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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hinaufmarschierten. Damals rekrutierte ich Kavallerie. Und du wirst mir vielleicht nicht glauben, Gaius Marius, aber ich hatte bis dahin noch nie eine römische Armee marschieren sehen, Kohorte auf Kohorte, alle voll bewaffnet, ausgerüstet und mit dem entsprechenden Troß. Ich werde den Anblick nie vergessen!« Sulla seufzte. »Auf jeden Fall... Die Germanen scheinen sich mit den Volsker-Tektosagern verständigt zu haben. Die Tektosager behaupten, sie seien mit den Germanen verwandt, und haben den Germanen Land im Norden und Osten von Tolosa gegeben.«
    »Ich muß gestehen, daß mir die Gallier fast so rätselhaft sind wie die Germanen, Lucius Cornelius.« Marius beugte sich vor. »Den Berichten zufolge gehören Gallier und Germanen aber nicht derselben Rasse an. Warum behaupten die Tektosager dann, sie seien mit den Germanen verwandt? Die Tektosager gehören ja nicht einmal mehr zur Provinz Gallia Narbonensis. Sie leben in der Gegend um Tolosa, und das schon seit der Zeit, als Spanien noch nicht uns gehörte. Sie sprechen Griechisch und treiben Handel mit uns. Also warum?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Sulla. »Niemand scheint es zu wissen.«
    »Entschuldige die Unterbrechung, Lucius Cornelius. Fahre fort.«
    »Lucius Cassius marschierte von Narbo an der Küste auf der guten Straße des Gnaeus Domitius landeinwärts und stellte seine Armee auf einem geeigneten Gelände unweit von Tolosa zum Kampf auf. Die Tektosager hatten sich inzwischen vollständig mit den Germanen verbündet, uns stand also eine gewaltige Streitmacht gegenüber. Lucius Cassius zwang sie jedoch am richtigen Ort zur Schlacht und verpaßte ihnen einen gehörigen Denkzettel. Wie für Barbaren typisch, blieben die Germanen und Gallier nach ihrer Niederlage nicht in der Nähe. Sie rannten um ihr Leben, bloß möglichst weit weg von Tolosa und unserer Armee.«
    Sulla machte eine Pause, runzelte die Stirn, nahm einen Schluck Wein und stellte den Becher wieder ab. »Das hat mir übrigens Popillius Laenas selbst erzählt. Er traf mit dem Schiff von Narbo ein, kurz bevor ich abfuhr.«
    »Der arme Tropf. Der Senat wird ihn zum Sündenbock machen.«
    »Natürlich.« Sulla zog die rotblonden Brauen in die Höhe.
    »In den Berichten steht, daß Cassius die flüchtenden Barbaren verfolgte«, sagte Marius.
    Sulla nickte. »Das ist richtig. Sie flohen zu beiden Seiten der Garonne in Richtung Ozean - als Cassius sie wegrennen sah, waren sie nur noch ein chaotischer Haufen. Wahrscheinlich hielt Cassius sie deshalb für sehr dumme und einfältige Barbaren. Als er die Verfolgung aufnahm, hielt er es nicht einmal für nötig, das Heer in geschlossener Formation marschieren zu lassen.«
    »Er hat die Legionen nicht in Schlachtordnung marschieren lassen?« fragte Marius ungläubig.
    »Nein. Er tat so, als wäre die Verfolgung lediglich ein normaler Marsch. Er nahm den gesamten Troß mit, sogar die Wagen und alles, was flüchtende Germanen zurückgelassen hatten. Du weißt ja, daß die römische Straße in Tolosa endet. Das Heer kam auf dem Marsch entlang der Garonne durch Feindesland sehr langsam voran. Cassius kümmerte sich nur darum, wie er den Troß schützen konnte.« »Warum hat er den Troß nicht in Tolosa gelassen?« Sulla zuckte die Schultern. »Anscheinend hat er den Tektosagern nicht getraut, die bei Tolosa zurückgeblieben waren. Wie auch immer, als er entlang der Garonne bis Burdigala vorgestoßen war, hatten die Germanen und Gallier mindestens fünfzehn Tage Zeit gehabt, sich von ihrer Niederlage zu erholen. Sie verkrochen sich in Burdigala. Burdigala scheint eine deutlich größere Siedlung als das durchschnittliche gallische oppidum zu sein, ist außerdem schwer befestigt und ein einziges Waffenarsenal. Der dort ansässige Stamm wollte keine römische Armee im Land, deshalb half er den Germanen und Galliern auf jede erdenkliche Weise. Er verstärkte sie durch eigene Soldaten und bot ihnen Schutz in Burdigala. Und dann lockten sie Lucius Cassius listig in einen Hinterhalt.«
    »Der Trottel!« stöhnte Marius.
    »Unsere Armee hatte das Lager nicht weit im Osten von Burdigala aufgeschlagen. Cassius beschloß, die Stadt anzugreifen. Den Troß ließ er im Lager zurück, bewacht von etwa einer halben Legion - Verzeihung, ich meine fünf Kohorten - ich hoffe, ich lerne das eines Tages noch!«
    Marius lächelte. »Das wirst du, Lucius Cornelius, ich garantiere es dir. Aber weiter.«
    »Cassius muß felsenfest davon überzeugt gewesen sein, auf dem Weg nach

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