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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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mein Liebling«, sagte er. »Sag so etwas nicht. Er ist jetzt in Sicherheit.« Stolz reckte er das Kinn. »Er ist An Caora Nua . Diese Menschen hier würden eher sterben, als zuzulassen, dass Alberon ihm etwas zuleide tut.«
    Wynter biss die Zähne aufeinander und behielt ihre Bedenken für sich. Sie konnte nicht so leicht vergessen, was diese Menschen ihren letzten Caoirigh angetan hatten, und sie konnte sich nicht überwinden, darauf zu vertrauen, dass sie Razi nicht dasselbe antun würden. Was Razi selbst betraf, war Wynter, obgleich er seinen Zorn in den vergangenen zwei Tagen gezügelt zu haben schien, nicht ganz überzeugt davon, dass sich seine Gefühle geändert hatten. Sie bezweifelte, dass er so einfach auf seine Rache verzichten würde.
    Nun blickte er auf und ertappte seine Freunde dabei, wie sie ihn angafften. Was auch immer ihre Mienen ausdrückten, es verunsicherte ihn – sein Blick hüpfte von einem zum anderen.
    »Tja, dann …«, sagte er. »Es wird Zeit.«
    Wynter nickte feierlich.
    Razi machte sich an seinen Satteltaschen zu schaffen. »Úlfnaor ist sicher, dass wir heute noch auf einen Verbindungsmann treffen werden. Wenn alles nach Plan läuft, werden wir noch vor Einbruch der Dunkelheit Alberons Lager erreichen.« Er hielt inne. »Noch vor Einbruch der Dunkelheit. Schwer zu glauben.«
    »Wie lautet der Plan?«, wollte Wynter wissen.

    Mit einem Seitenblick auf Úlfnaor erklärte Razi: »Die Merroner werden sich zuerst vorstellen. Úlfnaor möchte Alberons Absichten seinem Volk gegenüber einschätzen und will nicht, dass meine Anwesenheit den Empfang verzerrt. Das halte ich für klug. Durch mich würden die offenbar ohnedies verwickelten Verhandlungen nur noch erschwert.«
    »Und du hoffst, dass wir unbemerkt bleiben?«, meinte Christopher trocken. »Nichts für ungut, Razi, aber du bist wie ein Stückchen Kohle zwischen all den Schneeflocken hier. Und Iseult und ich sind zwar bleich genug, aber im Vergleich zum Rest der Truppe sehen wir aus wie Jahrmarktszwerge. Wir können kaum damit rechnen, längere Zeit nicht aufzufallen.«
    Razi warf ihm einen Seitenblick zu. »Wir können nur tun, was wir tun können.« Er ergriff seine Zügel und machte Anstalten, aufzusitzen. »Selbst die ersten wenigen Augenblicke der Begrüßung sollten Úlfnaor einen verlässlichen Eindruck von Alberons Empfindungen ihm gegenüber vermitteln. Das ist zumindest schon einmal etwas.« Er setzte einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich mühelos in den Sattel. »Vielleicht haben wir ja Glück«, sagte er mit Blick auf seine kostbar gekleideten Gefährten, »und das Glitzern von Sonnenlicht auf Silber wird alle blenden.«
    Wynter gab sich keine Mühe, die Besorgnis in ihrer Miene zu verbergen.
    »Bist du bereit, Schwesterchen?«, fragte Razi. Sie nickte, und er verzog kurz den Mund zu einem Lächeln. »Dann lasst uns aufbrechen, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.« Er trieb seine Stute voran und trabte über die Lichtung, wo Úlfnaor ebenfalls gerade aufsaß.
    »Tja, mein Mädchen«, sagte Christopher. »Heute Abend sind wir schlauer.«

    Er lächelte sie an, die grauen Augen so klar wie eh und je. Seine Arme trug er nun stets bis zur Schulter entblößt, um die silbernen Spiralen der Stammesreife zu zeigen, die er anstelle seiner eigenen trug. Mit dem langen, offenen Haar und dem geborgten, blassgrünen Umhang sah er sehr merronisch aus, dachte Wynter, trotz der fehlenden Körpergröße.
    »Du scheinst dich in den Sachen sehr wohlzufühlen«, sagte sie, und selbst in ihren eigenen Ohren war ihr Tonfall schwierig zu deuten.
    Das Lächeln schwand aus Christophers Augen, und sofort bedauerte Wynter den Verlust; es war ohnehin zu lange verschwunden gewesen. Er straffte die hängenden Schultern, seine Hand griff rasch nach dem Reif am linken Oberarm, und er sah sich unschlüssig um.
    »Ich …«, begann er stockend. »Iseult. Ich habe mich nicht gegen …«
    »Ach, Chris, hör auf!« Sie hob die Hand, wütend auf sich selbst. »Entschuldige bitte.« Den Blick quer über die Lichtung auf Razi und Úlfnaor gerichtet, fuhr sie sich über den Mund. Christopher stand schweigend und unbehaglich neben ihr. »Entschuldige bitte«, sagte sie noch einmal. »Es ist nur, dass Razi einen anderen Mantel anzieht und sich rasiert, und schon ist er wieder Fürst Razi. Du …« Sie deutete auf Christophers Kleider. »Du bist wieder ein Merroner geworden. Um die Wahrheit zu sagen, Christopher, beneide ich euch. Ich besitze keine

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