Moonlit Nights
also, wir würden jetzt öfter was zusammen unternehmen? Ich
würde öfter mit Liam ausgehen? Mein Herz begann allein bei dem
Gedanken daran laut zu pochen, doch ich wollte es Liam nicht so
einfach machen. Auch wenn es nur war, um ein bisschen Würde
(und wenn sie auch noch so mikroskopisch klein war) zu
bewahren. »Das werden wir ja sehen«, rebellierte ich. Ein
kläglicher Versuch, ihm weismachen zu wollen, dass ich nicht
hoffnungslos in ihn verschossen war, doch Liam lachte nur. Ich
war anscheinend kein ernst zu nehmender Gegner für ihn.
»Hallo Liam«, begrüßte die Kellnerin ihn freudestrahlend. Sie
kam auf uns zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm
links und rechts ein Küsschen auf die Wange. Schwapp - schwapp
- schwapp! Scheinbar war mein See nicht halb so ausgetrocknet,
wie ich gedacht hatte. Argwöhnisch beobachtete ich, wie die
Kellnerin Liam an den Schultern festhielt und ihm ein
Kompliment nach dem anderen machte. »Du siehst fantastisch
aus, Liam!«, sagte sie und ihre Augen verschlangen Liam
regelrecht. Dieses gierige Monster! Wenn es nicht bald seine
lüsternen Finger von ihm nahm, würde ich sie ihm wohl abhacken
müssen. Obwohl die Kellnerin sehr hübsch war, schienen Liam
die Komplimente völlig kalt zu lassen. Vermutlich lag es daran,
dass Liam ununterbrochen so viel Honig um den Mund
geschmiert bekam. Für ihn war das bestimmt völlig normal. Wem
blieb nicht der Mund offenstehen, wenn er Liams makelloses
Gesicht auf seinem perfekten Körper sah. Er hätte sich
wahrscheinlich eher gewundert, wenn die Kellnerin nichts gesagt
hätte.
»Bist du alleine hier?«, fragte die Kellnerin neugierig und lächelte
Liam verführerisch an. So! Das war zu viel! Zeit für die
Reviermarkierung. Bevor Liam irgendetwas erwidern konnte, trat
ich einen Schritt nach vorne und räusperte mich. Der Blick der
Kellnerin – mittlerweile hatte ich aus dem Gespräch herausgehört,
dass sie Yvonne hieß – fiel auf mich. »Oh ...«, ihr Blick wanderte
zurück zu Liam. »Etwa mit dieser bezaubernden, jungen Dame?«
Meine Wangen begannen zu glühen. Bezaubernd? Ich? Meinte sie
das ernst? Nein, mit Sicherheit nicht. Das war garantiert ironisch
gemeint. Oder sie wollte sich bei Liam einschmeicheln. Frei nach
dem Motto: Jage nicht, was du nicht töten kannst.
»Ja, das ist meine Begleitung. Darf ich vorstellen? Emma.«
Ich reichte ihr schüchtern die Hand, da ich immer noch nicht
wusste, was ich von ihrer Äußerung halten sollte. »Was für zarte
Hände du hast«, bemerkte die Kellnerin und lächelte. »Ein
bisschen feucht, aber sehr weiche Haut.« Liam grinste und
zwinkerte mir frech zu. »Ist bestimmt von den Äpfeln. Ihr Dad hat
einen Obstladen.«
»Oh«, kommentierte Yvonne, während ich meine Hand verlegen
aus ihrer zog. Dumme Kuh! Dummer Liam! Ich merkte, wie
meine Wangen noch roter wurden und schaute betreten zu Boden.
»Ist mein Tisch noch frei?«, fragte Liam in einem freundlichen
Tonfall. Für meinen Geschmack etwas zu freundlich, doch ich
erinnerte mich daran, dass Liam mit allen Leuten so höflich
umging, und versuchte mir klar zu machen, dass es eben seine Art
war und nichts mit dem Aussehen der Kellnerin zu tun hatte. Ich
sah mich um und stellte fest, dass alle Tische in meiner Sichtweite
belegt waren. Ich machte mich schon darauf gefasst, dass Liam
mich gleich wieder nach Hause bringen würde.
»Du hast Glück. Ich hatte mir gedacht, dass du heute kommen
würdest, und hab’ ihn extra für dich freigehalten«, antwortete
Yvonne. Ich hatte mir schon gedacht, dass du heute kommen
würdest, und
hab’ ihn extra für dich freigehalten
, äffte ich sie
gedanklich nach. Pah! Was sollte das denn werden? Waren die
Zwei jetzt auch noch seelenverwandt?
Yvonne führte uns zu einem kleinen Tisch, der vor einer
Terrassentür stand. Dem einzigen Tisch, der noch frei war. Das
war also »Liams Tisch«. Ein Zwei-Personen- Tisch. Ob er hier
alle seine Verabredungen beim ersten Mal hinbrachte? Ein flaues
Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Liam bedankte
sich bei der Kellnerin, die daraufhin verschwand, und rückte
meinen Stuhl zurecht, damit ich mich setzen konnte. Wortlos
setze ich mich und schaute auf die Tischplatte. Liam nahm an der
gegenüberliegenden Seite Platz. »Und? Gefällt‘ s dir?«, fragte er
hoffnungsvoll und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Ich
betrachtete das gemütliche Innenleben des Holzhäuschens, das
mit so
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