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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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herausfindet, dass das nicht du warst …«
    »Das wird er nicht. Jahm wird sich nicht trauen, es ihm zu erzählen.« Ein leises Glucksen des Badewassers, als Razi die Hände sinken ließ. »Diese armen Menschen«, sagte er endlich mit versagender Stimme. »Diese armen … ich habe diesen armen Mann in den …«
    »Wenn dein Vater dich für tot hält, wird er nach Rache trachten. Es wird Chaos geben, wenn du nicht …«
    Razis stilles Lachen ließ Christopher verstummen. »Vergeltung kommt in unseren Kreisen oft erstaunlich zögerlich, Christopher, und auch nur dann, wenn es politisch zweckdienlich ist. Das solltest du …« Seine Stimme brach kurz ab. Dann sprach er hörbar erschüttert weiter. »Das solltest du doch nun wirklich wissen. O mein Gott! Simon und seine Männer … und der arme Shuqayr! Wie kann ich … Chris, das kann ich niemals wiedergutmachen.«
    Wynter wollte, dass Christopher aus dem Badehaus kam. Sie wollte ihm sagen, dass er Razi in Ruhe, dass er ihn allein leiden lassen sollte. Schon öffnete sie den Mund, um nach ihm zu rufen, doch Christopher kannte Razi offenbar ebenso gut wie sie, denn er sagte: »Wynter und ich warten draußen, in Ordnung? Ruf einfach, wenn du uns brauchst.«
    Die Tür der Hütte knarrte, Wynter konnte Christophers Hand auf der Klinke sehen. Dann hielt er inne und drehte sich noch einmal um. »Ich weiß, dass ich dir das nicht sagen muss, Razi. Du bist ja kein Dummkopf; aber nicht du hast Shuqayr umgebracht, und nicht du hast De Rochelle und seinen Männern die Kehle aufgeschlitzt. Und ich weiß, wir sprechen nie darüber, aber was dieser Wirt da gesagt hat, das spielt zwischen uns keine Rolle. Du hast mir meine Hände nicht gestohlen, Razi, und es stand dir nicht zu, ein Königreich um der Rache willen zu opfern. Das habe ich dir nie
vorgeworfen, und du solltest jetzt nicht alte Geschichten aufwärmen, nur weil du traurig und erschöpft bist.«
    Gespannt wartete Wynter auf Razis Entgegnung, doch aus dem Badehaus war kein Laut zu hören.
    »Nimm dir so viel Zeit, wie du möchtest«, sagte Christopher. »Wenn das Wasser kalt wird, können sie ja wieder neues kochen.« Damit trat er hinaus und schloss die Tür hinter sich. Einen Augenblick lang blieb er dort stehen, starrte mit leerem Blick die rauen Holzbalken an, dann setzte er sich neben Wynter ins Gras.
    Er ließ sich gegen die Hüttenwand sinken, und sie lehnte sich an seine Schulter, steckte den Arm unter seinem hindurch und nahm seine Hand. Beide blickten hinaus auf die Obstwiese.
    »Das mit deinem Vater tut mir leid«, sagte er schließlich.
    Wynter nickte.
    »Er war …«
    Sie umschloss seine Hand fester. »Bitte, Christopher. Ich kann jetzt nicht.«
    Plötzlich schüttelte er den Kopf, und sein Gesicht verzog sich, als würde er in Tränen ausbrechen. Wynter schmiegte die Wange in den Stoff seines Hemds. Nach einer Weile küsste er sie aufs Haar.
    »Es tut mir einfach leid«, sagte er heiser. »Das wollte ich dir nur sagen.«
    Wynter legte ihm die freie Hand auf die Brust, und so blieben sie sitzen und trösteten einander. Mit der Zeit hörten sie leises Plätschern aus dem Badehaus, ein Zeichen, dass sich Razi durchgerungen hatte, sich zu waschen.
    »Sie haben mit dem Kopf dieses Jungen Fußball gespielt«, flüsterte Christopher. »Sie glaubten, er wäre Razi. Sie glaubten, er wäre Razi, und haben so etwas mit ihm gemacht.«

    Wynter starrte weiterhin in den diesig goldenen Nachmittag und wünschte sich, Christopher würde nicht weitersprechen. Sie hatte so eine Ahnung, wohin dieses Gespräch führen würde, und verspürte keine Lust, ihm bis zu seinem Ende zu folgen.
    »Das hat doch nicht der König getan, oder? Er will Razi doch auf dem Thron haben.«
    »Es könnte jeder gewesen sein«, flüsterte sie rasch. »Die Menschen hassen Razi. Sie hassen ihn, und nun glauben sie, er hätte meinen Vater getötet. Jeder Bauer hätte das tun können.«
    »Ein Bauer, der gerissen genug ist, den Wasservorrat eines Trupps Ritter zu vergiften? Der einen Mann wie Simon De Rochelle überlisten kann?«
    »Sie glauben, Razi hätte meinen Vater ermordet. Das Volk hat meinen Vater gel…«
    Christopher fiel ihr ins Wort, seine Stimme klang fest. »Ich bringe Alberon um , wenn sich herausstellt, dass er das war.« Wynter stöhnte auf und wollte ihm ihre Hand entziehen, doch Christopher hielt sie fest, drehte den Kopf und sah sie eindringlich an. Seine Augen erschreckten sie, so hell und unerbittlich. »Wenn ich herausfinde, dass

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