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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Alberon den Befehl gab, seinen Bruder zu Tode zu schleifen und aus seinem Kopf einen Fußball zu machen, dann werde ich ihn töten . Ob Razi es will oder nicht.«
    Wynter atmete tief ein und legte ihre freie Hand um ihre verschränkten Fäuste. »Dazu wird es nicht kommen, Christopher. Ich weiß, dass Alberon Razi niemals etwas zuleide tun würde. Das weiß ich einfach. Also wirst du ihn nicht umbringen müssen.«
    »Aber was, wenn doch?«
    Wynter blinzelte. Er fragte sie, ob sie ihn dann immer
noch lieben würde. Wären sie dann immer noch Freunde? »Dazu wird es nicht kommen«, wiederholte sie verzweifelt.
    Christophers Miene wurde starr, und Wynter spürte, wie er sich von ihr entfernte. Doch beinahe sofort fing er sich wieder, und seine brutale Entschlossenheit verwandelte sich in Zärtlichkeit. Er lehnte sich nach vorn und drückte seine Stirn an ihre. »Natürlich wird es dazu nicht kommen«, flüsterte er. »Ich werde das niemals tun müssen.«
    Wynter schloss die Augen, plötzlich den Tränen nahe.
    Gemeinsam lehnten sie sich wieder zurück an die Wand, ihre Schultern berührten einander leicht. Sonnenlicht umgab sie im staubigen Dunst, die Vögel sangen immer noch vergnügt in den Bäumen. Seltsam, wie das Leben weiterging – wie alles um sie herum einfach weiter seinen Gang nahm, inmitten solcher Finsternis.
    Wynter döste ein, hatte sogar schon angefangen zu träumen, als sie spürte, wie Christopher neben ihr aufschreckte. Sie machte einen hastigen Atemzug, wurde jäh wach und sah sich um.
    Der Räuber lehnte an einem der Apfelbäume am Rande der Obstwiese, grinsend auf einem Zahnstocher kauend. Seine Augen tasteten über ihre ineinander verschlungenen Arme, glitten verschlagen zu Wynters Hand, die auf Christophers Oberschenkel ruhte. Seine Miene verwandelte ihre Innigkeit in etwas Schmutziges, und als er den Blick wieder hob, sah er Wynter höhnisch und anzüglich in die Augen. Sofort begann ihr Herz zu flattern, und sie fühlte eine tiefe Scham, die noch nie in ihrem Leben jemand in ihr ausgelöst hatte.
    Ganz langsam stand Christopher auf, und der Räuber schob den Zahnstocher von einer Backe in die andere und musterte ihn mit selbstsicherer Geringschätzung. Er war ein
gutes Stück größer als Christopher und vor allem massiger, und Wynter wusste genau, dass das alles war, was er bemerkte. Sie sah ihm an, dass er ihren Freund nicht als Bedrohung betrachtete.
    Dieses achtlose Abtun Christophers erweckte etwas in ihr zum Leben: Die echte Wynter trat nach vorn, und das zitternde Kind, das dieser Mann aus ihr zu machen drohte, zog sich still und leise zurück. Geschmeidig erhob sie sich und stellte sich an Christophers Seite. Keiner von ihnen griff nach seinem Messer, doch Christophers Hände hingen locker an den Seiten, jederzeit bereit. Seine Miene war ruhig und wachsam. Wynter hatte ihre höfische Maske aufgesetzt und blickte unter leicht gesenkten Lidern empor, das Gewicht locker auf die Fußballen verlagert.
    Der Gesichtsausdruck des Räubers wurde schärfer, er spuckte den Zahnstocher aus und ließ den Blick zwischen Christopher und Wynter hin und her schnellen. Da schwang die Tür des Badehauses hinter ihnen auf, und Razi trat ins Sonnenlicht, mit bloßem Oberkörper, die Haare mit einem Tuch trocken reibend. Er blieb stehen, um die Lage zu erfassen, entdeckte den fremden Mann, ließ auf der Stelle das Handtuch fallen und machte einen Schritt nach vorn.
    Die Augen des Räubers weiteten sich kaum merklich, die sehnige Kraft des neuen Gegners schien ihm plötzlich unter der Haut zu brennen. Und obwohl Razi eigentlich nur einen halben Kopf größer war, verlieh ihm sein Zorn den Anschein, hoch über dem Schurken aufzuragen. Als dessen Blick noch auf die hässliche, halbmondförmige Narbe auf Razis rechter Schulter fiel, war sein Entschluss offenbar gefasst. Ein letztes Mal schielte er boshaft zu Christopher und Wynter, neigte den Kopf, als wollte er ihnen freundlich Adieu sagen, und schlenderte über die Wiese davon.

    »Wer in Gottes Namen war das?«, fauchte Razi.
    Wynter klappte den Mund auf, fand aber keine passenden Worte.
    »Das war niemand«, sagte Christopher und blickte dem Mann nach, bis er hinter der Mauer des Gasthauses verschwunden war. »Niemand. Nur ein Geist.« Damit wandte er den Kopf und blickte sich um. »Genau.« Er sah weder Wynter noch Razi in die Augen. »Genau. Ich bringe dann mal die schmutzigen Teller zurück. Unser Mädchen hier kann sein Bad nehmen, danach ich, und dann

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