Moonlit Nights
lieber auf Nummer sicher gehen zu wollen und blieb an der Tür
stehen. Ich sprang von der Couch. »Ich geh’ dann mal heim.«
Liam stand ebenfalls auf. »Ich fahr‘ dich.« Ich schüttelte
energisch mit dem Kopf. Liams Mutter sah nicht besonders
erfreut darüber aus, und ich wollte mich nicht noch unbeliebter
machen. »Aber draußen wird es bereits dunkel …«, wandte er
besorgt ein. »Genau daran solltest du denken!«, zischte Liams
Mutter und schaute ihn vernichtend an. Mir war unbegreiflich,
wie eine liebende Mutter ihr Kind so anschauen konnte. »Nein«,
sagte ich bestimmt und als ich in sein zerknirschtes Gesicht sah,
fügte ich noch ein »das ist wirklich nicht nötig, ein kleiner
Spaziergang tut mir ganz gut« bei. Liam schaute mich skeptisch
an, doch ich lächelte aufmunternd. Ein kleiner Spaziergang an der
frischen Luft würde mir jetzt wirklich gut tun. Ich war noch viel
zu benommen von dem, was eben auf der Couch passiert war.
Zufrieden, über den Verlauf des Gespräches, verabschiedete sich
Liams Mutter mit einem kalten »Tschüss Erna« und ging aus dem
Zimmer. Ich machte mich ebenfalls auf den Weg zur Haustür. Ich
wollte Liams Mutter keine zweite Gelegenheit geben, mit dem
Gedanken zu spielen, mir den Kopf abzureißen. Mal ernsthaft: Sie
sah so aus, als würde sie das tatsächlich machen, wenn man es zu
weit trieb. Liam verabschiedete mich an der Tür mit einem
Küsschen auf die Stirn – zuerst wollte ich protestieren, da ich
dachte, dass wir die Sache jetzt hinter uns gelassen hätten, doch
unter den gegebenen Umständen wollte ich keine Diskussion
anfangen. Ich nahm den Kuss dankbar entgegen und machte mich
auf den Heimweg.
Langsam schlenderte ich die Straße hinauf. Bei den Fields
brannte Licht. Neugierig schaute ich von der Straße aus durchs
Fenster. Mrs Fields schien sich gerade mächtig mit ihrem Mann
zu zoffen. Sie brüllte so laut, dass ich beinahe jedes einzelne Wort
auf der Straße verstehen konnte. Den Anschuldigungen nach zu
urteilen, die Mrs Fields ihrem Mann an den Kopf warf, hatte sie
wohl herausgefunden, dass er eine Geliebte hatte. Vor Wut warf
sie einen Teller nach dem anderen durch die Gegend. Das hätte
ich dem alten, lieben Mr Fields gar nicht zugetraut. Mr Fields
erhob sich plötzlich, trat auf seine Frau zu und gab ihr eine
schallende Backpfeife. Unglaublich! Wenn sie bei uns zum
Einkaufen waren, wirkten die beiden immer so glücklich
miteinander. Ich ging schnell weiter. Nicht, dass die beiden noch
mitbekamen, dass ich sie beobachtet habe. Das gehörte sich
schließlich nicht. Außerdem wüsste ich nicht, wie ich mich ihnen
gegenüber beim nächsten Einkauf verhalten sollte. Mit großen
Schritten ging ich die Straße entlang, da entdeckte ich auf der
anderen Straßenseite Liams Schwester.
Musste sie nicht auf den Geburtstag? Sie lief Hand in Hand mit
Tyler, dem Tyler aus meiner Klasse, die Straße hinunter. Durfte
sie etwa jemanden mitnehmen? Zuerst wollte ich mich darüber
ärgern. Immerhin war ich deutlich ausgeladen worden, doch
eigentlich war ich auch gar nicht scharf auf irgendeinen
Verwandtengeburtstag. Ich konnte ja noch nicht einmal meine
eigene Verwandtschaft leiden. Wie würde es erst bei Fremden
sein? Ich überlegte, ob ich seine Schwester grüßen sollte, doch ich
entschied mich dagegen.
Ich kannte sie ja nicht mal, und wenn sie nur halb so gut auf mich
zu sprechen war, wie Liams Mutter – dann gute Nacht. Ich ging,
ohne weiter zu trödeln, nach Hause und legte mich schlafen.
Glücklicherweise fragten weder mein Vater noch meine Mutter,
wo ich den Nachmittag verbracht hatte.
Die Nacht schlief ich sehr unruhig. Ständig wachte ich
auf,weil ich mich im Bett hin und her wälzte. Irgend so ein
beschissener Köter aus der Nachbarschaft jaulte die ganze Nacht
durch, und das in einer Lautstärke, als würde er direkt in meinem
Zimmer sitzen. Wenn ich den erwische, drehe ich ihm den Hals
rum, dachte ich genervt. Ich stülpte mir das Kissen über den Kopf.
Das Jaulen war nun nicht mehr ganz so laut. Nach einer Weile
schlief ich endlich ein, und zum Glück wachte ich im weiteren
Verlauf der Nacht auch nicht mehr auf.
Eine böse Überraschung
Das Aufstehen fiel mir mittlerweile immer leichter. Die
Vorfreude, gleich wieder bei Liam zu sein, ließ mich schon vor
dem Wecker wach werden und trieb mich aus den Federn.
Obwohl ich dank der blöden Töle so schlecht geschlafen hatte,
war ich fit wie ein
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