Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Handgelenk seines Feindes zu schlagen. Aber der Wachmann kannte den Trick, wechselte seinen Griff schnell und schlug mit dem Schwert nach außen, um den Streich ab zuweh ren. Etwas geriet in Moons Blickfeld und instinktiv duckte er sich. Ein Shuriken raste genau über seinem Kopf vorbei, dann noch einer. Er stand auf. Auch der kleinere Samurai krabbelte jetzt auf den Block. Moon ignorierte ihn und ging auf den großen los.
Er zwang den großen Samurai, eine rasche Serie von Schlägen aus immer wechselnden Winkeln zu parieren, und zwang ihn damit dazu, sich zu drehen. Dann, Hieb für Hieb, trieb er ihn unerbittlich rückwärts auf seinen Mitstreiter zu. Schließlich stieß Moon ein wildes Geheul aus. Er bedrängte den gro ßen Wachmann, kreuzte die Klingen mit ihm und stieß ihn so, dass er rückwärts auf seinen Partner stürzte.
Ineinander verknäuelt taumelten die beiden Samurai an den Rand des Steinblocks.
Als sie versuchten, schnell wieder hochzukommen, ohne sich gegenseitig zu behindern, ließ sich Moon auf seine Knie fallen und zielte mit einem präzisen
Schnitt auf den dicken Stoffgürtel des größeren Samurai. Die Spitze seines Schwerts sirrte auf dem Weg zu ih rem Ziel und der Gürtel des Man nes fiel ab, sauber neben dem Bauchknoten abgetrennt.
Moon stand auf und sprang mit beiden Beinen dem Samurai auf den Bauch. Der Mann keuchte, als Moon auf ihm landete, warf den Gürtel beiseite und stieß sich mit Schwung ab. Mit ei nem gede mütigten Keuchen drosch er noch einmal auf Moon ein, der das erhobene Schwert mit seinem Armpanzer abblockte und dann zum Mast hastete.
Vol ler Wut sprang der große Sa mu rai hoch. Sein Kimono stand offen und enthüllte einen sorgfältig geknoteten Lendenschurz. Mit ei nem hohen Grunzen ließ er sein Schwert fallen und begann, die Schö ße seines Gewands zusammenzubinden. Unter dem Mast mit dem Kabel steckte Moon das Schwert in die Scheide auf seiner Hüfte. Er wickelte den gestohlenen Gürtel um sei ne Taille, schlang ihn der Länge nach, zweimal gefaltet, über das Kabel, packte das herunterfallende Ende und wickelte es um seine freie Hand.
Es gab ein scharfes Krachen. Funken flogen von dem Mast ne ben seinem Kopf. Moon erschauderte. Noch ein Shuriken! Er sah sich um. Der Verbrecher war dabei, auf den Steinblock zu klettern, und ganz offensichtlich waren ihm die Wurfsterne noch nicht ausgegangen.
Der große Samurai hörte auf, die vorderen Enden seines Kimonos zusammenzubinden. Die Wachen nickten sich zu und jagten Moon Seite an Seite nach,
ihre Schwerter schwangen sie dabei mit einem Zischen über ihre Köpfe.
Moon ließ sich von dem Kabel tragen, packte den Gürtel fest und stieß sich über den Gra ben ab. Das Kabel knackte. So leicht, wie er war, gewann er schnell an Fahrt.
Als er die Hälfte seines schnellen Weges nach unten hinter sich hatte, traf ein Shuriken den Panzer an seinem rechten Bein. Moon zuckte zusammen und schrie auf. Die Spitze des Shuriken hatte ein Verbindungsgelenk in seinem Panzer getroffen, gerade an den Taschen vorbei, die ihn darüber und darunter durch die in ihnen verstauten Werkzeuge und Kleider geschützt hätten.
Er hob sein Bein an und betrachtete es. Da war ein neues nadelstichgroßes Loch in seinem Hosenbein und er fühlte Blut über seinen Oberschenkel fließen.
Das äußere Ufer des Grabens tauchte un ter ihm auf. Moon ließ den Gürtel los und sprang am Fuße der Sake-Brauerei von dem Kabel herunter. Genau über ihm am Hügel warfen drei riesige hölzerne Braubottiche, jeder auf einem kleinen Turm, düstere Schatten.
Als er losrannte, um dort Deckung zu finden, folgte ihm ein Hagel von Pfeilen.
FÜNFZ EHN
VERANTWORTUNG?
Im schönsten Landschaftsgarten des Schlosses standen Silberwolfs beste Wachleute Akira und Jiro nebeneinander, die Köpfe gesenkt. Ihr Herr schritt ärgerlich vor ihnen auf und ab. Sein Gesicht passte zu den dunklen Wolken, die aus den Bergen heranzogen.
Hinter ihnen saß der Tod lose auf ei nem Findling und strich träumerisch über das scheckige Moos. Er nickte langsam, während er unter dem weichen Moos die Stärke des Felsbrockens befühlte.
Silberwolfs rasende Wut prallte an ihm ab. Ganz wie der Felsen war er wettergegegerbt, hart und duldsam, doch wie die gescheckte Moosdecke war er auch scheinbar weich, jedenfalls bis jetzt. Der Todlose grinste. Seine unbezwingbare Härte würde sich bald zeigen. Zunächst - so sagte ihm seine Erfahrung - sollte er sich zurückhalten, bis ihm der Feind die Aufgabe
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