Moonsurfer
Maske zupendelt, oder ob es die Grimasse ist, die näher schwingt, um sich sogleich wieder zu entfernen.
Später, er weiß nicht wie viel später, ist sieverschwunden. Er trinkt aus einer großen Muschel, die ihm Shark an den Mund hält, den Tee der Tocobaga-Indianer.
Währenddessen versucht der Sturm immer wütender nach der Hütte zu greifen, wirbelt Palmblätter, Äste und Kokosnüsse in die Schutzburg der Schamanin und bearbeitet das Dach mit heftigen Schauern.
Dies ist nicht mehr nur einer seiner Vorboten, dies ist Huracan persönlich.
Der Hurrikan ist da.
Steven tastet erneut nach dem schmerzenden Auge.
»Schschscht … nicht.« Shark hält seine Hand fest. Dann drückt sie ihm vorsichtig einen kühlen Brei auf die Wunde, legt ein paar Blätter darüber und verbindet behutsam seinen Kopf.
»D…die schwarze Schlange …«, flüstert Steven.
»Du hast sie geträumt. Ke-Lo hat sie besiegt. Sie ist weg. Du wirst leben. Mit einem Auge.«
»Ke-Lo?« Er blinzelt durch das gesunde Auge.
»Ke-lo. Hase «, erklärt Shark und deutet auf die alte Schamanin, die sich beruhigt hat und jetzt bucklig neben dem Feuer steht, in das sie neue Kräuter wirft, die den Qualm in der Hütte nähren.
Shark hockt sich an Stevens Seite, legt die Hände auf ihre Knie und blickt ihn still an. Ihre dunkle Haut glänzt im flackernden Licht der Flammen.
Sie ist wunderschön, denkt er plötzlich und vergisst für einen Moment alles, was er gerade durchgemacht hat. Der stark koffeinhaltige Tee ist in seinen Kreislauf gefahren. Die kühle Paste auf seiner Verletzung lindert den Schmerz.
Dann erst begreift er, was Shark soeben gesagt hat:
Werde ich auf einem Auge blind bleiben?
Verzweifelt blickt er sich in dem kleinen Raum um, als könne er hier irgendwo ein Wundermittel gegen sein Schicksal entdecken. Masken, papierdünne Schlangenhäute, Waschbärentatzen, speckige Lederbeutel, Muschelketten, Pantherfelle. Tönerne Töpfe und Schildkrötenpanzer, die auf dem Boden verteilt herumliegen.
Und … Moonsurfer!
Das Board hat Schrammen, aber es scheint ansonsten unversehrt, nicht zersplittert, wie in seinem Traum.
»Wie … kommt das Board hierher?«
»Es hat nach Hause gefunden!«, erklärt Shark und lächelt das erste Mal, seit sie Steven vor ein paar Wochen am Strand von Sharkfin-Island kennengelernt hatte. »Es hat allein nach Hause gefunden! Es hat einen Zauber …« Sie macht eine Pause, dann erzählt sie: »Die Kopfjäger waren hinter uns. Ich habe Scouba losgeschickt. Er sollte Sha-na´s Freund im Meer finden, der mir überallhin folgt. Den Hai. Scouba ist weit geschwommen, bis ihn die Kraft verlassen hat. Aber dann kam dein Einbaum, den du Moonsurfer nennst. Scouba ist auf den Einbaum geklettert. Danach haben Scouba und der Einbaum den Hai gefunden. Zusammen haben sie dann die Feinde verjagt.«
»Das hat dir der Hund erzählt?«, fragt Steven.
»Ja, Scouba folgt nicht nur Snake. Scouba folgt auch mir! Tiere sprechen mit Sha-na, die Schamanin sein wird, wenn Ke-Lo zu den Ahnen geht. «
»Shark, wie lange habe ich hier gelegen?«, fragt Steven nach einer Weile. »Ich muss wissen, wann Vollmond ist …«
»Der Mond ist voll. Du warst viele Tage den Ahnen sehr nahe.«
Steven ignoriert, was sie gerade angedeutet hat: »Vollmond? Heute Nacht?«
»Ja, aber du kannst den Mond im Sturm nicht sehen. Ke-Lo hat Huracan zu Hilfe gerufen.« Sie senkt den Kopf. »Die Krieger des Panther-Clans können das Schiff der Stinkenden nicht allein besiegen …«
»Dann … liegt die Blackbird noch immer dort draußen? Und Skull ist noch immer am Leben? Und der Schatz noch immer im Schiff?«
Shark nickt und Steven reißt den Arm vor sein gesundes Auge: Die Uhr zeigt kurz nach fünf. Bald wird also die Sonne aufgehen … wenn sie in diesem Unwetter überhaupt aufgeht.
Ich muss es versuchen! Ich muss zurück und ich muss in ein Krankenhaus, vielleicht kann mein Auge noch gerettet werden! Und ich muss meinem Vater berichten …
Er schnellt hoch, greift nach Sharks Händen. »Shark, hilf mir! Ich muss die Siebte Welle reiten, bei Sonnenaufgang!«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Das Wasser wird dich töten. Huracan lässt es wüten!«
Sie glaubt, dass er wieder fantasiert. Er sieht es ihr an. »Shark, ich bin okay! Ich hab alle meine Sinne beisammen!« Er springt auf die Beine und schafft ein paar Schritte, bevor ihm wieder schwarz vor Augen wird. Er torkelt, stolpert. Doch Shark steht bereits neben ihm und legt seinen Arm
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