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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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beruhigen. »Es ist nur ein kurzes Stück zu laufen.« Ich
verzog das Gesicht. Zum Glück hatte ich Turnschuhe angezogen.
Liam hielt auf einem kleinen geschotterten Parkplatz an. Ich
krallte mich an meiner Jacke fest und wollte die Tür öffnen, da
drückte Liam mich an der Schulter sanft aber bestimmend in den
Sitz zurück. Seine warme Hand verursachte mir Gänsehaut. Die
Berührungen waren immer so sanft, aber gleichzeitig auch von
ungeheurer Stärke. Sich ihm zu widersetzen schien zwecklos.
Verwundert schaute ich Liam an, doch er glitt bereits von seinem
Sitz, ging um das Fahrzeug herum und öffnete meine Beifahrertür.
Ich konnte nicht anders, als rot anzulaufen. Manchmal war er echt
altmodisch. Ich fragte mich, wer bei Liam so viel Wert auf seine
Erziehung gelegt hatte. Mutter oder Vater?
Wir gingen den unbefestigten Weg entlang, der zu schmal für das
Auto geworden war. Wenn man mal davon absah, dass wir uns zu
Fuß bewegen mussten, war es hier wirklich traumhaft. Es dauerte
nicht lange, da überquerten wir eine kleine, steinerne Brücke, auf
deren anderen Seite ein hübsches Holzhaus stand. Ich blieb auf
der Brücke stehen und schaute auf den Fluss herunter, der sich
tosend an den Felsen brach.
»Beeindruckend«, sagte ich leise zu mir selbst und bewunderte,
wie der Fluss alles mit sich riss, was sich ihm in den Weg stellte.
Wild und ungestüm. Liam kam langsam näher und legte mir
seinen Arm um die Schulter. Ich schauderte unter seiner
Berührung. »Ja, nicht?«, flüsterte er mir sanft ins Ohr und ich
merkte, wie sich jedes einzelne meiner Härchen aufstellte, als sein
heißer Atem meine Haut berührte. Ich nickte stumm. Wenn Liam
mich berührte, konnte ich einfach keinen klaren Gedanken fassen.
Ich holte tief Luft, eigentlich nur, um meine Fassung
wiederzuerlangen, doch erst jetzt fiel mir auf, wie
unwahrscheinlich gut Liam überhaupt roch. Ich konnte seinen
Duft nicht genau definieren, aber ich glaubte, den Geruch von
Tannen und feuchter Erde wiederzuerkennen. Er duftete nach
Wald und irgendwie sommerlich, doch gleichzeitig war sein Duft
auch betörend männlich. Ich nahm noch einen tiefen Atemzug.
»Sollen wir?«, fragte Liam und schob mich vorsichtig, ohne eine
Antwort abzuwarten, Richtung Holzhaus. Ich konnte mich
schlecht von dieser atemberaubenden Kulisse losreißen, ließ mich
aber dennoch bereitwillig voranschieben. Hauptsache, Liam hörte
nicht auf, mich zu berühren – und wer wusste schon, was mich
noch erwartete, nachdem dieser Nachmittag so vielversprechend
begonnen hatte. Ich fragte mich, ob sich wohl jede Berührung
eines Mannes – die nicht von Liam stammte – so für mich
anfühlen würde, und gleichzeitig fragte ich mich, warum ich mich
nicht schon früher für meine männlichen Mitschüler interessiert
hatte. Genauso schnell, wie mir die Fragen in den Kopf schossen,
genauso schnell konnte ich sie mir beantworten.
Natürlich würde sich keine weitere Berührung so anfühlen. Liam
war einzigartig. Und ich hatte vorher noch keinem anderen Kerl
mein Interesse geschenkt, weil sie es einfach nicht wert waren.
Ich dachte an Gyle-Kyle und sein hämisches Speckbackengrinsen.
Es schüttelte mich allein bei dem Gedanken daran. Diesmal aber
vor Ekel.
Wir stiegen eine kleine Treppe zu dem Holzhaus hinauf. Über der
Eingangstür hing ein großes Schild »Howling Moon«.
Überrascht über diesen ungewöhnlichen Namen schaute ich in
Liams Gesicht. »Heulender Mond?«, kicherte ich ziemlich albern.
»Ist das so ungewöhnlich?«, fragte er ernst, aber seine Augen
blitzten frech unter seinen langen, dichten Wimpern hervor.
»Nein ... für einen Wolf wäre es das nicht!«, gab ich keck zurück.
Liam starrte mich kurz verwirrt an, dann schmunzelte er mitleidig.
War wohl kein besonders guter Witz gewesen. Meine Hand langte
nach dem großen eisernen Türgriff. Liam seufzte hinter mir und
seine Hand schnellte vor meine, um die Tür zu öffnen.
»Ich hätte sie schon aufbekommen«, schmollte ich. Liams
zuvorkommende Art war zwar ganz süß, aber man konnte es auch
übertreiben. »Daran wirst du dich gewöhnen müssen.« Wieder so
ein Satz von ihm, der keine Alternative offen ließ. Bestimmend
und gebieterisch. Doch anstatt mich darüber aufzuregen, ließ ich
mir die Worte wie zart schmelzenden Nougat auf der Zunge
zergehen. Sie beinhalteten ja so viel mehr als einen blöden Befehl.
Daran werde ich mich gewöhnen müssen, sinnierte ich. Hieß das

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