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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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zu mir herüber und tat
so, als ob er mir die Antwort ins Ohr flüstern wollte. Neugierig
lehnte ich mich ebenfalls nach vorne, um seinen Weg zu
verkürzen, damit ich die Antwort schneller erfuhr. Ich lauschte
begierig, doch alles, was Liam sagte, war »Werwolf-Kodex«.
Verwirrt schaute ich ihn an. Über meinem Kopf schwebte mal
wieder gut sichtbar ein dickes, unsichtbares Fragezeichen.
»Erinnerst du dich an den Werwolf- Kodex, von dem ich eben
gesprochen habe? Wenn ich es verraten würde, hätte ich das
Gesetz gebrochen …«
Na toll! Ein ehrenhafter Werwolf. Dabei war ich jetzt sooo
neugierig! »Jemanden, den ich kenne?«, hakte ich noch einmal
nach, doch Liam zuckte nur mit den Schultern. Gemeinheit! Erst
die Nase lang machen und dann mit der Sprache nicht rausrücken
wollen. Ich überlegte und ging in aller Schnelle die mir bekannten
Gesichter durch, doch so wirklich konnte ich mir bei keinem
vorstellen, dass er sich bei Vollmond in einen Wolf verwandeln
sollte. Der Gedanke war einfach zu absurd. Absurd … Moment!
Edwin war absurd oder zumindest nicht normal. Jedenfalls
assoziierte ich dieses Wort mit ihm. Auch, wenn es vielleicht fies
klang, doch Edwin konnte schließlich nicht abstreiten, dass er
irgendwie »anders« war und ich persönlich hatte auch das Gefühl,
dass ihn gerade das stolz machte.
»Edwin?!«, fragte ich und sah Liam scharf in die Augen. Ich hatte
die Hoffnung, an seiner Reaktion eine Antwort erkennen zu
können, doch Liam lag locker an das Bettgestell gelehnt und
lächelte mich an. »Wie kommst du auf Edwin?«
»Na ja …« Tja … wie kam ich ausgerechnet auf Edwin? »Weil er
immer so schwarz angezogen ist?« Meine Antwort hörte sich
mehr nach einer Frage an. Liam lachte laut auf, so als hätte ich
etwas unheimlich Witziges gesagt. »Werwölfe sind doch keine
Gothics!«, gluckste er vergnügt. »Oder hast du schon mal was von
einem Gothic-Werwolf gehört? Mit schwarzem Fell und weißer
Schnauze?« Liam lachte weiter. Schön, dass ich meinen Freund so
belustigen konnte. Blöder, alberner Witzwolf! Ich beschloss, ihn
vorerst nicht weiter danach zu fragen. Vorerst! Es gab nämlich
noch eine Sache, die mich brennend interessierte. »Darf ich noch
was fragen?«
»Nur zu.«
»Egal was?« Liam überlegte gar nicht. Es schien ihm also
wirklich nichts auszumachen. »Egal was«, antwortete er. »Wie ist
das, wenn du dich verwandelst?« Liam verzog das Gesicht. Das
schien wohl keine besonders angenehme Frage zu sein.
Hoffentlich war ich nicht zu aufdringlich. »Ich … ähm … ich
mein’ ja nur. Du hast so schmerzerfüllt ausgesehen «, versuchte
ich mich zu erklären, doch Liam winkte ab. Gut, er hatte also vor,
mir zu antworten. Liam schaute aus dem Fenster. Im Gegensatz
zu der unbeschwerten Fröhlichkeit von vorhin, machte sich nun
wieder eine düstere Stimmung breit. Liam starrte immer noch aus
dem Fenster. Mittlerweile war es draußen dunkel geworden. »Am
Anfang macht es einen völlig fertig.« Liam machte eine kurze
Pause. »Du hast Schmerzen. Starke Schmerzen! Es ist, als
würdest du bei lebendigem Leibe verbrennen ...« Er begann allein
bei dem Gedanken daran zu zittern. »Du bekommst entsetzlichen
Durst, hast aber gleichzeitig panische Angst vor Wasser. Es ist
zum verrückt werden! Es ist, als wäre dein Körper zu klein
geworden und als würde er plötzlich an allen Seiten und Enden
aufreißen, um deinem größeren Inneren Platz zu machen.« Ich
streichelte mitfühlend über Liams Rücken. Genauso hatte er im
Wald ausgesehen. Als hätte er entsetzliche Schmerzen gehabt. Ich
legte meinen Kopf wieder an seine Schulter und schwieg. Ich
wollte das gar nicht hören. Schlimm genug, dass es Liam so
schlecht ergangen war. Er musste sich das nicht noch mal alles
vor Augen führen, nur weil ich neugieriger Naseweis alles wissen
wollte. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, das ich überhaupt so
unsensibel danach gefragt hatte. Wie furchtbar, so was jeden
Monat durchmachen zu müssen. Nachdem ich eine Weile nichts
mehr gesagt hatte, fragte mich Liam: »Verhör beendet?« Er
lächelte wieder. »Fürs erste …«, antwortete ich und versuchte ihm
genauso schalkhaft zuzuzwinkern, wie er das immer tat, doch bei
mir sah es wohl eher wie ein unbeholfenes
Augenzusammendrücken aus. Als hätte ich einen Fremdkörper im
Auge oder so. »Das heißt also, du findest mich nicht abscheulich?
Zumindest nicht so arg, dass du mich trotzdem wiedersehen

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