Moorehawke 02 - Geisterpfade
Euch.«
»Ich danke Euch, Aoire«, entgegnete Christopher, den Griff um Wynters Hand festigend. »Doch der Bärenstamm ist zu wild, zu urtümlich für mich. Ich kann nicht annehmen.«
Bedauernd nickte Úlfnaor. »Nun denn, lebt wohl, Coinín, möge An Domhan Euch immer kennen.« Christopher verneigte sich leicht, und der Aoire legte ihm eine Hand auf den Scheitel und murmelte etwas. »Und Ihr, lucha rua «, wandte er sich an Wynter, die ihn misstrauisch beobachtete. »Mir will scheinen«, lachte er und versetzte ihr einen freundschaftlichen Stüber unter das Kinn, »unser Coinín beag kommt vom Regen in die Traufe, nach ea ? Ihr solltet Merronerin sein,
lucha , es ist schön, solche Beherztheit in einem so kleinen Wesen zu sehen.«
»Lebt wohl, Úlfnaor«, sagte sie kalt. »Ich wünsche Euch und Eurem Volk alles Gute.«
Úlfnaor lächelte sie nachsichtig an, doch sie drehte sich um und ergriff Ozkars Zügel. »Lass uns aufbrechen«, sagte sie zu Christopher. »Es wird …« Der Rest des Satzes erstarb auf ihren Lippen, und alle drei sahen zu, wie Razi Embla in die Arme schloss und mit inniger Zärtlichkeit küsste. Úlfnaor seufzte traurig, und Wynter musste sich auf die Lippe beißen; Christopher jedoch senkte den Kopf und knurrte leise. Endlich lösten sich Razi und Embla aus ihrem Kuss, hielten sich aber weiterhin umschlungen, die Stirnen berührten einander.
Úlfnaor betrachtete das Paar, und ihm schien eine Erkenntnis zu dämmern. »Bringt ihn jetzt fort, Coinín«, sagte er mit fester Stimme. »Bringt ihn fort und lasst ihn niemals zurückblicken.«
Die beiden Männer wechselten einen ernsten Blick. Dann nahm Christopher seine Zügel von Wynter entgegen und schwang sich in den Sattel. »Komm schon, Tabiyb!«, rief er und trieb sein Pferd an. »Es ist beinahe Tag.«
Razi und Embla sprangen auseinander, als Christopher seine Stute viel zu dicht herantänzeln ließ.
»Chris!«, beschwerte sich Razi.
»Wir haben etwas zu erledigen«, sagte er barsch auf Südlandisch. »Oder hast du das etwa vergessen? Reiß dich zusammen und lass uns endlich an die Arbeit gehen.«
Da zerriss ein langes, gequältes Aufheulen die Morgenluft. Alle gingen in Deckung, griffen nach ihren Waffen, blickten sich hastig um. Im Wald erhob sich ein wütendes Knurren und Bellen, und tief zwischen den Bäumen schrie ein Pferd.
Bei diesem Laut machte Ozkar einen Satz zur Seite und verdrehte die Augen, und Razis Pferd trippelte ängstlich.
Irgendwo im Wald, außer Sichtweite, begannen die Kriegshunde zu heulen.
Christophers Stute warf den Kopf nach hinten, er schimpfte gereizt und zügelte sie in einen engen, tanzenden Kreis, damit sie nicht durchging. Schon hatte er sein Katar gezogen und lenkte sein Pferd seitlich zwischen Wynter und die zuckenden Schatten. Wynter spähte in die Finsternis, ihr kurzes Schwert in der Hand. Ein Mann schrie dort, hoch und anhaltend, es klang, als steckte er in einer Falle, und das arme Pferd kreischte immer noch seine Qual in die Dunkelheit hinaus. Ein dumpfes Knurren begleitete die schrillen Schmerzenslaute.
Im Lager hinter Wynter brach erregte Betriebsamkeit aus. Menschen schlüpften aus Zelten, halb bekleidet und zerzaust, Schwerter in den Händen. Die Pferde liefen auf der Wiese hin und her, laut wiehernd und an ihren Fußfesseln zerrend, angesteckt von der allgemeinen Furcht. Úlfnaor rannte los und stürzte sich wortlos in die dunklen Schatten, Hallvor auf den Fersen. Einer nach dem anderen stürmten die merronischen Krieger vorbei, und die drei Freunde zögerten noch, als dieser grimmige Trupp aus Männern und Frauen im Laufschritt zwischen den Bäumen verschwand. Doch dann schlang Razi seine Zügel um den Sattelknauf, verscheuchte sein Pferd mit einem Klaps auf die Flanke und rannte in den Wald. Christopher und Wynter folgten ihm auf dem Fuße, genau in die Richtung, aus der das Bellen der Hunde und die furchtbaren Schreie kamen.
Schutz
S ie liefen tief in den dichten Wald hinein, immer dem Lärm entgegen. Wynter konnte Úlfnaor seine Hunde anbrüllen hören, dann riefen Embla und unverkennbar auch Ashkr Befehle und pfiffen laut.
Razi, der wie ein Wilder vorausgestürmt war, blieb schlagartig stehen. Die schrecklichen Schmerzenslaute des Pferdes waren nun unmittelbar vor ihnen, und Razi machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Wynter holte ihn ein, wollte sich durchs Gebüsch vorbeidrängen, doch er streckte den Arm aus und hielt sie zurück. »Nein«, sagte er.
Schlitternd kam nun auch
Weitere Kostenlose Bücher