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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Brüstung fest, zerrte sich hoch, hoch. Nicht real, hämmerte er sich immer wieder ein. Nicht real, nicht real! Und dann schlug er zurück - ein erster zaghafter Versuch, dieser Monstrosität zu begegnen. Er schlug zurück. Nicht mit den Fäusten. Mit dem Geist. Er rammte den Schlag in ihren Geist hinein -
    - und war verblüfft, sie zurückprallen zu sehen.
    Aber sie konterte. Childes fühlte sich herumgewirbelt; sein Rücken schrammte über die Mauerkante. Doch dieses Mal zeigte der geistige Schlag nicht mehr so viel Wirkung. Er war schwächer als vorhin.
    Und Childes hörte Stimmen, fern und hohl, gerade so, als seien sie überhaupt nicht existent. Sie waren in seinem Kopf. Sie waren so unwirklich wie die brutalen Bilder, die sie ihm sandte. Childes wehrte sich. Schlug wieder zu, schlug zu und spürte, daß sie zurücktorkelte.
    Es war unmöglich - er wußte, daß es unmöglich war, aber er fügte ihr Schmerzen zu.
    Die Stimmen wurden lauter, aber sie waren noch immer in ihm, und es waren nicht die Stimmen der Nacht.
    Sie hörte sie auch. Für einen Sekundenbruchteil. Vielleicht. Er konnte sich nicht vergewissern. Sie ließ ihm keine Zeit, sich zu erholen. Erbarmungslos krallten sich irreale Finger in sein Gesicht, schartige Fingernägel gruben sich tief in seine Haut, zerrten sie nach unten... Er fühlte ihre Präsenz, einen monströsen Druck - aber da waren keine Schmerzen mehr. Ein seltsames Vibrieren durchströmte seinen Körper, erfüllte Adern und Nerven, und die Stimmen waren jetzt ganz nahe und in seinem Kopf und doch nicht nur dort.
    »Nie mehr!« röchelte sie. »Für dich ist das Spiel aus, kleiner Liebling!«
    Und sie wankte vor, und ihre Hände waren wie die riesigen Krallen eines Kranichs und packten zu.
    Der Zorn half. Childes schlug zu; und diesmal zielte er mit geballter Faust auf das breite, fleischige Mondgesicht. Er traf die klumpige Nase, aber die Frau schüttelte nur unwillig den Kopf. Blut verschmierte die Oberlippe.
    Eine große Hand schlug die seine mühelos beiseite, und dann war die Frau über ihm und preßte ihn mit ihrem massigen Gewicht gegen die niedrige Mauer. Ihr Atem rasselte tief in ihrer Kehle. Eine rauhe Hand griff unter sein Kinn, hob es an und stieß die Kiefer zurück, so daß er schon glaubte, sein Hals sei gebrochen. Doch er gab nicht auf. Seine Finger umklammerten das dicke Handgelenk, rissen und zerrten daran, aber sie war stark, viel zu stark. Er schlug wieder zu, wieder in ihr Gesicht, und sie - sie schüttelte die Schläge nur ab. Sein Rücken streckte sich, wurde über die Mauer gedrückt, und dann konnte Childes die tiefe Leere hinter sich fühlen.
    Er wurde hochgeschoben. Seine Füße fanden keinen Halt mehr. Er winkelte sie an, riß sie hoch, rammte sie in den fetten Leib vor sich.
    Keine Reaktion.
    Etwas in seinem Geist gefror.
    Er würde sterben.
    Seltsamerweise registrierte er die kühle Nachtluft, die über sein Gesicht streichelte. Und er registrierte den Abgrund hinter sich. Seine halbblinden Augen starrten zum Vollmond hinauf, der teilnahmslos zusah. Die bleiche Scheibe mit den dunstigen Rändern füllte seine Augen aus und überzog sein nach oben gedrücktes Gesicht mit einem makellosen Strahlen. Und Childes roch den fauligen Atem der Frau, der von Anstrengung sprach, und roch ihren Körpergeruch von Verdorbenheit und Schweiß und Fäkalien. So geschärft waren seine Sinne jetzt, daß sich seine Gedanken mit den ihren mischten, er tauchte in sie hinab, kannte sie plötzlich, wie er sich kannte, und berührte ihren Wahnsinn, dieses Lodern, das dort gehütet wurde, und zuckte zurück, als sich dieses grauenvolle Ego verkrampfte und nach ihm schnappte. Sein Geist löste sich von dem ihren, zog sich zurück, und jetzt wußte er, daß sie die kreischenden Stimmen ebenfalls hörte, denn diese Stimmen waren auch in ihren Gedanken.
    Er verlor das Gleichgewicht. Er kippte endgültig zurück, schwang weit hinaus in den Abgrund über dem Tal - doch sie hielt ihn fest, um diesen grauenvollen Moment vor dem Sturz noch zu verlängern.
    Doch sie kam nicht dazu, ihren Triumph auszukosten.
    Irgend etwas an ihr war verändert. Abgelenkt. Sie suchte nach den Stimmen. Sie blickte sich um, spähte zum Dammende hinüber, und das Mondlicht zeichnete die Betonkonstruktion mit weichen Farben nach.
    Childes richtete sich auf, zerrte sich wieder hoch; ihre Aufmerksamkeit war noch immer abgelenkt. Er drehte den Kopf, folgte ihrem Blick. Und sah die Nebelgestalten, die auf sie

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