Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
geschickt um, sodass er ihn mit den Ellbogen
hart zwischen den Augen traf. Die Kraft des Schlags schleuderte Moons Kopf nach hinten. Sein Blick auf das Dach war plötzlich verschwommen. Er versuchte aufzustehen. Seine Glieder waren taub. Er schnappte nach Luft und musste sich eingestehen, dass der gerissene Angriff auf sein Nervensystem ihn paralysiert hatte. Jetzt war er leichte Beute. Moon versuchte, wieder Gewalt über seine Beine zu gewinnen. Sie fühlten sich an wie tot. Der Feind ragte über ihm auf und studierte seinen Tarnanzug.
An die Ziegel gedrückt, wartete Moonshadow auf eine Schwertspitze oder -schneide, die ihn treffen würde. Aber weder das eine noch das andere passierte. Anstatt eine Klinge hervorzuziehen, kauerte sich sein Angreifer nieder und rammte eine Hand in den vorderen Teil von Moons Jacke: Schmale Finger tasteten nach dem Bambus mit den Plä nen. Wieder versuchte Moon, auf die Füße zu kom men, und dieses Mal ge horchten sie ihm. Er nahm all sei ne Kraft zusammen und rollte sich weg, wobei er sich auf die Beine seines Angreifers stürzte und ihn mit sich zu Boden riss. Während er sich abrollte, packte Moon das Handgelenk des Fremden und drehte es schnell herum. Der Gegner musste den Griff um die Lederschnur an seinem Hals lösen.
Nun umschloss Moon mit sei nen eigenen Armen und Beinen die seines Angreifers und packte fest zu, als sie auf den Rand des Daches zurollten. Ängstlich schnappte er nach Luft. Wenn er den Abstand zum Rand des Daches richtig berechnet hatte, würde
der Schwung ihm hel fen, den Feind vom Dach zu stoßen. Sie würden ihren Kampf beenden müssen, um zu vermeiden, dass sie vom Dach fielen. Wenn er schlecht geschätzt hatte, würden sie den Rand zu früh erreichen und beide fallen; dann konnte alles passieren.
Sein Schwert in der Scheide stieß ihm in den Rücken, als er die letzte Reihe der Dachziegel erreichte. Mit einem Hüftschwung löste Moon sich von seinem Angreifer und warf ihn vom Dach. Laut los fiel der Fremde hinab. Moon kroch vom Rand weg, seine Lungen schnappten nach Luft. Er griff nach dem Lederriemen, dann an seine Brust. Die Bambusröhre war noch an Ort und Stelle. Er beugte sich vorsichtig über den Rand des Daches. Seine Blicke suchten nach einer Spur des anderen Eindringlings in der Böschung des Burgfrieds. Sein Angreifer hatte ihn nicht getötet, als er die Gelegenheit dazu hatte, also hoffte Moon, er hätte einen Unterschlupf oder einen Halt auf dem Weg nach unten gefunden. Aber er sah nichts.
Moon erschauderte. Sein Angreifer war einfach verschwunden. Es gab kein Anzeichen, dass er sich irgendwo an das Dach klammerte. Kein baumelndes Seil, keine Klauenspuren im im mer helleren Mondlicht.
Hatte er es übertrieben, hatte der Sturz ihn getötet? Er spähte weiter nach unten. Nichts: kein Blut an der Seite des Gebäudes, keine Leiche am Boden. Er schüttelte den Kopf. Wer immer sein Gegner war, sein Stil war anders, aber er war gut. Er stemmte sich
auf die Bei ne, sah sich auf merksam um, dann konzentrierte er sich auf die Brücke, die mit dem Regendach verbunden war.
Je mand an de res hatte ihn ge funden, je mand, der ein bisschen freundlicher war. Nicht in der Lage, sich selbst zu helfen, grinste Moonshadow. Die Tempelkatze kauerte in der Mitte der Brücke, den Kopf auf dem Boden, und studierte anscheinend etwas, das sie mit den Pfo ten ge fangen hielt. Sein Ge fühl der Erleichterung verwandelte sich in Hochstimmung, aber jahrelanges Training ließ ihn innehalten und warnte: Entspannung war noch nicht angebracht. Moon blickte über seine Schulter. Er hatte mit einer unerwarteten Schwierigkeit fertig werden müssen und sie über lebt. Aber die wah re Bedrohung lag noch vor ihm, mit der er sich unausweichlich würde auseinandersetzen müssen. Silberwolfs beste Wachen, seine bestausgebildeten Samurai. Moon leckte sich die trockenen Lippen. Und angesichts des sen, was die Nacht bislang geboten hatte - wer wusste, was noch kommen würde?
Er starrte nach vorn über die Brücke. Die Katze blickte auf, dann nach links und nach rechts, anschließend sprang sie auf die Füße und lief zum Rand. Moon blieb ste hen, als sie aus sei nem Blickfeld verschwand und in die Dunkelheit rund um die lange Plattform sprang. Er verengte seine Augen zu Schlitzen und spähte weiter vorn die Brücke für die Bogenschützen entlang.
Ja. Da war ein Mann. Er stand allein im Schatten und versperrte den Weg zum äußeren Rechteck. Einen
Augenblick nachdem er ihn gesehen
Weitere Kostenlose Bücher