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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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lenkte sein Pferd ein paar Schritte rückwärts, während er auf seine Entscheidung wartete. Wynter und Razi musterten ihn mit großen Augen. Dann, als hätte jemand eine Flagge geschwenkt oder ein verborgenes Kommando gegeben, wendeten alle drei ihre Pferde und trabten aus dem Hof und auf die Straße.

Ferne Gewitter
    E s war bereits tiefe Nacht, und der Mond leuchtete hell, als sie schließlich aus den Sätteln stiegen. Ihre Kraft reichte gerade noch aus, um die Pferde zu versorgen, dann rollten sie einfach kreuz und quer ihr Bettzeug aus, ließen sich auf die Matten fallen und starrten hinauf zu den milchigen Sternen. Sie befanden sich immer noch inmitten des Waldes aus riesenhaften Kiefern, hatten aber eine ordentliche Strecke zurückgelegt. Gegen Mittag des nächsten Tages würden sie den Fluss wieder erreichen, und zehn Tage später wären sie in Alberons Feldlager und die Wahrheit endlich in Reichweite.
    Nach einer kleinen Weile hievte sich Razi hoch und hockte sich auf einen Baumstamm, um die erste Wache zu übernehmen. Wynter und Christopher allerdings hatten sich schon heimlich geeinigt, die ersten beiden Schichten untereinander aufzuteilen, und waren fest entschlossen, dieses Mal nicht nachzugeben. Schweigend nahm Christopher den Umhang von Razis Schultern und warf ihn auf die Schlafmatte seines Freundes, während Wynter mit verschränkten Armen und strengem Blick daneben stand.
    »Schlaf jetzt«, befahl Christopher. »Du übernimmst die dritte Wache.«
    Razi schimpfte und meckerte und stapfte ein paar Minuten
auf und ab, um sie zur Fügsamkeit zu bewegen. Doch innerhalb weniger Augenblicke, nachdem er sich widerwillig auf der Matte ausgestreckt hatte, schlief er wie ein Stein. Wynter lächelte Christopher über Razis Rücken hinweg an. Christopher zwinkerte ihr zu. Dann wickelte sie sich in ihren Umhang, legte sich hin und war im selben Moment eingeschlummert.
     
     
    Sekunden später rüttelte Christopher nachdrücklich an ihrer Schulter.
    Sich zurück ins Bewusstsein zu kämpfen war so mühsam, wie durch flüssigen Teer zu schwimmen. Christopher murmelte etwas Unverständliches, taumelte zu seiner Schlafmatte und schnarchte tief und fest, noch ehe sich Wynter den Schlaf aus den Augen gerieben hatte.
    Verwirrt blinzelnd sah sie sich um. Die Lichtung schwamm im Mondlicht, die Pferde schnaubten ruhig. Zu ihren Füßen seufzte und brummelte Razis dunkle Gestalt im Schlaf.
    Ganz langsam kam Wynter zu sich, dann fluchte sie unterdrückt. Es war Zeit für ihre Wache. Sie zwang sich, aufzustehen und ein paar torkelnde Schritte zu machen, um ihr Blut in den Adern zum Fließen zu bringen. Als sie einigermaßen sicher war, nicht sofort wieder einzuschlafen, wenn sie sich nicht mehr bewegte, setzte sie sich in ihren Umhang gewickelt auf den Baumstamm und lauschte in die stille Nacht hinaus.
    Die Zeit verstrich. Über ihrem Kopf wanderten die Sterne, und der Mond zog seine stete Bahn über den Himmel. Hinter dem Horizont, in weiter, weiter Ferne, grollte trockener Donner. Wynter dachte an ihren Vater; vor ihrem geistigen Auge stand Lorcan im Morgengrauen auf einer Wiese
und blickte über den Fluss neben ihrer alten Kate. Die Sonne schimmerte in seinem Haar, und er hob die Hand und flüsterte: Sieh nur, mein Schätzchen. Dort drüben am Ufer. Ein Hirsch!
    Gewiss hätte es eines gellenden Schreis bedurft, um die beiden Männer zu wecken; dennoch verbarg Wynter das Gesicht im Umhang, um ihr Schluchzen zu dämpfen.
     
     
    »Razi«, wisperte sie und streckte die Hand aus, um ihn wach zu schütteln. Er schlug die Augen auf, bevor sie ihn auch nur berührt hatte, und sie zog lächelnd den Arm zurück. Mit einer ratlosen, eigenartigen Leere sah er sie an, und sie erkannte, dass er immer noch schlief, obwohl seine Lider geöffnet waren. »Es ist Zeit für deine Wache.« Sie tätschelte ihm die Brust.
    Razi blinzelte ein paarmal verständnislos, dann endlich schwand der kindlich runde Blick. Er zuckte, drehte sich um und richtete sich ächzend auf. »Verflucht noch eins«, zischte er. »Ich vermisse mein Bett.«
    Mit schweren Gliedern stand er auf und stakste ein wenig herum, um die Steifheit aus seinen Beinen zu vertreiben. Dann machte er seinen üblichen Kontrollgang zu den Pferden.
    Christopher schlief auf dem Rücken, der Umhang war auf die Knöchel gerutscht. Er lag dort so friedlich ausgebreitet wie ein Welpe, der Mund stand leicht offen, sein Atem pfiff in die lautlose Nachtluft. Seine Brust hob und senkte sich, und

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