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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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mächtig... so herrlich... mächtig.« Allein der Gedanke daran raubte ihr den Atem. Ihr Körper schwankte stärker, ihr Gesicht war wieder nach oben gewandt.
    Der Gestank ihres Wahnsinns war ekelerregend.
    Sie erstarrte, und ihr Gesicht wandte sich wieder ihm zu. »Weißt du nicht mehr, was wir mit deinen Geräten gemacht haben? Unser kleines Spiel?«
    »Die Computer?« Er schüttelte bestürzt den Kopf. »Du hast das Wort MOND auf dem Bildschirm erscheinen lassen.«
    Sie lachte, und es schwang ein drohender Klang darin mit. »Du hast das Wort in ihren Gedanken entstehen lassen. Es war nicht auf dem Bildschirm, mein hübscher Dummkopf! Wir haben es zusammen gemacht, du und ich, wir haben die lieben Kleinen genau das sehen lassen, was wir sie sehen lassen wollten! Und du hast das gesehen, was ich wollte.«
    Illusion, Alles Illusion. Vielleicht ergab es so mehr Sinn - zu wissen, daß nichts real war.
    »Aber warum?« flehte er. »Warum, um Gottes willen, mußten sie sterben?«
    »Nicht um Gottes, sondern um unserer Göttin willen mußten sie sterben. Opferlämmer, mein Liebling, Und wegen ihrer spirituellen Energie, so schwach sie bei den meisten auch war. Aber bei der Frau war sie beachtlich -ich meine, bei der, der ich den Hals gebrochen habe.«
    »Miss Piprelly?«
    Diese riesigen, schrägen Schultern hoben sich gleichmütig. »Namen. Wenn sie so hieß - gut. Du weißt, welche Energie ich meine, nicht wahr? Du weißt es. Ich glaube, du würdest es parapsyschische Kraft nennen, oder ähnlich phantasievoll. Die Energie, die hier drinnen
    ist.«
    Ein stummelartiger Finger tippte an ihre Schläfe, und Childes fröstelte, als er sah, wie groß ihre Hände waren. Starke Hände; dick geschwollen, wie ihr ganzer Körper.
    »Aber die Energie der Frau ist nichts im Vergleich zu deiner, mein Liebling. Oh, deine ist etwas Besonderes. Ich war in dir, ich habe in dir gesucht, ich habe deine Seele berührt. Eine solche Kraft, und so lange unterdrückt! Aber jetzt gehört sie mir, mir allein!«
    Sie grinste und schob sich noch näher heran.
    »Die anderen«, sagte Childes hastig, denn er mußte Zeit gewinnen. Sein Zorn mußte wachsen, mußte in ihm hämmern, mußte ihm Kraft geben. »Warum hast du sie verstümmelt?«
    »Durch ihr inneres Fleisch habe ich ihre Seelen gekostet. So geht es, verstehst du, mein Liebling? Ich habe sie geleert und wieder gefüllt, aber nicht mit ihren alten Organen - o nein, ihre alten Organe durften sie nicht mehr bekommen, sonst hätten sie ja ihre Seelen zurückverlangen können - sie hätten es versucht, bestimmt. Und ihre Seelen gehörten unserer Göttin. Deshalb habe ich ihnen den Stein gelassen, ihre körperliche Gegenwart hier auf Erden. Du hast ihren irdischen Geist bemerkt, diesen Geist, der im Mondstein manifestiert ist, nicht wahr? Du hast in diesem winzigen blauen Funken gesehen, du weißt Bescheid über ihr Wesen? Oh, das war mein Geschenk an die Unglücklichen, die für sie sterben mußten.«
    Verrückt. Sie war wahnsinnig. Und sie war ihm jetzt sehr nahe.
    Die Angst umklammerte ihn eiskalt, und sie bannte ihn an Ort und Stelle. Die Frau streckte eine Hand aus, die Handfläche nach oben gewandt; das Mondlicht fiel auf die fleischigen Wülste. »Ich hab' auch einen für dich«, flüsterte sie und lächelte in stiller Vorfreude dessen, was ihr Angebot beinhaltete.
    Ein winziger runder Stein lag auf der ausgestreckten Handfläche. Vielleicht war es der zersetzte und zersetzende Geist der Frau, der jetzt auf Childes einwirkte, der ihn überwältigte und ihm nun eine neue Illusion eingab -denn sie war dazu wirklich imstande; trotz ihres Wahnsinns besaß sie eine unglaubliche psychische Kraft. Aber da war ein Schimmer in dem Edelstein, ein bläuliches Phosphorglühen, und das Licht des Mondes verstärkte es noch. In diesem Schimmern sah er den Tod der Unglücklichen, sah er -
    Mit einem gurgelnden Schrei der Angst und des Zorns warf sich Childes nach vorn und schlug die Hand weg, und der Mondstein wirbelt empor und flog durch die Luft und erlosch gleich einer winzigen Sternschnuppe, als er in einem weiten Bogen in das Nichts über dem Tal jenseits des Staudamms hinabfiel.
    Die wahnsinnige Frau, die diese unheimliche Kraft besaß, stand stumm vor ihm, noch immer mit ausgestreckter Hand. Das Gesicht mit den im Schatten liegenden Augen zeigte keine Regung. Auch Childes war wie erstarrt, die Unwirklichkeit der Situation war niemals deutlicher zu spüren gewesen als jetzt; die Luft zwischen ihnen war

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