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Mopsküsse: Roman (German Edition)

Mopsküsse: Roman (German Edition)

Titel: Mopsküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Müller , Micha Goebig
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Redefluss.
    »George, sag doch so was nicht! Ich meine, vielleicht war es nur ein Ausrutscher, nur eine Nacht. Bestimmt war es lange nicht so vertraut, wie du es dir einbildest. Da bin ich mir sogar ganz sicher! Da ist deine Fantasie mit dir durchgegangen. Er hat sich einsam gefühlt, und da ist das einfach so passiert. Ich meine, ich will ihn nicht in Schutz nehmen. Das ist nicht schön, aber George, wirklich – es ist auch kein Weltuntergang!«
    Georgia sog Sophies tröstliche Worte auf wie ein Schwamm. Sicher, so musste es gewesen sein. Wer, wenn nicht Konstantins Schwester, sollte besser Bescheid wissen, wie er sich fühlte und wie er handelte. Der Gedanke beruhigte sie enorm. Morgen würde sie mit ihm reden, er würde ihr sagen, dass sie sich getäuscht hatte, und sich für seinen Fehler entschuldigen. Dann würde alles wieder in Ordnung kommen, und sie würden ein Kind haben, Konstantin und sie.
     
    Wenige Stunden später schreckte Georgia aus einem unruhigen Schlaf hoch. Das überwältigende Gefühl von Verzweiflung war sofort wieder da und nahm ihr fast die Luft zum Atmen. Aber diesmal traf es Georgia nicht unvorbereitet. Sie zwang sich aus dem Bett und unter die Dusche, und die ganze Zeit konzentrierte sie sich auf ihr Mantra für den Tag: Ich habe mich getäuscht. Er wird sich entschuldigen. Alles wird gut.
    Als sie wieder vor der Wohnungstür stand, wäre sie am liebsten umgekehrt und ins Hotel zurückgefahren. Sie spürte, wie ihre Hände zitterten, als sie nervös mit dem Wohnungsschlüssel hantierte. Angst lähmte sie, als sie sich vorstellte, wie sie die Tür öffnete und Yvonne überraschte, die in ihrem Bademantel in ihrer Küche saß und ihren Tee trank. Sie holte tief Luft und verscheuchte die Schreckensvision. Es gab einfach keinen anderen Weg. Sie würde jetzt diese Tür öffnen. Sie würde stark sein. Sie würde sich ihr altes Leben zurückholen. Sie musste nur warten, bis Konstantin nach Hause kam, und mit ihm reden, dann wäre bald alles wieder wie vorher.
    Die Wohnung war leer. Sie ging direkt ins Schlafzimmer, um das Gespenst der letzten Nacht zu vertreiben. Das Bett war ordentlich gemacht; sie würde es später neu beziehen. Jetzt würde sie sich erst einmal umziehen, einen Tee trinken und die Post durchsehen, ganz genauso wie sie es immer tat, wenn sie von einer Geschäftsreise zurückkam. Georgia streifte ihr Kostüm ab und steckte es automatisch in den Korb mit den Sachen für die Reinigung. Dann schlüpfte sie in Jeans und einen leichten, schwarzen Kaschmirpullover und holte die neuen schwarzen Tod’s Loafers aus ihrem Koffer, die sie erst am Vortag am Flughafen mitgenommen hatte. Mit einer Tasse schwarzem Tee setzte sie sich an den Sekretär im Eingangsbereich und begann, die Post durchzusehen. Es war das Übliche – ein paar Rechnungen, Wurfsendungen von Pizzerias und Umzugsfirmen, Spendenaufrufe und ein paar frühe Urlaubspostkarten. Aber was war das? Dem Papier nach zu urteilen, beigefarbenes Leinen, musste es wohl eine Hochzeitseinladung oder etwas Ähnliches sein. Die Karte lugte unter einem Stapel Rechnungen hervor, die Konstantin bereits geöffnet hatte. Georgia angelte sie heraus und blickte auf das Foto von Wiebke und Dirk, die wie Konstantin und sie aus Hamburg stammten und jetzt in Frankfurt lebten. Ah, wird auch Zeit, dass ihr mal heiratet, dachte sie, während sie die Karte öffnete. Das konnte nicht wahr sein! Das musste doch ein Irrtum sein!
    Sie schloss die Augen für einen Moment und öffnete sie wieder. Es stand immer noch da, groß und breit, eindeutig in Wiebkes Handschrift:
    Lieber Konstantin, liebe Yvonne!
    Wir würden uns freuen, Euch bei unserer Verlobungsfeier am … und so weiter und so weiter.
    Als sie die Karte zurück auf den Sekretär legte, merkte sie, wie sehr sie wieder zu zittern begonnen hatte, aber als sie an ihre Tasse stieß und der Tee sich über Rechnungen, Werbeschreiben und die verräterische Einladungskarte ergoss, war es ihr ganz egal. Sie hatte sich nicht getäuscht. Im Gegenteil, es war alles noch viel schlimmer, als sie gedacht hatte. Konstantin betrog sie nicht einfach mit Yvonne. Er hatte eine Beziehung mit ihr, und sie, Georgia, war offensichtlich die Einzige, die nichts davon wusste. Wen wunderte es – sie war ja praktisch nie da gewesen! Sie blieb noch einen Moment sitzen, mit dem Ellenbogen ihres Pullovers im Tee, der jetzt auch auf den cremefarbenen Teppich tropfte. Dann stand sie wie in Zeitlupe auf, zwang sich ins

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