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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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aus den Plünderungen und Jugurthas gewaltiger Geldschatz wurden auf Wagen verladen. Dann führte Marius seine Soldaten sicher und rechtzeitig vor den winterlichen Regenfällen wieder aus Numidien heraus und ins Winterquartier bei Utika.
    Die Soldaten hatten sich die Ruhepause redlich verdient. Mit tiefer Befriedigung schrieb Marius dem Senat einen Brief - Gaius Julius Caesar sollte ihn im Senat verlesen -, in dem er mit wohlklingenden Worten den Kampfgeist, den Mut und die Moral seiner Plebejerarmee pries. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und fügte hinzu, daß Rom nach dem totalen Versagen seines Mitkonsuls Lucius Cassius Longinus als Feldherr sicher noch weitere Armeen dieser Art brauchen werde.
    Gegen Ende des Jahres erreichte Gaius Marius ein Brief von Publius Rutilius Rufus:
    Du hättest ihre roten Gesichter sehen sollen! Dein Schwiegervater hat Deinen Brief im Senat mit einer solchen Donnerstimme verlesen, daß sogar die ihm zuhören mußten, die sich die Ohren zuhielten. Metellus Schweinebacke - neuerdings auch Metellus Numidicus genannt - schäumte. Mit gutem Grund - seine Soldaten liegen tot an der Garonne, und Deine Plebejer sind die Helden des Tages.
    Nach der Sitzung hörte ich ihn sagen: »Es gibt keine Gerechtigkeit mehr!«, Daraufhin drehte ich mich zu ihm um und sagte ganz freundlich: »Stimmt, Quintus Caecilius. Wenn es Gerechtigkeit gäbe, dann würdest Du jetzt nicht Numidicus heißen!« Das fand er gar nicht lustig, aber Scaurus wollte sich ausschütten vor Lachen. Du kannst über Scaurus sagen, was Du willst, aber ich kenne niemanden, der soviel Humor hat, soviel Sinn für Komik. Von seinen Freunden läßt sich das nicht behaupten, und manchmal frage ich mich, ob er sich seine Freunde nicht danach auswählt, wie gut er insgeheim über ihr aufgeblasenes Getue lachen kann.
    Am meisten erstaunt mich, Gaius Marius, daß das Glück stets auf Deiner Seite ist. Ich weiß, Du hast Dir keine Sorgen gemacht. Aber ich kann Dir ja jetzt sagen, ich hätte nicht geglaubt, daß der Senat Dein africanisches Kommando ein weiteres Jahr verlängern würde. Aber was passiert? Lucius Cassius fällt, und mit ihm Roms größte und erfahrenste Armee. Die Kamarilla und damit der ganze Senat können nichts gegen Dich tun. Dein Volkstribun Mancinus tritt vor die Volksversammlung und erreicht völlig problemlos, daß Dein Kommando in der Provinz Africa per Plebiszit verlängert wird. Der Senat sagt gar nichts mehr, es war zu offensichtlich, selbst für die Senatoren, daß Rom Dich braucht. Denn die Atmosphäre in Rom ist gespannt wie noch nie. Die Bedrohung durch die Germanen hängt über der Stadt wie ein Damoklesschwert, und viele sagen, daß niemand mehr das Verhängnis aufhalten kann. Denn, fragen sie, wo ist der nächste Scipio Africanus, der nächste Aemilius Paullus oder Scipio Aemilianus? Aber Du hast eine loyale Gefolgschaft treu ergebener Anhänger, Gaius Marius, und seit Cassius’ Tod sagen Deine Anhänger immer lauter, daß Du der einzige bist, der die germanische Invasion abwehren kann. Zu ihnen gehört auch der angeklagte Legat von Burdigala, Gaius Popillius Laenas.
    Und da Du nur ein ungebildeter italischer Bauer ohne Griechischkenntnisse bist, erzähle ich Dir jetzt eine kleine Geschichte.
    Es war einmal ein sehr schlechter und böser König von Syrien, der hieß Antiochus. Er war nicht der erste König von Syrien mit Namen Antiochus und auch nicht der größte - sein Vater hatte sich bereits Antiochus der Große genannt -, deshalb hatte er eine Zahl hinter seinem Namen. Er war Antiochus IV, der vierte König Antiochus von Syrien. Obwohl sein Land reich war, gelüstete es ihn nach dem benachbarten Königreich Ägypten. Dort herrschten gemeinsam seine Vettern Ptolemaios Philometor und Ptolemaios Euergetes der Dicke und seine Cousine Kleopatra. Kleopatra war die zweite ihres Namens, auch sie hatte deshalb eine Zahl hinter ihrem Namen, Kleopatra II, - ich wollte, ich könnte sagen, die drei herrschten in Frieden und Eintracht, aber das war keineswegs der Fall. Obwohl sie Bruder und Schwester, Mann und Frau waren - jawohl, in orientalischen Königreichen ist so etwas möglich -, kämpften sie seit Jahren gegeneinander und hatten das schöne und fruchtbare Land am Nil schon fast zugrunde gerichtet. Als König Antiochus von Syrien beschloß, Ägypten zu erobern, rechnete er fest damit, daß er wegen des Zwistes zwischen den beiden Ptolemaios und Kleopatra leichtes Spiel haben würde.
    Kaum hatte er

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