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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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haben, meint ihr nicht auch?« Die anderen - auf dem Treppenabsatz! - Oh, Gott, er mußte zu ihnen zurück, bevor es zu spät war! »Kommt, wir gehen jetzt nach unten, dann könnt ihr euren Freundinnen erzählen, wie aufregend das hier war. Wenn wir uns ein bißchen beeilen, sind wir in Rekordzeit draußen.«
    Das ängstliche Stimmchen mühte sich ab, gegen das Schluchzen anzukommen. »Die... die Treppen... sie brennen alle.«
    Er streichelte über ihre Haare und zog sie näher zu sich heran. »Wir nehmen das andere Treppenhaus. Weißt du noch? Die Feuerübung? Wir sind über die Steinstufen hinuntergelaufen. Sie führen ins Freie. Sie können nicht brennen, deshalb braucht man überhaupt keine Angst zu haben. Und ihr kennt mich doch, oder? Mr. Childes. Ich wette, ihr wart schon mal in meiner Computerklasse und habt euch umgeschaut, nicht wahr?«
    Wie in einer stummen, gegenseitigen Übereinkunft warfen sie sich jetzt in seine Arme, und er hielt die kleinen, bebenden Körper fest an sich gedrückt und spürte ihre Tränen an seinem Hals und auf seiner Brust. Ohne ein weiteres Wort hob er die beiden hoch und kehrte zu den kurzen Bettreihen zurück. Für einige wenige Sekundenbruchteile behinderte ihn ihr gemeinsames Gesicht kaum. Einmal, zweimal, stolperte er. Aber er ging weiter auf die rotglühende Linie zu, von der er wußte, daß sie die Unterkante der Tür war.
    Dann mischte sich ein weiteres Geräusch in das allgemeine Tosen, ein fernes Geräusch, außerhalb des Schulgeländes. Doch es wurde lauter. Immer lauter. Nahende Sirenen.
    Die beiden Schülerinnen, eine im Pyjama, die andere in einem knöchellangen Nachthemd, vergruben ihre Gesichter an seinem Hals, an seiner Brust. Hustenanfälle schüttelten sie.
    »Ihr dürft nicht zu tief einatmen«, warnte er sie und schluckte schmerzhaft - ein bizarrer Versuch, sich und seiner ausgetrockneten Kehle Erleichterung zu verschaffen. Das Handtuch war ihm von den Schultern gerutscht. Er hatte es verloren. Keine Zeit, danach zu suchen.
    Sie erreichten die Tür.
    Childes setzte die Mädchen ab und tastete über den Boden. Die Bettlaken. Er durfte die Bettlaken nicht vergessen. Da! Seine Finger schlossen sich um den Stoff, und er zog ihn zu sich heran. Die verängstigten Mädchen schmiegten sich dicht an ihn.
    Er zwang sich, ganz ruhig zu sprechen, tat jede Spur von Panik ab. »Ich kenne euch beide, ganz sicher, aber ich kann mich um nichts in der Welt an Eure Namen erinnern. Wie wär's, wenn ihr sie mir sagt, eh?«
    »Sandy«, sagte ein zittriges Stimm chen direkt an seinem Ohr.
    »Ein hübscher Name. Und du?« fragte er und zog das andere Kind an sich. »Willst du mir deinen Namen nicht auch sagen?«
    »R-rachel«, stotterte sie.
    »Braves Mädchen. Jetzt hört mal zu, Sandy und Rachel. Ich werde jetzt diese Tür aufmachen und rausgehen, und ich möchte, daß ihr hier auf mich wartet.« Ihre Finger gruben sich in seine Arme.
    »Ich verspreche euch, daß alles gut wird. Ich werde nur ein paar Minuten weg sein.«
    »Bitte, lassen Sie uns nicht allein!«
    Er wußte nicht, wer diesen Aufschrei getan hatte. »Ich muß den anderen helfen. Ein paar von den größeren Mädchen. Sie sind ganz in der Nähe. Aber sie sind in Schwierigkeiten. Ich muß sie holen.« Er löste ihre Arme von seinem Hals, und er haßte sich für das, was er machte, aber er hatte keine andere Wahl. Sie klammerten sich an ihm fest. Nein! Er stand auf, warf sich die Laken über die Schulter und tastete nach dem Türknauf. Er war heiß. War es die Warme seiner eigenen Hand - oder wirklich das Metall? Er riß die Tür auf.
    Hitze fauchte herein, und seine Haut zog sich schmerzhaft zusammen; er blinzelte in den brennend heißen Glanz hinaus.
    Die Augen mit beiden Händen abgeschirmt, starrte er in den Korridor hinaus und war bestürzt, wie weit sich das Feuer ausgebreitet hatte.
    Das furchtbare, splitternde Brüllen erhob sich in dem Moment, in dem er den Schlafraum verließ. Kein Kreischen und keine Hilferufe begleiteten dieses Geräusch (zumindest hörte er nichts), aber er kannte seinen Ursprung, er wußte genau, was geschehen war.
    Trotzdem. Er mußte sich vergewissern. Er mußte sicher sein. Wenn auch nur die geringste Chance bestand
    »Bleibt hier!« herrschte er die beiden Zehnjährigen an, die sich an ihm festklammerten. Und dann war er wieder unterwegs, dann rannte er tief vornübergebeugt durch Flammen und Hitze, und er spürte ganz deutlich, wie sich seine Haut abschälte - und ignorierte es, weil er

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