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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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Moon ertappte sich bei der Frage, ob er die Bauern wohl noch einmal treffen würde.

    Er schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken. Was stimmte nicht mit ihm? Was hatte ein fremdes Bauernmädchen zu bedeuten, wenn eine so wichtige Aufgabe auf ihn wartete? Moon eilte weiter. Eine lange Strecke und ihre Ge fahren lagen vor ihm.
    Viele nannten die geschäftige Tokaido-Landstra ße ›Die große Straße‹. Sie begann in der östlichen Hauptstadt Edo, dem Heim des Shoguns, schlängelte sich nach Westen und Südwesten durch Berge, am Meer entlang und über viele Flüsse, um schließlich Kyoto zu erreichen, wo der Kaiser lebte.
    Moon warf immer wieder einen Blick in die üppigen Wälder zu beiden Seiten der Straße, als er weiterging. Es war wohlbekannt, dass viele Teile des Weges unsicher waren, verseucht mit Banditen, Taschendieben und Betrügern. Diese Plagegeister nutzten alle Arten von Gewalt, Lügen oder listigen Täuschungsmanövern, um die Reisenden um ihr Geld, ihre Waffen oder sogar Kleider zu bringen.
    Ein alter Mann mit nur einem Arm versperrte Moon den Weg. Er roch nach Pflaumenräucherwerk und wedelte mit ei nem Papieramulett über sei nem Kopf. Dabei rief er: »Zu verkaufen! Das größte Glück aller Zeiten! Nur drei Kupfermünzen!«
    Moon ging rasch um ihn herum, hielt den Kopf gesenkt und verdoppelte seine Geschwindigkeit, bis der Glücksverkäufer aufgab.
    Er hatte bemerkt, dass fast alle auf dem Tokaido zu Fuß unterwegs waren. Außer der Kriegerkaste verfügten nur wenige über Pferde, außerdem war der
größte Teil der Straße zu schmal, steil oder uneben für Fuhrwerke. Die Reichen und Edlen wurden in Sänften getragen, eleganten Kästen an zwei Stäben, die von zwei oder vier starken Trägern geschultert wurden. Bei jeder Siedlung gab es am Straßenrand Gastwirtschaften, Lebensmittel- und Geschenkeläden. In einer Stadt beobachtete Moon fasziniert, wie ein reicher Kaufmann in einer goldbemalten Sänfte zur Schwelle einer Gastwirtschaft getragen wurde. Der Samurai-Leibwächter, der die Sänftenträger anführte, verscheuchte einen Landstreicher, der vor dem Eingang saß und um Essen bettelte.
    Die Grenze von Hakone war nahe, und Moon hoffte, er würde sie ohne Zwischenfall passieren können. Die Landstraße führte auf dem Weg von Edo nach Kyoto durch fünfzig Städte und Dörfer. Wo sie aus dem Machtbereich eines Kriegsherrn in den eines anderen überging, waren Grenzübergänge errichtet. Sie wurden von Speerträgern und Samurai bewacht. Nur wer Ausweispapiere mit sich führte, durfte passieren. Wer bei dem Versuch ertappt wurde, sich heimlich über die Grenze zu schleichen, oder gefälschte Papiere vorzeigte, wurde auf der Stelle exekutiert.
    Moon wusste, dass seine Reisepapiere echt waren, vom Shogun selbst bestätigt, aber er war gewarnt worden, dass arrogante, überhebliche Samurai an den Passierstellen schon Fehler gemacht hatten. Man wusste von selbstherrlichen Grenzwachen, die eine spontane Antipathie gegen manche Reisende entwickelt hatten. Legitimierte Boten und sogar
Hei lige Män ner wa ren so fälsch licherweise exekutiert worden.
    Bevor er Edo verlassen hatte, hatte Moon sich im Kloster den Verlauf des Tokaido eingeprägt. Es bestand jedenfalls keine Gefahr, sich zu verirren. Er konnte die Route klar vor sich se hen, wenn er die Augen schloss. Hinter den waldbedeckten Bergen von Hakone, die sich jetzt auf sei nem Weg erhoben, würde er die Land straße verlassen, um nach Süden zu gehen, dann nach Osten in die Stadt Fushimi. Dort lag das Versteck von Silberwolf, dem Lord von Momoyama.
    Er rief sich in Erinnerung, wie Badger diesen Kriegsherrn beschrieben hatte. Ein grausamer, kriegserprobter Veteran, nach außen hin dem Shogun treu ergeben, nach In formationen des Ordens vom Grauen Licht aber dabei, eine abscheuliche Rebellion anzuzetteln. Ein vollkommen skrupelloser, durchtriebener Mann, so hatte Badger ihn genannt.
    Moon ging durch ein Dorf, in dem eine neue Welle von Reisenden auf die Straße aus gestampfter Erde und feinem Kies strömte. Die Kleidung jedes Einzelnen verriet seinen Beruf oder seinen Platz in der Gesellschaft. Moon musterte diskret die unbekannten Uniformen, als er an ihnen vorbeiging, und sammelte neue Ideen für Verkleidungen.
    Es gab Bauern mit Körben oder Gestellen auf dem Rücken. Darin trugen sie Gemüse, Säcke mit Sojabohnen, Fässer voll Reis und Getreide. Er sah Gruppen von Trägern, stämmige, verschwitzte Männer in aufeinander abgestimmten

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