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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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Fähigkeiten verholfen. Er hatte immer besonders den Naganita-Kampf mit ihr genossen und sogar ihren Kurs über die Kunst der Verkleidung, obwohl er manchmal in längere Vorlesungen über angemessene Körperpflege ge mündet war. Die Wissenschaft der Tränke, insbesondere das Erkennen von Blumen und Kräutern, hatte ihn nicht
so sehr begeistert. Aber an diesem Tag war er über die Maßen dankbar für Herons chemisches Wissen, denn diese schöne, würdevolle Frau - einst die Frau eines Kriegsherren - war sicher die größte Expertin des Landes, wenn es um Gifte aller Art ging. Und sie hatte ihn gut unterrichtet.
    Moon drängte den Samurai, Platz zu nehmen und sich auszuruhen, während er den Tee holte. Die Bedienung füllte zwei Tontassen, dann beugte sie sich nieder, um ihre hölzerne Schöpfkelle in einem Bassin zu reinigen. Bevor er sich wieder seinem unerwünschten Gefährten zuwandte, ließ Moon geschickt drei Tropfen einer schwarzen Flüssigkeit in eine der Teetassen fallen und verstaute die Phiole wieder in ihrem Versteck.
    »Hier, Sir.« Er stellte die Tasse mit dem vergifteten Tee vor den Sa murai und hob heiter seine eigene. »Auf unseren Erfolg. Und … auf den Ruin al ler Diebe!«
    »Hmm!« machte der Fremde und stürzte den Tee in zwei Schlucken herunter. Moon lächelte. Diese Gier würde ihm nicht wohl bekommen. Er setzte sich hin und lauschte dem Gesang der Waldvögel, beobachtete die vorbeiziehenden Fremden und zählte im Stillen.
    Als er bei sechzig war, blickte er auf seinen Möchtegern-Leibwäch ter. Die Augen des Man nes wa ren schon halb geschlossen und sein Kopf hing ihm auf die Brust. Moonshadow sprang auf die Füße. »Ich muss jetzt los, Sir. Ich sehe, Sie sind noch nicht richtig ausgeruht, also auf Wiedersehen!« Er verließ die
Terrasse und begann den Aufstieg. Seine scharfen Ohren teilten ihm mit, dass der Samurai auf die Füße gekommen war, jetzt auf der Stelle schwankte und sich an einem knarzenden Möbel abstützte.
    »He!«, rief der Mann mit schwerer Zunge. »Du kannst nicht gehen. Du brauchst mich. Mein Schwert ist … ich bin … ich kann nicht be siegt werden.« Er stieß einen lauten Rülpser aus.
    Moonshadow warf einen Blick über die Schulter. Der Samurai hob eine Hand, deutete auf ihn, dann sackte ihm der Kopf vollends auf die Brust. Die Hand zitterte, fiel herab. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und stürzte dann der Länge nach mit dem Gesicht nach unten auf die Straße. Eine kleine Staubwolke stob auf.
    Die Bedienung kam aus ihrem Laden geeilt und beugte sich über ihn. Sie wandte ihren Kopf hin und her. Ihr Gesicht zeigte einen überraschten Ausdruck. Der Samurai schnarchte schon lauthals. Sie kehrte zu der Terrasse zurück, nahm sei ne Teetasse und schielte unsicher hinein.
    »Hier wirst du nichts mehr trinken.« Moon schüttelte den Kopf und beschleunigte seinen Schritt den Berg hinauf. Genauso wenig, so hoff te er, würde er weiterhin unschuldige Passanten betrügen.
    In einer Stunde hatte er den Bergrücken überquert. Die Straße führte jetzt bergab und schlängelte sich durch eine schattige Schlucht, wo sie auf die Grenze nach Hakone stieß. Dort versperrte ein Wall aus angespitzten Bambusstäben den Durchgang. Hinter dem Wall stand ein kleines Wärterhäuschen. Ein einziges
schwer bewachtes Tor zeichnete sich in der Mitte der Palisaden ab. Auf einer Seite der engen Öffnung stand eine Warntafel mit der Aufschrift:
    Weisen Sie Papiere vor, drehen Sie um oder lassen Sie sich verhaften.
    Auf der anderen Seite hing ein Banner, auf dem stand:
    Verdächtige Personen, die in diesem Monat als Spione geköpft wurden: elf.
    Elf Exekutionen in zwei Wochen! Sie konnten unmöglich alle Spione gewesen sein. Moon zwang sich, ruhig zu bleiben, obwohl sich sei ne Gedanken überschlugen. In letzter Zeit hatte der Shogun die ortsansässigen Kriegsherren ermutigt, diese Passierstellen mit ihren eigenen Samurai auszustatten. Das sparte dem Shogun Geld und ermöglichte es ihm, sei ne loyal ergebenen Krieger in Edo zu behalten. Es warf aber auch Probleme auf. Manche der örtlichen Samurai waren übereifrig oder einfach Tyrannen. Diese besondere Truppe hier bestand aus den Männern von Silberwolf, und es schien, als wollten sie sich so skrupellos und furchterregend zeigen wie ihr Herr.
    Moon beäugte die Wachen vor sich, während er näher kam. Nach der Art zu urteilen, wie sie herumlungerten und auf und ab stolzierten - alles Aufschneiderei, kein Gleichgewicht -, hätte sein

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