Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
in seine Berührung. Ihr glänzendes Haar wehte empor und schlang sich um seine Finger, wand sich wie leuchtender Efeu um seinen Arm. Razi senkte den Kopf, das dunkle Gesicht umkränzt von Emblas bleichem Licht, die Augen schimmernd von ihrem funkelnden Widerschein. Einen winzigen Moment lang berührten sich ihre Lippen beinahe, dann jedoch wandte Embla den Kopf ab und trat beiseite. Razi blieb allein in der Finsternis zurück, die Finger in der kalten Luft schwebend.
    Christopher erstarrte und schnappte nach Luft, da Embla zu dicht an ihm vorbeikam, und Wynter zerrte ihn rückwärts, um ihn vor dem frostigen Schatten des Geists zu bergen.
    »Bei Fr… Frith«, stieß er mit klappernden Zähnen hervor.
    Wynter rieb ihm den Rücken, ließ aber gleichzeitig Razi
nicht aus den Augen. Er machte ein paar taumelnde Schritte, die Hand an die Stirn gelegt, als wüsste er nicht recht, wo er sich befand. Caora Nua , dachte sie mit bangem Herzen.
    Da vernahm sie wieder Emblas Stimme.
    Die blasse Dame beugte sich über Sólmundr und musterte den Besinnungslosen. »Er hat nicht mehr viel Zeit, Bruder.« Sie sah Ashkr an. »Wünschst du das wahrlich zu tun?«
    Er machte ein unwilliges Geräusch und bedachte sie mit einem tadelnden Blick.
    Also seufzte Embla und richtete sich wieder auf. Ashkr stand auf, und so standen sie Seite an Seite und betrachteten ihren sterbenden Freund. Sólmundr, umflutet von der vereinten Aura dieser beiden mächtigen Geister, zog eine Grimasse und wälzte sich unbehaglich herum, seine Finger zuckten.
    »Ich werde dich vermissen, Ash«, sagte Embla leise.
    Wieder lächelte Ashkr, ohne den Blick von Sólmundr zu lösen. »Die Welt wird dir Trost bieten, mein Herz.«
    Zu Wynters Erstaunen sah sie Tränen in Emblas Augen, die einen Moment lang auf ihren geisterhaften Wimpern glänzten und dann in weiß leuchtenden Spuren über ihre Wangen rannen. »Du wirst nicht mehr sein«, klagte sie kaum hörbar. »Wie soll ich das ertragen? Das Wissen, dass du nicht mehr bist? Wie? Ashkr, wie soll Sól es ertragen? Keine Hoffnung zu haben, dich jemals wiederzusehen?«
    »Weine nicht, Embla«, schalt Ashkr sie sanft.
    Doch sie vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Ach, Embla.« Traurig zog er seine Schwester an sich. Aus ihrer Umarmung loderte Geisterlicht hoch empor in die Wipfel, dünne Fäden Geisterfeuer schimmerten in der Rinde des Baumstamms hinter ihnen, und auf den Ästen über ihren Köpfen flackerte es.
    »Weine nicht!« Jetzt lachte Ashkr und hielt seine Schwester
mit seinem altvertrauten, neckenden Grinsen auf Armeslänge vor sich. »Das ist es, was ich mir wünsche. Verstehst du? Du und Sól, ihr müsst einfach damit zu leben lernen.«
    Daraufhin wischte sich Embla die Tränen vom Gesicht. »Also gut, Ash«, sagte sie. »Also gut, mein Herz. Ich verstehe.« Sie löste sich aus seinen Armen und atmete tief durch. »Es ist gut.« Wehmütig legte sie sich die Hand aufs Herz und sah ihren Bruder an. »Leb wohl, Ashkr, Sohn Der Welt. Du warst mein bester Freund und mein Fels. Ohne deine lächelnde Anwesenheit wäre mein Leben leer gewesen. Mein Herz wird brechen an deinem Verlust.« Trotz ihrer gefassten Miene versagte Embla bei diesen letzten Worten die Stimme, und sie konnte nicht sofort weitersprechen. Schließlich aber richtete sie sich zu ihrer vollen hoheitsvollen Größe auf, ballte die Hand zur Faust und reckte das Kinn. »Ar fad do Chroí an Domhain« , sagte sie. »Wie immer, Alles für das Herz Der Welt.« Und damit war sie fort.
    Ashkr blickte dem verblassenden Licht seiner Schwester nach. Als der letzte schimmernde Glanz aus der Luft verschwunden war, streckte er die Hand aus, wie um sie noch einmal zu berühren. »Nicht für Die Welt, Embla«, wisperte er. Und dann, mit strengem Blick auf Úlfnaor: »Nicht für Die Welt, Hirte«, herrschte er. »Sondern für die Liebe. Merk dir das. Du wirst es lehren. Ar son an Ghrá .« Unvermittelt drehte er sich um, kniete sich neben Sól und rüttelte ihn erschreckend grob wach.
    »Sólmundr. Sól! «
    Sólmundr zuckte heftig und schlug mit einem Grunzen die Augen auf. Sofort spürte er die Geisterhände auf seinen Schultern und keuchte heiser vor Schmerz; verwirrt und beunruhigt von Ashkrs Grimmigkeit begegnete Sólmundr seinem Blick.

    »A chroí« , raunte er.
    Wortlos schob Ashkr eine Hand in Sólmundrs narbenübersäten Nacken, und Sól schrie auf und bog den Leib durch, als sich Geisterfinger in sein nacktes Fleisch gruben. Ashkrs anderer Arm glitt

Weitere Kostenlose Bücher