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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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blonde Mann lächelte nur immer weiter in das Gesicht seines Freundes und strich ihm mit der Hand durch das Haar. » Beidh chuile rud go maith, a chroí «, murmelte er.
    Die Lederschnüre wurden fest über Sólmundrs Brust, Oberschenkel und Fußknöchel gespannt und mit langen, tief in den Boden gehämmerten Zeltpflöcken befestigt. Schließlich musste Ashkr seine Hand aus Sólmundrs Griff befreien, damit Sólmundrs Handgelenke gleichfalls festgebunden werden konnten. Man sah Sólmundr deutlich an, dass er Todesangst hatte, sein Mund war zu einem bebenden Strich verzogen, sein Atem ging in langen, zitternden Stößen. Ashkr beugte sich über ihn, er sah ihm die ganze Zeit in die Augen und lächelte, streichelte ihm das Haar und sprach leise mit ihm.
    »Und jetzt, Sól«, sagte Razi, während er ein Tuch aus dem
heißen Wasser nahm und es mit Seife einschäumte, »muss ich Úlfnaor und Embla bitten zu gehen.« Er begann, Sólmundrs Leib zu waschen, ihn von Schweiß und Schmutz zu reinigen. Als sich Sólmundr bei der Berührung krümmte, versicherte er voller Mitgefühl: »Ich weiß, ich weiß. Es tut mir leid. Gibt es noch irgendetwas, das Ihr tun möchtet, bevor Úlfnaor geht? Vielleicht Gebete sprechen oder dergleichen, bevor ich anfange? Sólmundr? Soll Euer Hirte noch etwas tun, bevor er hinausgeht?«
    Den Blick immer noch starr auf Ashkr gerichtet, schüttelte Sólmundr steif den Kopf.
    Razi nickte Úlfnaor und Embla einmal kurz zu. Sie bückten sich einer nach dem anderen, küssten ihren Freund auf die Lippen und strichen ihm über die Wange. Embla flüsterte etwas, das wie ein Segen klang, und umarmte ihren Bruder. Dann gingen die beiden, und sie blieben zu sechst im Zelt zurück.
    Alle nahmen ihre Posten ein, Wynter und Christopher zu Sólmundrs Linker, zwischen sich eine Schüssel mit kleinen, silbernen Gerätschaften, die Razi »Retraktoren« nannte. Wynter hatte zusätzlich noch eine Schieferplatte und ein Stückchen Kohle, Razi und Hallvor wiederum knieten rechts neben dem Patienten, Hallvor mit einem Korb voller frisch gewaschener viereckiger Tücher in den Händen.
    Razi entkorkte eine kleine braune Flasche und rieb sich die Hände mit ein paar Tropfen Flüssigkeit ein. Sofort breitete sich im Zelt der vertraute Duft von Alkohol und Limonen aus. Auch Sólmundrs Bauch tupfte er mit der kostbaren Tinktur ab, dann stellte er das Fläschchen weg, hockte sich auf die Fersen und atmete tief durch. Er blickte hinauf durch die geöffnete Spitze des Zelts. Frisches Sonnenlicht flutete den blanken Himmel, die Beleuchtung war mehr als ausreichend.
»Nun denn«, murmelte er und blinzelte noch einmal in das jungfräuliche Blau.
    Dann begann er ruhig mit seiner Arbeit.
    Er nahm ein kleines, scharfes Messer aus dem Kessel und nickte Christopher zu, woraufhin der die linke Hand ausgestreckt auf Sólmundrs Bauch legte. Der Kranke zuckte und keuchte vor Angst, weshalb sich Razi über ihn beugte. »Sólmundr«, sagte er. »Ihr müsst weiterhin Ashkr ansehen. Seht immer nur ihn an, und alles wird so rasch vorbei sein, wie es mir nur möglich ist.«
    Christophers Daumen lag fest auf Sólmundrs Hüftknochen, sein kleiner Finger reichte gerade bis zum Nabel. Die vernarbten restlichen Finger lagen ausgebreitet auf dem Bauch des armen Mannes und zeigten hinab auf seinen Unterleib. Mit ruhiger Hand setzte Razi die Messerspitze dort an, wo Christophers Zeigefinger tief unten, rechts von Sólmundrs Magen ruhte. Das, so hatte er vorher erklärt, war die beste Vorgehensweise, um das Geschwür zu orten, das sich womöglich in Sólmundrs Leib verbarg. Christopher nahm die Hand weg; Razi befeuchtete sich die Lippen, stieß einen langen Atemzug aus und drückte die Klinge in Sólmundrs bebendes Fleisch.
    Sofort quoll Blut hervor, und Hallvor wischte es weg, während Razi einen langen, tiefen Schnitt machte. Sein Messer war so scharf, dass Sólmundr zu Wynters Erstaunen bei diesem ersten Schnitt kaum eine Regung zeigte. Klirrend ließ Razi das Messer zurück in den Kessel fallen.
    »Nun, Christopher«, erklärte er, »werde ich diese erste Schicht beiseiteziehen. Ich möchte, dass du die Retraktoren so einführst, wie wir es besprochen haben, um die Wunde geöffnet zu halten.«
    Christopher wählte zwei der rechtwinkligen Metallstücke
und wartete, bis Razi die Finger in die Wunde geschoben und die Kanten sanft zur Seite gedrückt hatte. Dann passte er die silbernen Geräte ein. Augenblicklich erstarrte Sólmundr und begann, tief in der

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