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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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kritisch. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich so viel
geweint hatte. Schnell schlüpfte ich in das Badezimmer und legte
mir zwei kalte Waschlappen auf die Augen, damit wenigstens die
Schwellung zurückging. Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß hin
und her und nahm immer wieder die Waschlappen ab, um zu
sehen, ob sich schon eine Verbesserung eingestellt hatte. Als
meine Augen nur noch leicht gerötet waren, warf ich die
Waschlappen in den Wäschekorb und rannte die Treppe hinunter.
Ich warf die Tür zum Verkaufsraum auf und blickte in das über
alle Maßen entsetzte Gesicht meines erschrockenen Vaters.
»Wo ist Liam?«, verlangte ich zu wissen. Mein Tonfall war
herrisch und laut. Völlig perplex stammelte mein Vater vor sich
hin: »Ich hab’ ihn eben heimgeschickt. Er sah so müde aus.«
Bestürzt ließ ich mich auf die Treppenstufen sinken, die hinunter
in den Laden führten. »Oh!«, war alles, was ich dazu sagen
konnte.
»Keine Angst, du musst nicht … ich hab’ die restlichen Kisten
schon hochgetragen.«
»Ach Dad …«, maulte ich und winkte ab, »wen interessieren denn
die blöden Obstkisten?« Fred musterte mich.
Ein bisschen mit Entrüstung, ein bisschen mit Hilflosigkeit. Es
war ihm deutlich anzumerken, dass er verwirrt war und mit
meinem Zustand nichts anfangen konnte. Ich war froh, dass mein
Vater zu den weniger feinsinnigen Exemplaren gehörte. Ich ging
zurück in mein Zimmer und nahm mir fest vor, Liam morgen in
der Schule darauf anzusprechen. Aufgeschoben war schließlich
nicht aufgehoben.

Das Referat
    Ich hatte eine äußerst unruhige Nacht hinter mir. Ich träumte
davon, wie Liam und Amilia zusammen in einem Lokal waren
und er ihr immer wieder tief in die Augen sah. Amilia antwortete
darauf, indem sie ihre langen blonden Locken nach hinten warf
und Liam mit den Wimpern klimpernd verführerisch anlächelte.
Liam fütterte sie mit seiner Gabel und ich stand am Fenster,
klopfend und nach Liam rufend, doch keiner der beiden beachtete
mich.
Ich trommelte lauter gegen die Fensterscheibe und Liam und
Amilia drehten sich zu mir um, grinsten mich an, winkten kurz
und beugten sich weiter zueinander, um sich zu küssen. In diesem
Moment wachte ich auf. Auch wenn das kein typischer Albtraum
war, wie man sich ihn vorstellte – mit mordlustigen Monstern und
so weiter – für mich war es einer. Ob er etwas zu bedeuten hatte?
Benommen stieg ich aus dem Bett und versuchte mit einer
morgendlichen Dusche diese Gedanken und das mulmige Gefühl
in meiner Magengegend zu vertreiben, was mir auch halbwegs
gelang.
Heute war Liams großer Tag. Mr Morrison hatte Liam gebeten,
ein Referat über das Bestimmen von Wendepunkten zu halten.
Dies würde wohl die erste Mathestunde werden, in der ich
aufmerksam zuhörte. Obwohl ich noch sehr früh war, stand Liam
wie gewohnt lässig an die Straßenlaterne gelehnt und wartete auf
mich.
Er sah zwar immer noch etwas geschafft aus, aber das war nichts
mehr im Vergleich zu gestern. Und allem Anschein nach war er
gestern Abend nicht noch mal mit Amilia ausgegangen. Es war
beruhigend, ihn dort zu sehen. Er hatte mir meinen Auftritt von
gestern also nicht übel genommen. Ich begrüßte ihn mit
überschwänglicher Freundlichkeit, um ihm zu zeigen, dass ich
heute ein angenehmerer Gesprächspartner sein würde, und lenkte
unsere Unterhaltung erst einmal auf das bevorstehende Referat.
Ich konnte ja schlecht direkt mit der Tür ins Haus fallen und
fragen »Ey Liam, ist da was zwischen dir und Amilia?« Nein, so
ging das nicht. Ich würde mich langsam heranpirschen und es so
beiläufig klingen lassen, als wäre das eine Unterhaltung zwischen
zwei alten Freunden. Wie eine Katze würde ich vorm Mauseloch
sitzen und warten, bis sich die Gelegenheit dazu bot, die
Liam-Maus zu fassen. Ich gluckste über meinen Gedanken.
»Guten Morgen, Emma.« Liam lächelte mich gut gelaunt an. Es
klang so selbstverständlich, als hätte ich mich gestern weder
daneben benommen, noch, als müsste er gleich ein Referat vor der
gesamten Klasse halten. »Bist du denn gar nicht aufgeregt?«,
platzte es erstaunt aus mir heraus. Wäre ich an Liams Stelle, wäre
mein Herz sicherlich kurz vor dem Herzstillstand, aber er schien
immer so cool und abgebrüht zu sein. Manchmal nervte es mich,
dass ihn scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte. Er zuckte
mit den Schultern.
»Sollte ich?«
»Nun ja … du musst vor der kompletten Klasse ein Referat
halten.« Er tat

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