Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
Vom Netzwerk:
leichter machte. Sollte dieser Kriegsherr doch rasen vor Zorn, sollten seine Lakaien herumstammeln.
    Der Todlose zerkrümelte etwas Moos zwischen Daumen und Zeigefinger und beobachtete Silberwolf, wie er im Auf- und Abgehen grummelte.
    Er hatte gewusst, dass zwei Eindringlinge in der
Stadt waren, beide jung, kraftvoll und bereit, zum Schlag auszuholen, denn er hatte sie gefühlt. Er hatte einen beim Betreten des Schlosses beobachtet, und wenn seine Eindrücke richtig waren, hatte er sogar den zweiten Spion gespürt, weiter entfernt, ohne Zweifel gerade dabei, irgendwo anders den Festungsgraben zu überwinden und eine Wand hoch zuklettern. Ihre leicht voneinander abweichenden Energien ließen den Schluss zu, dass sie nicht aus derselben Schule stammten, aber jeder von ihnen war ausgebildet. Der Todlose gähnte unter seiner Kapuze. Sein Meister Koga Danjo hatte ihn vor seinem … verfrühten Tod weit mehr ge lehrt als die höchste Wissenschaft des Alten Landes. Er hatte ihm beigebracht, jede Situation zu überdenken und einen Plan zu machen. In der Welt der Geis ter würde Danjo dies nun zweifellos bereuen!
    Die beiden Eindringlinge, die der Tod lose gespürt hatte, waren wahrscheinlich die ersten einer ganzen neuen Generation von Shinobi. Todlos oder nicht, im Vergleich mit ihnen war er ein vernarbter alter Kampfhund. Er würde sie wetteifern lassen, die Schlacht gegeneinander austragen lassen, dann den erschöpften Sieger in die Enge treiben und so seine Kräfte sparen für den Fall, dass sie wirklich so gut waren, wie sie sich anfühlten. Und doch wäre er der Überlegene; er der Falke, sie die Tauben.
    Sein Blick glitt über die anderen Söldner. Im Laufe der Zeit würden diese minderwertigen Männer ausgemerzt werden, denn das Paar, gegen das sie an traten, war von ganz anderem Format als sie selbst.

    Gut! Er alleine würde zurückbleiben, um den tödlichen Schlag auszuführen, und wenn die Angelegenheit für Silberwolf dann immer hoffnungsloser wurde, könnte er für seine ohnehin schon fantastische Bezahlung vielleicht noch einen Aufschlag aushandeln.
    Der Todlose senkte seinen Blick auf den stei nernen Sitz. Er würde es schaffen. Aber nur wenn er kühl und verborgen bliebe wie das Hokkaido-Tal, in dem er geboren worden war. Doppelzüngig, falsch wie dieser nicht zerstörbare Fels und seine irreführende, nachgiebige Moosauflage.

    »Mehr Regen in den kommenden Tagen, dann ein Sturm, würde ich sagen.« Silberwolf wandte seinen Blick von dem bewölkten Himmel ab und schritt wieder den Garten ab, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Aber wir haben schlimmere Sorgen als schlechtes Wetter, stimmt es nicht, meine Herren?«
    Als er erfahren hatte, dass die Pläne gestohlen worden waren, war er vor Wut explodiert und hatte schon den unglücklichen Wärter, der die Nachricht überbracht hatte, köpfen lassen wollen. Wieder allein, hatte Silberwolf sein Schreibzeug gegen die Wand geschleudert. Auf dem Weg in seinen Garten hatte er jede Magd, jeden Diener, jeden Samurai angeblafft.
    Seine lodernde Wut hatte sich jetzt gelegt und einer bissigen Bosheit Platz gemacht. Jede seiner sarkastischen Bemerkungen, jeder seiner eiskalten Blicke zeugte davon. Aber Silberwolf wusste auch, dass Selbstkontrolle unerlässlich war, wenn er dieses Desaster noch abwenden wollte. Wie üblich würde er für seine tumben Männer mitdenken müssen. Zu seiner Beruhigung atmete er einmal tief durch. Dieser friedliche Garten hatte ihm immer geholfen, seine Gedanken zu ordnen. Hierhin kam er, wenn es galt, Lösungen zu finden, nachdem etwas schiefgegangen war. So wie es in der vergangenen Nacht geschehen war - katastrophal schiefgelaufen.
    Er überquerte eine kleine Holzbrücke über den aus einer Quelle gespeisten Bach und blieb bei einer steinernen Laterne unter einem Ahornbaum stehen. Brummelnd schüttelte Silberwolf den Kopf und ging weiter. Er ging um einen Min iatursee, der terrassenartig auf Sand ange legt war, und schritt zu rück zu der Gruppe wartender, unbehaglich dreinschauender Männer.
    Der Kriegsherr blickte seine Gefolgsmänner kalt an, als er sich ihnen näherte, und machte keine Anstalten, seine Geringschätzung zu verbergen. Er war versucht, wenigstens einen von ihnen für die misslungenen Bemühungen der vergangen Nacht zu töten, aber dann bekäme er nie ei nen Gegenwert für sein Geld von demjenigen, den er auswählen würde. Außerdem war ihre Aufgabe noch nicht getan und noch brauchte er sie alle. Unter seiner

Weitere Kostenlose Bücher