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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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einer Meile taucht Alligator ohne seine Waffe wieder hinter der Gruppe auf, dieses Mal nicht mehr vorsichtig und im Schutz des Dschungels, sondern offen den Strand entlangjagend.
    »Fünf Jäger!«, brüllt er Shark entgegen, während er nach Süden deutet.
    Außer Atem erreicht er die vorwärts stolpernde Truppe.
    Doch Shark stoppt ihre Freunde und macht eine Handbewegung, die die Gefährten dazu auffordert, die Bahre abzusetzen. Danach wendet sie sich Sting zu und spricht ein paar Worte mit ihm. Sting nickt und läuft alleine los: nach Norden, zur rettenden Wassertraße.
    Jetzt ruft das Mädchen Scouba zu sich, lässt sich auf die Knie in den Sand fallen, hebt den Kopf des Hundes fast zärtlich an und blickt ihm in die Augen. Scouba bewegt sich nicht. Sie scheint ein wortloses Zwiegespräch mit dem Tier zu führen, bis sich der PortugiesischeTauchhund abrupt abwendet, in die Brandung springt und in den Wellen verschwindet.
    Snake will hinterher, versucht seinen Hund zurückzurufen, aber Shark hält ihn am Arm. »Es ist gut. Scouba hat eine Aufgabe. Genauso wie Sting. Sie holen Hilfe!« Damit wendet sie sich wieder den anderen zu: »Los!
    Sie heben die Trage an und laufen los. Steven stöhnt auf. Sein Kopf schlägt heftig im Rhythmus der Schritte hin und her.
    Doch es ist zu spät.
    Auf der Landzunge im Rücken der Flüchtenden tauchen die fünf schwer bewaffneten Krieger der Calusa auf. Dahinter steht die schwarze Wand des Sturmes. Wie Untote aus ihren Gräbern wachsen die Kopfjäger aus dem Sand, ihre Augen liegen weiß leuchtend in schwarz und rot geschminkten Fratzen. Seeadler-Federn in den Haaren, menschliche Unterkiefer an ledernen Bändern um den Hals, Tätowierungen am ganzen Körper, nackt, bis auf ihre hirschledernen Lendenschurze. Als sie ihre Opfer entdecken, starten sie ein markerschütterndes Siegesgeheul.
    Und die Gefährten rennen um ihr Leben.
    Die Furt, die rettende Grenze zum Gebiet des Panther-Clans, liegt nur mehr eine Viertelmeile vor ihnen und doch zu weit entfernt, um sie zu erreichen. Noch schimmert sie schwach im letzten Licht der Abendsonne, während das Land im Süden bereits vom Schwarz des Unwetters verschlungen wird. Kurz darauf ist die ganze Insel in düsteres Grau getaucht, während die Gefährten verzweifelt versuchen, ihrem Schicksal zu entrinnen.
    Möwen schrecken auf, flattern in den Himmel, Strandläufer stieben auseinander.
    Einer der Jäger holt aus und schleudert seinen Speer aus vollem Lauf. Das Geschoss steigt hoch in die Luft, beschreibt einen weiten Bogen und fliegt mit den rasenden Wolken. Wie ein Greifvogel scheint es für einen kurzen Moment am Himmel zu stehen, bevor es sich auf sein Opfer stürzt. Die Waffe dreht sich um ihre eigene Achse, dann senkt sie sich nach unten, ihre Spitze auf Snake gerichtet.
    Der Schiffsjunge starrt auf die Furt, die vor ihm liegt, wie eine unerreichbare Oase. Seine zerschundenen Füße landen auf scharfkantigen Muschelresten, die Muskeln brennen, wollen den Dienst verweigern. Der linke Arm ist taub vom Gewicht der Bahre, auf der Steven hin und hergeschleudert wird, während er vor Schmerzen brüllt.
    Das Geschoß sirrt auf Snakes Rücken zu.
    Er stolpert … und der Schaft des Speeres jagt eine Handbreit an seinem Ohr vorbei. Zitternd bleibt die Waffe im Sand vor ihm stecken.
    Snake will den Schaft in vollem Lauf packen, greift aber ins Leere.
    »Schneller!«, brüllt Shark.
    Jetzt hebt der zweite der Jäger seinen Bogen, stemmt ein Knie in den Sand, legt einen Pfeil ein und zieht die Sehne. Sirrend jagt das Geschoss durch die aufziehende Nacht.
    Shark hat ihre Augen zugleich vorne und hinten. Neben ihr läuft Snake, hinter den beiden sind Turtle und Alligator. Plötzlich reißt das Mädchen nach rechts aus, sodass beinahe alle gemeinsam zu Boden gehen.
    »Was zum Teufel…«, schreit Snake, doch dann erkennt er, dass Shark einem von ihnen das Leben gerettet hat: der Pfeil rammt vibrierend neben Alligators Füßen in den Sand.
    »Wir laufen wie flüchtende Hasen!«, ruft Shark und reißt gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung aus, während ein weiterer Pfeil in eine ihrer Fußspuren einschlägt.
    Sie torkeln im Zickzackkurs durch den Muschelsand. Um die Verzweifelten herum schlagen vibrierend Geschosse in den Strand, ein Pfeil streift Sharks Arm, ein weiterer schlägt zitternd in die Bahre neben Turtles Hand. Viel zu langsam kommen sie der Furt näher. Schritt für Schritt arbeiten sie sich vorwärts, keuchend, schnaufend,

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