Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Leitung könnten
sie sich vielleicht sogar rehabilitieren. Wenn nicht …
»Egal, beendet euren Bericht!« brummte der Kriegsherr Akira an.
Der Spion räusperte sich. »Vor Sonnenaufgang ging ich mit Jiro und dei nen Männern zu der Wirtschaft, von der dein Informant gesprochen hatte. Der Wirt gab zu, dass er gerade solch einen Gast gehabt hatte: einen Botenjungen, das richtige Alter, der richtige Körperbau, und vor allem: fremd in der Stadt. Aber dieser Junge ist letzte Nacht verschwunden. Niemand um die Herberge herum hat ihn noch einmal gesehen.«
Silberwolf dachte nach. »Ak ira, obwohl du letzte Nacht versagt hast, warst du doch derjenige, der sich mit unserem Eindringling duelliert hat, bevor er mit dem Kabel entkommen konnte. Wie deine Wunde beweist, warst du ihm am nächsten. Was kannst du mir also sonst noch sagen?«
»Vergiss letzte Nacht, Lord, er wird uns nicht noch einmal entkommen!«, unterbrach Jiro. »Meine Kumpane beobachten jetzt jeden, der die Stadt ver lässt, und haben Order, jeden jungen Mann mit schmaler Gestalt zu durchsuchen! Etwas mehr Zeit ist alles, was wir brauchen. Er wird gefunden werden.«
»Was man über eure Köpfe nicht sagen kann, wenn er entkommt.« Silberwolf beäugte jeden von ih nen und hörte bei Jiro auf. »Oder wenn du noch einmal sprichst, ohne vorher gefragt worden zu sein.«
Jiro fiel auf ein Knie und senkte den Kopf.
Akira stieß einen matten Seufzer aus. »Es waren
zwei, Lord. Was zu der Verwirrung letzte Nacht beigetragen hat.«
»Wer war der andere?« Silberwolf verschränkte die Arme. »Ein Komplize von dem, gegen den du gekämpft hast?«
»Ich glaube nicht, Lord. Diese Sorte kämpft, genau wie ich, lieber allein.« Akira warf ei nen kühlen Seitenblick auf Jiro. »Profis empfinden die Anwesenheit von anderen als Behinderung. Nein, ich würde sagen, der zweite Eindringling war ein Rivale, ein Rivale mit gleichen Fähigkeiten wie der, der dei ne Pläne gestohlen hat.« Er wollte noch etwas hinzufügen, blieb dann aber still.
Der Kriegsherr machte eine ungeduldige Handbewegung. »Was sonst noch? Komm, lass hören, Mann!«
»Ich war derjenige, der den anderen Eindringling auf der Wand des Burg frieds gesehen hat, Lord. Ich würde sagen, nach den leichten Bewegungen und dem besonderen, geschickten Huschen zu urteilen, war es ein Mädchen.«
»Vielleicht hättest du mit ihr kämpfen sollen«, murmelte Jiro, »Mann mit dem guten Ruf.«
Akira drehte sich dro hend zu ihm um, die Hand griff nach seinem Schwert. »Gut, dass ich noch lebe, um für mei nen Lord zu kämp fen, egal mit wem! Die Hälfte deiner Shuriken hätte beinahe mich getroffen, nicht ihn!«
Jiros Hand blitzte in seiner Tasche. Er trat einen Schritt zurück. »Ach, jetzt ist alles meine Schuld! Wer wollte denn unbedingt als Erster gegen den
Feind kämpfen? Wer hat das zweifelhafte Würfeln gewonnen und ist losgezogen? Wer …«
»Ruhe!«, bellte Silberwolf. »Lasst eure Waffen los! Ich entscheide, wer die Verantwortung trägt und dafür sterben wird!« Er hob eine Augenbraue. Dieser Abschaum von Verbrecher hatte aber recht. Wer hatte ihn am Abend zuvor am meisten im Stich ge lassen? Er starrte seine Samurai an, dann die Ge folgsleute, ganz zum Schluss den Todlosen.
Es war vereinbart gewesen, dass der Todlose in Reserve gehalten würde und die anderen die erste Welle gegen den Eindringling bilden sollten. Aber ihr nächtlicher Eindringling hatte sich als dieser Welle überlegen erwiesen. Silberwolf verengte seine Augen zu Schlitzen. Aber der Todlose müsste doch alles beobachtet haben? Warum hatte er nicht eingegriffen und sich diesen Eindringling vorgenommen, der für ihn doch eindeutig ein würdiger Gegner war?
Silberwolf beobachtete, wie der große Mörder mit dem Moos spielte. Vernunft kühlte seine Wut ab. Er wollte Antworten fordern, aber sich den Mörder nicht zum Feind machen. Immerhin war der Mann eine gefährliche lebende Legende, und da er gegen Klingen immun war, konnte ihm nicht ein mal ein Kriegsherr mit dem Tod drohen. Silberwolf unterdrückte ein Lächeln. Natürlich erstreckten sich sei ne Zau berkünste nicht auf Schuss waf fen. Die se Möglichkeit würde er überdenken müssen, wenn sein teuerster Gefolgsmann nicht irgendetwas unternahm. Und zwar bald.
Der Todlose blickte auf und schien Silberwolfs
Gedanken zu lesen. Seine seelenlosen Augen blickten in das Gesicht seines Herrn.
»Mach dir keine Sorgen, mein Lord«, sagte er langsam. »Die Angelegenheit ist noch nicht
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