann zum nächsten Bett und riß ein weiteres Laken herab. Er wollte die Hoffnungslosigkeit seiner Bemühungen nicht akzeptieren.
    Er konnte kaum mehr richtig sehen, alles verschwamm. Aber er knotete die Bettlaken zusammen. In seiner Brust wüteten Schmerzen, als würden ihm immer neue Messerklingen in den Leib gejagt werden, immer wieder. Und dann hörte er das leise Schluchzen.
    Er wirbelte herum. Nur das Grollen und Rumoren des Feuers war zu hören. Er bückte sich tief hinab, sah unter die Betten - nichts. Keine zusammengekrümmten Gestalten. Er verknotete die Laken vollends und stolperte zur geschlossenen Tür zurück.
    Wieder das Schluchzen.
    Er fuhr herum, so heftig, daß sein Rücken gegen die Tür krachte, und suchte den Raum ab. Seine Blicke tasteten über zerwühlte Bettwäsche, durcheinanderliegende Puppen, huschten an wild kreisenden Mobiles und angesengten Postern vorbei. Seine Brillengläser waren mit Ruß und Schweiß verschmiert. Er wischte sie mit einem Lakenende sauber und horchte noch immer. Das Schluchzen kam sanft, ganz leise, war nun aber deutlich von anderen Geräuschen zu unterscheiden. Sein Blick blieb an einem Wandschrank an der gegenüberliegenden Wand haften.
    Keine Zeit. Er hatte keine Zeit mehr zum Suchen. Er mußte zu den Kindern auf dem Treppenabsatz zurück.
    Dennoch ließ er die Laken fallen und durchquerte den Schlafraum.
    Er zerrte die Schranktüren auf, und die beiden verzweifelten, in Tränen aufgelösten Mädchen, die da in der Finsternis zwischen Hockey- und Tennisschlägern hockten, ordentlich aufgehängte Regenmäntel über Kopf und Schultern drapiert, schrien und prallten vor ihm zurück.
    Childes wollte sie behutsam herausziehen, aber das Mädchen, dessen Schulter er berührte, zuckte zusammen und schrie nur noch lauter und drängte sich tiefer in den Schrank hinein. Er nahm ihren Arm und zog sie von ihrer Gefährtin fort, während er mit der anderen freien Hand ihr Gesicht dem seinen zudrehte. Er hatte gerade noch Zeit, festzustellen, daß es eines der jüngeren Mädchen war - da gingen die Lichter aus.
    Er sah sie nicht mehr. Sie kroch weg von ihm. Schreie durchdrangen das Toben des Feuers. Childes ließ sich auf die Knie fallen und tastete ins Dunkel hinein, fand ihre zitternden Körper und nahm sie in die Arme.
    »Habt keine Angst«, sagte er so beruhigend wie möglich und war sich doch der Zweifel in seiner Stimme bewußt. »Das Feuer hat unten die Sicherungskästen erreicht, deshalb ist das Licht ausgegangen.« Noch immer sträubten sie sich. »Kommt schon, ihr kennt mich. Ich bin Childes. Ich bringe euch raus, okay?« Er zog sie mit sich, und sie weinten. »Alle eure Freundinnen warten schon draußen auf euch. Sie werden inzwischen ganz schön Angst um euch

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