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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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machen. Jetzt, wo jeden Moment seine Eltern um die Ecke
kommen konnten. Ich schmunzelte.
»Und?«, fragte Liam beiläufig. »Was und?«
»Was ist mit Vollmond?« Ich zuckte mit den Schultern.
»Nichts. Es steht hier.« Liam wurde augenblicklich ruhiger.
»Ach so«, er lächelte. Viel besser! Dieser Liam war mir vertraut.
»Das ist der Kalender meiner Mutter.«
»Wozu hat deine Mutter alle Mondphasen eingetragen?«, fragte
ich irritiert. Brauchte man so was? Wenn ja, wofür?
»Sie ist Astrologin.«
»Ah …« Ich nickte anerkennend und verständnisvoll, obwohl ich
keinen Schimmer hatte, wozu solch ein Kalender gut war und was
seine Mutter damit machte. Plötzlich stand jemand in der Tür.
Eine große, dunkelhaarige Frau, die Liams Schwester zum
Verwechseln ähnlich sah, nur älter. Messerscharf kombinierte ich,
dass es sich hierbei um Liams Mutter handeln musste. »Hi Mom,
darf ich dir Emma vorstellen?«, bestätigte Liam meine
Vermutung. Ich freute mich über meine Menschenkenntnis. Die
Frau musterte mich mit einem kritischen, abfälligen
Gesichtsausdruck. Sie dachte wahrscheinlich genau das, was ich
vorhin gedacht hatte. Wie kam ihr bildhübscher Junge zu so
einem Bauerntrampel? Ich wollte höflich sein, ging auf sie zu und
streckte ihr die Hand entgegen. Fast schon angewidert nahm sie
meine Hand, drückte so fest zu, dass ich das Gefühl hatte, sie
würde mir alle Finger brechen und grüßte mit einem grantigen
»Hallo!«
»Hallo«, antwortete ich vorsichtig. Na toll! Das hatte ja bestens
geklappt. Liams Mutter hasste mich. Ihr Blick war nicht weniger
bissig als der von Liams Schwester, als sie mich angesehen hatte.
Eingeschüchtert trat ich zurück und rieb mir unauffällig die
Finger. Liam hatte die Reste des zerbrochenen Glases entfernt,
nahm ein neues aus dem Schrank und füllte es mit Cola. »Sollen
wir in mein Zimmer gehen?« Liams Mutter hob eine Augenbraue.
»Denk daran, dass wir heute Abend auf den Geburtstag fahren«,
ermahnte sie ihn. Liam nickte gehorsam. Ich hätte mich auch
nicht getraut, ihr zu widersprechen. Ihr Blick fiel auf mich, dann
wieder auf Liam. »Allein!«, war alles, was sie noch sagte. Autsch!
Deutlicher konnte sie es wohl kaum machen, dass sie mich nicht
dabeihaben wollte. Ich kam ins Zweifeln, ob ich überhaupt hier
sein sollte. Hier, bei der hübschen, reichen Liam-Familie. Am
besten ließ ich mir irgendeine Ausrede einfallen und ging wieder.
Doch andererseits wollte ich so gerne bei Liam bleiben. Ich war
hin- und hergerissen. Liams Mutter ging aus der Küche und drehte
sich kurz um. »Hat mich gefreut, Erna!«, sagte sie in demselben
unfreundlichen Ton wie vorhin. Erna? Ja sicher … du mich auch
… »Mich auch«, entgegnete ich ihr lächelnd. Nicht, dass ich nicht
sowieso lieber bleiben wollte, doch jetzt würde ich ihr nicht mehr
den Gefallen tun, Liam allein zu lassen. »Sorry, meine Mutter hat‘
s nicht so mit Menschen – fremden Menschen, meine ich«,
verbesserte sich Liam. Ich dachte an unser erstes gemeinsames
Abendessen, das Liam bei uns verbracht hatte und daran, wie ich
mich für meine Mutter geschämt hatte. Ob es ihm jetzt genauso
ging? Hölleheiß- machende- und tötenden- Blick- habende-
Schwester, bösartige- furchteinflößende- Finger- brechende-
Mutter … Kein Wunder, dass Liam mir nichts von seiner Familie
erzählen wollte. Dagegen war meine echt niedlich. Wenn das so
weiterging, musste ich mir ernsthaft überlegen, ob Liam das
überhaupt wert war. Ich schaute in seine dunklen,
erwartungsvollen Augen. Ach! Was dachte ich denn da! Natürlich
war er es wert! Wir gingen eine kunstvoll verzierte Holztreppe
hinauf. Sein Zimmer befand sich, genau wie meins, im
Obergeschoss. Liams Zimmer war unheimlich ordentlich und
modern eingerichtet. Bett, schwarzes Ledersofa, Glastisch, weißer
Teppich und unzählige HiFi-Geräte. Liam ließ sich auf seine
Couch sinken, während ich das Zimmer genauer betrachtete.
Eigentlich war es ja unhöflich, in fremdem Eigentum
herumzuwühlen, doch jetzt, wo wir zusammen waren, hatte Liam
sicher nichts dagegen. Und wenn doch, würde er bestimmt einen
Grund finden, mich schnell abzulenken. Das konnte er gut und er
wusste das. Das Erste, was mir auffiel, war ein kleiner Kalender,
der auf Liams Nachttisch stand. Es war ein Abbild des großen
Kalenders in der Küche. »Willst du auch Astrologe werden? «,
scherzte ich und nahm den Kalender in die Hand. Das
Vollmondzeichen war

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