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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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Augenblicklich erschien der Blick des
Eichhörnchens auf den Straßenrand, unscharf wie durch eine unruhige Wasserschicht. Dann wanderte der Blick des Eichhörnchens auf die Straße, die vor ihm lag. Der Blick des Tiers blieb auf dem letzten Teehaus vor dem Anstieg zu dem ho hen Bergrücken hängen, und Moon roch Tofu, der in Sojasauce gekocht wurde. Sich mit ei nem Tier zu ver binden, bedeutete manchmal eine Steigerung der menschlichen Wahrnehmung. Heute war dieser Nebeneffekt besonders stark. Moons Nase zuckte und sein Magen kribbelte. Er lächelte. Gut, so weit ging alles gut. Jetzt ein Versuch auf Ebene zwei.
    Der Klang von Strohsandalen, die Schotter zermahlten, kam von irgendwo zu seiner Linken. Moons Instinkt warnte ihn davor, die Verbindung mit dem Eichhörnchen zu unterbrechen und die Geräuschquelle mit seinen eigenen Augen aufzuspüren. Er verstärkte seine Verbindung zu dem Tier und machte sich auf den Weg zum Teehaus, dabei warf er aus den Augenwinkeln Blicke nach rechts und nach links. Ihm wurde ein wenig schwindelig dabei, und Moon wurde klar, dass sein gewagtes Experiment an solch einem öffentlichen Ort, umgeben von so vielen Fremden, eine schlechte Idee gewesen war.
    Ein gedrungener Ronin-Samurai kam auf ihn zugelaufen. Bedeutete das Gefahr?
    Indem er vorgab, sich auf die Straße vor ihm zu konzentrieren, überprüfte Moon den Näherkommenden. Der Fremde trug ein einzelnes Schwert, das auf eine Weise an seinem Gürtel befestigt war, die darauf schließen ließ, dass er es zu gebrauchen wusste. Er
war nicht sehr groß, aber sei ne Schritte waren lang, also war er gelenkig, und in jedem seiner Schritte lag Energie. Seine Hände baumelten an seinen Seiten, aber seine Finger waren still, gut kontrolliert. Der Samurai schien entspannt, dennoch waren seine Augen auf Moon ge richtet, und er bewegte sich, als ob er eine Absicht hätte. Eine verborgene Absicht. Sein Gesicht trug keine Narben, also kämpfte er nicht viel, oder aber er gewann seine Kämpfe. War er ein feindlicher Agent?
    Wenn ja, dann hatten die Feinde des Grauen Lichts nicht lange gebraucht, um zu reagieren!
    Warte. Moon presste seine Kiefer zusammen. Was, wenn der Mann tatsächlich harmlos war? Dies war öffentliches Gelände, und er sollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn es nicht unbedingt nötig war.
    Der Samurai beschleunigte seinen Schritt auf Moon zu, dann hob er eine Hand und zeigte auf ihn. Moon spürte, wie sich sein Magen zusammenzog und sein Körper sich auf einen Angriff vorbereitete. Jeden Moment würde der Mann nahe genug für einen Schwerthieb sein.
    Sollte er nach einem Shuriken greifen und bereit zum Kampf sein? Moon wusste, dass er den Mann nicht länger ignorieren konnte. Er würde entweder rennen müssen oder ste hen bleiben und he rausfinden, was er wollte. Oder tun wollte.
    Duellanten und Mörder machten sich den Überraschungseffekt zunutze. War das der Plan des Fremden? Herankommen, dann blitzschnell den ersten
Streich führen? Dann wäre es zu spät, um zu reagieren, weder klug noch sonstwie.
    Wie hätte sein Mentor die Bewegungen dieses Mannes gedeutet?
    Eagle, der sowohl Tutor als auch der Abt des Ordens vom Grauen Licht war, hatte viele Stunden damit verbracht, Moon beizubringen, auf andere zu reagieren, und zwar in dem sogenannten ›Bewusstseins-Unterricht‹. Als Experte in Taktik und ehemaliger Sa mu rai hatte Eag le Moon zwei Din ge eingebläut: sei wachsam, sei vorsichtig. Bruder Eagles am häufigsten gebrauchte Worte kamen ihm jetzt wieder in den Sinn.
    Reagiere nicht zu schnell. Denk nach, bevor du dich auf jemanden stürzt.
    Es war leicht gewesen, solche Perlen der Weisheit zu wiederholen, wenn man sicher auf dem Boden von Eagles kerzenerleuchtetem Arbeitszimmer kauerte, umgeben von Strategieratgebern aus aller Herren Länder, jeder einzelne von Badger sorgfältig übersetzt. Aber jetzt war er hier draußen in der wirk lichen Welt. Ein unbekannter Samurai hatte ihn fast eingeholt.
    Moon blieb stehen und schätzte mit Seitenblicken vor sich tig die Ge fahr ab. Die lin ke Hand des Fremden hob sich und strich über das Futteral seines Schwerts. Moon drängte es, sich nach rechts zu beugen und einen Shuriken zu ziehen. Eagles Stimme hallte in seinen Gedanken wider und hielt ihn auf. Moons Blick erfasste den Samurai. Wenn Vorsicht die falsche Reaktion gewesen war, dann würde
der Mann jetzt jeden Augenblick zuschlagen und ihn mit dem Schwert verletzen … oder töten. Der Fremde kratzte sich mit der

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