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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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das helle Unterhemd leuchtete weich im schwindenden Mondschein. Wynter raffte ihren Umhang und schlurfte zu ihm.
    » Wynter! «
    Razis durchdringender Ruf erschreckte sie, und sie wandte sich zu ihm um, plötzlich besorgt, er könnte missbilligen,
dass sie und Christopher sich eine Matte teilten. Zu ihrem Erstaunen deutete er auf Christopher und flüsterte: »Pass auf seine Messer auf!«
    Seine Messer! Wynter betrachtete den schlafenden Christopher. Sie konnte keine Dolche entdecken, zögerte jetzt jedoch argwöhnisch; sie hatte ganz seine Neigung vergessen, mit einer Klinge in der Faust aus dem Schlaf zu springen.
    »Christopher?«, raunte sie ihm zu. »Chris?«
    Er schreckte auf, und seine Hände zuckten leicht, als er die Augen aufschlug. » Sea? Táim anseo …« Er räusperte sich und sah sie stirnrunzelnd an. »Wynter?«
    Angesichts seiner blinzelnden, grauäugigen Verblüffung deutete Wynter zaghaft mit dem Kopf auf seine Schlafmatte. »Darf … darf ich?«, fragte sie leise.
    Immer noch nicht ganz wach, sah er sie an. Seine Augen drifteten kurz ab, als würde er wieder einschlafen. Dann hob er einladend den Arm, und Wynter kuschelte sich hinein. Sie bettete den Kopf auf seine Brust und legte den Arm über seinen warmen Bauch. Christophers Hand umschlang ihre Taille und zog sie fest an sich. Dann spürte sie, wie sein Atem tiefer und ruhiger wurde und seine Muskeln sich lockerten.
    Wynter lag mit offenen Augen da und betrachtete die Lichtung. Sie konnte Razi die gelüfteten Kleider von den Bäumen abnehmen, falten und in den Taschen verstauen sehen. Wynters und Christophers Vertrautheit schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
    Wie seltsam , dachte sie, hier so zusammen zu liegen . Und das war es auch; aber irgendwie war es auch gut. Es war gemütlich und gut und richtig. Endlich schloss sie die Augen, kuschelte die Wange an Christophers Brust und lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag.
    »Ich dachte, du kämest nicht zu mir zurück«, sagte er.

    Überrascht schlug Wynter die Augen wieder auf. Sie konnte fühlen, wie seine Stimme seinen Brustkorb zum Schwingen brachte, als er sagte: »Ich dachte, du würdest mich für einen schlechten Menschen halten, nach dem, was ich mit diesem Mann gemacht habe.«
    Der weiche Stoff seines Hemds schmiegte sich tröstlich an ihre Haut, und sie sog seinen Duft ein, diesen wunderbar würzigen Geruch. Sie verstärkte den Griff um seinen Bauch und stockte kurz, ehe sie sagte: »Hältst du mich für einen schlechten Menschen, weil ich froh bin, dass er tot ist?«
    Christopher schwieg; er starrte die Sterne an, so wie Wynter die im Mondlicht schimmernden Bäume anstarrte – beide unsicher, was der andere wohl von ihm denken mochte. »Ich hatte Angst, er würde uns folgen«, sagte er dann. »Angst vor dem, was er tun könnte, wenn er dir allein begegnet.«
    Sie nickte an seiner Brust. Ich auch , dachte sie. Ich auch .
    »Die Vorstellung konnte ich einfach nicht ertragen.« Er drückte sie fester an sich.
    »Mein Gott«, hörten sie da Razis leise, von Grauen erfüllte Stimme. »Hat dieser Mann dir wehgetan? Hat er … Was hat dieser Mann mit dir gemacht, Wynter?«
    Wortlos schloss sie die Augen und presste ihr Gesicht in Christophers Hemd, und er legte eine Hand auf den dicken Zopf in ihrem Nacken. Als er Luft holte, um Razi von dem Räuber zu erzählen, legte Wynter ihm den Finger auf die Lippen, doch er zog ihre Hand sanft fort und hielt sie auf seiner Brust fest. Dann wiederholte er die ganze Geschichte, wie er sie von Wynter gehört hatte.
    Nachdem Christopher geendet hatte, schwieg Razi lange. Am Ende hielt Wynter es nicht mehr aus und wandte ihm den Kopf zu. Er stand einfach nur da und betrachtete sie beide, das Gesicht im Schatten verborgen.

    »Warum hast du mir nichts davon erzählt?« Seine Stimme klang belegt, ungläubig. »Warum hast du mich nicht um Hilfe gebeten? Ich hätte dich beschützt!«
    Sie wusste nicht, wie sie es ihm erklären sollte.
    Christopher lag regungslos unter ihr, die eine Hand auf ihrem Haar, die andere immer noch ihre Faust auf seiner Brust umschließend. »Sie hat sich geschämt, Razi«, sagte er leise. »Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.«
    »Aber was, wenn der Mann dich getötet hätte, Chris? Was, wenn sein Kumpan gekommen wäre und …« Razi brach ab. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und wandte es dann dem Sternenhimmel zu, bemüht, die Geduld nicht zu verlieren. »Beim nächsten Mal sag mir Bescheid«, bat er

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