Mopsküsse: Roman (German Edition)
angelächelt, und von diesem Moment an war er für sie nicht mehr Sophies großer Bruder gewesen, sondern der Mann, mit dem sie zusammen sein wollte. Diese Woche auf Gut Dunkersen war eine der glücklichsten und schönsten ihres Lebens gewesen. Zum Teil lag es sicherlich an den Hochzeitsfeierlichkeiten. Entsprechend Maxims amerikanischen Vorstellungen von einer standesgemäßen europäischen Adelshochzeit ergoss sich jeden Tag ein neues Meer von Blumen über alle Räume, und nachts waren alle Rasenflächen vor dem Gutshaus mit Fackeln beleuchtet. Zum Teil lag es auch an den von Teuffels, die Georgia nach all den Jahren, die sie sich nicht gesehen hatten, aufnahmen wie eine verlorene Tochter. Und irgendwie war sie das wohl auch, denn wenn sie sich an ihre Kindheit und Jugend zurückerinnerte, hatte sie vielleicht mehr Zeit mit Sophies Familie verbracht als mit ihrer eigenen. Aber vor allem lag es an Konstantin, dass diese Woche so vollkommen war. Noch nie in ihrem Leben war sie einem Mann begegnet, der so perfekt zu ihr passte, dem sie nichts erklären musste, der genauso aufgewachsen war wie sie, dachte wie sie, war wie sie. Sie teilten Hobbys und Interessen, Ansichten und Ziele. Die Erinnerung trieb Georgia wieder die Tränen in die Augen, und sie setzte sich für einen Moment auf eine Bank. Gleich als sie von Dunkersen zurück nach Frankfurt gekommen waren, hatte sie ihre Sachen im Hotel geholt und war bei Konstantin eingezogen. Das erste Jahr war perfekt gewesen, aber dann hatte sie begonnen, wieder in Auslandsprojekten zu arbeiten, weil es ihr in der Deutschlandzentrale zu langweilig geworden war. Und da sie eine begabte Teamleiterin war, wurde sie wieder auf Projekte in aller Welt geschickt, von denen sie oft nur für wenige Tage im Monat nach Frankfurt kam. Es war ganz allein ihre Schuld, dass sie Konstantin jetzt verloren hatte! Er hatte doch immer ganz klar gesagt, dass er diesen Job nicht besonders schätzte, dass es ihm lieber wäre, wenn sie häufiger zuhause wäre, und vor allem, wenn sie sich mehr um dieses gemeinsame Zuhause und ihn kümmern würde. Ihrem blöden Ehrgeiz hatte sie diese Katastrophe zu verdanken. Welche Ironie, wenn man bedachte, wie wenig Spaß ihr der Beruf zurzeit machte und weshalb sie eigentlich früher als geplant zurückgekommen war.
Schluss mit dem Selbstmitleid, fuhr ihre innere Stimme sie an. Such dir lieber eine neue Bleibe! Georgia straffte die Schultern und blickte sich nach dem nächsten Zeitungskiosk um. Gleich auf der anderen Straßenseite fand sie, was sie suchte. Kein Wunder, »Trinkhallen« gab es hier ja wirklich an jeder Ecke. Sie stand noch in der kurzen Schlange, als ihr ein handgeschriebener gelber Zettel auffiel, der an der Straßenlaterne zu ihrer Linken befestigt war. Sie las:
DRINGEND!!!
Tierliebe Mitbewohnerin für große
Altbauwohnung im Nordend ab SOFORT
gesucht. Bad neu, Küche erträglich, Rest
ist Pflegefall. 450,- warm.
Bitte keine eigenen Haustiere – Mops
vorhanden.
Georgia lachte. Wenn schon dieser einfache Zettel sie für einen kurzen Moment aufheitern konnte, vielleicht konnte der Mops samt Anhang in persona noch mehr Wunder vollbringen? An die Möglichkeit, in einer WG unterzuschlüpfen, hatte sie noch gar nicht gedacht, aber warum nicht? Eigentlich war es die perfekte Lösung. Sie wollte nicht wirklich alleine wohnen, jedenfalls nicht jetzt, in dieser Situation. Und es war ja definitiv nur vorübergehend, bis sie sich überlegt hatte, was sie in Zukunft mit ihrem Leben anfangen wollte. So entschied Georgia, dass es ausnahmsweise an der Zeit war, etwas Spontanes zu tun. Sie zog ihr Handy aus der Tasche, wählte die Nummer, die unter der Anzeige auf dem Zettel stand, und verabredete sich mit der Frau am anderen Ende der Leitung zu einem Kennenlerntermin in der Wohnung. Meine Güte, wie jung war die wohl? Über fünfundzwanzig meldete sich doch kein Mensch mehr am Telefon nur mit dem Vornamen, oder? Egal, die Wohnung war ganz in der Nähe, und Antonina oder Antonella oder wie auch immer sie hieß erwartete sie in fünf Minuten.
KAPITEL 3
Einsam, zweisam, dreisam
I ch koche dir jeden Tag was Leckeres, und Frühstück gibt’s auch! Das wird total nett, du wirst schon sehen.« Antonella umschmeichelte Georgia, als hätten ihr schon ein Dutzend Interessentinnen abgesagt. Tatsächlich war sie die erste und bislang einzige, die überhaupt angerufen hatte. Doch Antonella wollte nichts riskieren. Diese kleine Blonde mit dem kritischen
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