Moonlit Nights
aus! Na prima! »Vielleicht sind sie doch ein
kleines bisschen unheimlich«, zwinkerte er mir zu, immer noch
laut lachend – auch wenn es irgendwie traurig klang. Ich ärgerte
mich über Liam. Manchmal konnte er richtig überheblich sein,
gleichzeitig wirkte er jedoch umwerfend anziehend. Nicht zu
fassen. Ich stand offenbar auf eingebildete Schnösel …
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und versuchte, sein
schadenfrohes Gelächter mit einem Kuss zu ersticken. Liam saß
mit dem Rücken an die Couch gelehnt. Ich schwang mein Bein
über seinen Schoß, setzte mich auf ihn und presste meine Lippen
auf seine. Im ersten Moment erwiderte er meinen Kuss, doch als
ich meine Lippen leicht öffnete, schreckte er davor zurück. Er
schien tatsächlich noch schüchterner zu sein als ich, doch diese
Suppe hatte er sich selbst eingebrockt. Hätte er sich besser nicht
über mich lustig gemacht, jetzt musste er nämlich dadurch. Ob er
wollte oder nicht, denn ich wollte mehr. Um genau zu sein: Je
mehr ich merkte, dass für Liam alles genauso neu war wie für
mich, desto mutiger wurde ich. Irgendwie fand ich seine gezierte
Art sogar überaus ansprechend. Liam versuchte, sich mir sanft zu
entwinden, doch er kam nicht weit. Er hatte die Couchlehne im
Rücken, außerdem umfassten meine Hände mittlerweile sein
Gesicht und zogen es näher zu mir heran. Erst noch widerwillig,
ergab er sich schließlich mit einem tiefen Seufzer. Triumphierend
begann ich dort, wo er mich unterbrochen hatte. Ich hatte meinen
Mund etwas geöffnet und küsste seine Unterlippe. Ich merkte, wie
Liams ganzer Körper sich anspannte. Ich glaubte, es gefiel ihm,
doch er schien unheimlich nervös zu sein. Warum bloß? Er
glaubte doch nicht im Ernst, dass ich so erfahren war, dass mir
überhaupt auffiel, wenn er etwas falsch machte?! Ich küsste ihn
erneut auf diese Weise. Diesmal aber auf die Oberlippe. Liams
rechte Hand war in ein Kissen gekrallt und sein Körper spannte
sich immer mehr. Ich hatte das Gefühl, als könne ich jeden
einzelnen Muskel von ihm spüren.
Plötzlich geschah etwas Unerwartetes. Liams vornehme
Zurückhaltung schien sich in Luft aufzulösen. Sein rechter Arm
umschlang fest meinen Körper und hob mich mit einem Ruck von
ihm herunter. Ein bisschen zu fest. Liams Griff war kurz vor der
Schmerzgrenze. Mit seinem linken Arm stützte er sich ab und ich
wusste zwar nicht, wie er es gemacht hatte, doch in null Komma
nichts lag ich unter ihm auf der Couch. Er erdrückte mich fast, als
er seinen muskulösen Körper an meinen presste. Ich versuchte
nach Luft zu schnappen, doch Liams Lippen waren schon wieder
auf meinen. Dieser Kuss war nicht mehr mit denen zu
vergleichen, die er mir vorher gegeben hatte. Dieser hier war nicht
sanft oder wie die Flügel eines Schmetterlings, sodass ich ihn
kaum spürte. Er war drängend und ungeduldig. Ein wildes Feuer
von ungezügelter Lust. Bevor ich mit meinem ursprünglichen
Plan – meinen ersten richtigen Kuss zu bekommen – fortfahren
konnte, hatte Liam auch schon meinen Kopf beiseite gedreht, um
mich vorsichtig halsabwärts zu küssen. Ich stöhnte leicht auf, was
Liam nur noch mehr anzuspornen schien. Sein Atem ging rau und
seine Küsse waren zärtlich, aber doch leidenschaftlich. So
arbeitete er sich langsam bis zu meinem Schlüsselbein vor. Ich
merkte, dass die Senke über meinem Schlüsselbein eine besonders
empfindsame Stelle war, und atmete laut aus, als er sie berührte.
Plötzlich schlug die Zimmertür auf und Liams Mutter stand
wutschnaubend auf der Schwelle. Während ich erschrocken zur
Tür glotzte und vergeblich versuchte, Liam von mir
wegzudrücken, schien ihn das gar nicht zu stören – er schien es
überhaupt nicht mitzukriegen!Hallo? Erde an Liam?
Erst als Liams Mutter einen ohrenbetäubenden Schrei von sich
gab – sie brüllte irgendetwas Unverständliches – zuckte Liam
zusammen und richtete sich auf. Peinlich berührt setzte ich mich
ebenfalls gerade hin. Ich merkte, wie mir die Hitze in die Wangen
stieg. Mein Herz pochte so laut, dass man es leicht mit dem
Rattern einer Dampflok verwechseln konnte. Liams Mutter stand
mit vorwurfsvoll wippendem Fuß im Zimmer, während Liam
schuldbewusst unter sich sah. »Es wird Zeit. Wir wollen gleich
fahren«, sagte Liams Mutter tonlos und ging Richtung Tür. Sie
sagte es in einem solchen Tonfall, dass keiner von uns auch nur
wagte, an die Sache von vorhin zu denken. Trotzdem schien sie
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