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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zuckersüß. »Verlaß dich darauf, Gaius Marius, daß ich ganz Rom davon unterrichten werde, daß ich dich doch vor den Wahlen freigegeben habe.«
    »Du denkst, ich komme nicht rechtzeitig dort an«, durchschaute ihn Marius.
    »Ich denke gar nichts, Gaius Marius.«
    Marius grinste. »Das stimmt allerdings«, meinte er und schnippte mit den Fingern. »Wo ist die Urkunde, die bestätigt, daß ich formell entlassen bin? Gib sie mir.«
    Metellus händigte Marius mit gefrorenem Lächeln den Marschbefehl aus, und als Marius die Tür erreicht hatte, sagte Metellus mit ruhiger Stimme: »Übrigens, Gaius Marius, ich habe gerade hervorragende Nachrichten aus Rom bekommen. Der Senat hat meine Statthalterschaft der Provinz Africa und mein Kommando im numidischen Krieg für das nächste Jahr verlängert.«
    »Das ist nett vom Senat«, erwiderte Marius und verschwand.
    »Ich scheiße auf ihn!« knurrte Marius gleich darauf bei Rutilius Rufus. »Er denkt, er hat mich in die Pfanne gehauen und sein Schäfchen ins trockene gebracht. Aber er täuscht sich. Ich kann ihn schlagen, Publius Rutilius, wart es nur ab! Ich werde rechtzeitig zu den Konsulwahlen in Rom sein, und dann werde ich ihm seine verlängerte Befehlsgewalt wieder abnehmen lassen. Und sie mir selbst geben lassen.«
    Rutilius Rufus sah ihn nachdenklich an. »Ich habe großen Respekt vor deinen Fähigkeiten, Gaius Marius«, begann er, »aber in diesem Fall arbeitet die Zeit für unseren Freund Schweinebacke. Du schaffst es nie nach Rom bis zu den Wahlen.«
    »Ich schaffe es«, entgegnete Marius im Brustton der Überzeugung.
    Er ritt in zwei Tagen von Cirta nach Utika und legte unterwegs nur kurze Pausen ein, um ein paar Stunden zu schlafen. Bei jeder Gelegenheit schnappte er sich ein frisches Pferd. Noch vor Einbruch der Dämmerung des zweiten Tages hatte er ein kleines, schnelles Schiff gemietet, das im Hafen von Utika lag. Und in der Morgendämmerung des dritten Tages segelte er nach Italien ab, nachdem er am Strand großzügig den Lares Permarini geopfert hatte, und zwar genau in dem Augenblick, als ein schmaler Lichtstreifen den östlichen Rand der Welt erhellte.
    »Du segelst einem unvorstellbar großen Geschick entgegen, Gaius Marius«, sagte der Priester, als er das Opfer den Göttern darbrachte, die all diejenigen beschützten, die auf dem Meer unterwegs waren. »Ich habe noch nie ein besseres Omen gesehen als heute.«
    Die Worte des Priesters überraschten Marius nicht. Seit ihm die syrische Prophetin Martha offenbart hatte, was die Zukunft für ihn bereithielt, war er felsenfest davon überzeugt, daß die Dinge sich genauso entwickeln würden, wie sie vorhergesagt hatte. Als das Schiff in langsamem Tempo den Hafen von Utika verließ, lehnte er deshalb ruhig an der Reling und wartete auf den Wind. Er kam aus Südwesten und blies gleichmäßig mit zwanzig Seemeilen. Er blies das Schiff von Utika nach Ostia in ganzen drei Tagen, ein stets gleichmäßiger Wind bei vollkommen ruhiger See, so daß man sich nirgendwo nahe an der Küste halten oder irgendwo anlegen mußte, um Schutz zu suchen oder Vorräte an Bord zu nehmen. Alle Götter waren auf seiner Seite, genau wie Martha prophezeit hatte.
    Die Nachricht von der wundersamen Reise traf noch vor Marius in Rom ein, obwohl er sich in Ostia nur gerade so lange aufhielt, wie er brauchte, um das Schiff zu bezahlen und den Kapitän reichlich zu entlohnen. Als er auf das Forum Romanum ritt und vor dem Wahltisch des Konsuls Aurelius abstieg, hatte sich dort schon eine große Menschenmenge versammelt. Eine Menge, die ihm zujubelte und ihm begeistert applaudierte. Und die ihm zeigte, daß er der Held des Tages war. Die Menschen klopften ihm auf den Rücken, und durch ein Spalier strahlender Gesichter trat Marius vor den consul suffectus hin, der den Platz von Servius Sulpicius Galba eingenommen hatte, nachdem Galba von der Kommission des Mamilius verurteilt worden war. Marius legte Metellus’ Brief auf den Tisch.
    »Bitte entschuldige, daß ich mir nicht die Zeit genommen habe, die weiße Toga anzulegen, Marcus Aurelius«, sagte Marius. »Ich bin hier, um mich für die Konsulwahlen einzutragen.«
    »Wenn du beweisen kannst, daß dich Quintus Caecilius von deiner Verpflichtung in Numidien entbunden hat, Gaius Marius, werde ich deinen Namen gerne eintragen«, sagte der nachgerückte Konsul. Er war bewegt von dem Empfang, den die Menge Gaius Marius bereitet hatte. Aus jeder Basilika und jedem Porticus ringsum eilten immer mehr

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