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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Jubelrufen der Senatoren.
    Natürlich applaudierten nicht alle Senatoren, Gaius Marius stand nicht allein einem ihm feindselig gesonnenen Senat gegenüber. Es gab durchaus einige Hinterbänkler, die bereit waren, Marius’ Standpunkt zu unterstützen, auch wenn sie sich dafür mit der geballten Mehrheit des Senats anlegen mußten. Selbst unter den Mitgliedern der großen Familien gab es unabhängig denkende Männer. Doch den Ton im Senat gaben die Konservativen an, die sich in der ersten Reihe um den Senatsvorsitzenden Scaurus geschart hatten. Wenn sie jubelten, jubelte das Haus, und so wie sie abstimmten, stimmte das Haus ab.
    Zu dieser Clique gehörte auch Quintus Servilius Caepio, und diese Clique hatte dafür gesorgt, daß die eingeschriebenen Väter Quintus Servilius Caepio eine acht Legionen starke Armee zur Verfügung stellten, damit er den Germanen eine gründliche Lektion erteilen, sie endgültig aus dem Mittelmeerraum vertreiben und den Volsker-Tektosagen aus Tolosa zeigen konnte, daß es sich nicht auszahlte, mit den Germanen gemeinsame Sache zu machen.
    Etwa viertausend Männer aus Lucius Cassius’ Armee waren unversehrt zurückgekommen. Bis auf einige wenige waren alle nichtkämpfenden Männer ums Leben gekommen, die überlebenden Angehörigen der Kavallerie hatten sich in alle Winde verstreut und die verwaisten Pferde mitgenommen. Quintus Servilius Caepio mußte also 41000 Fußsoldaten, 12 000 nichtkämpfende Freie, 8000 nichtkämpfende Sklaven, 5000 Reiter und 5000 Pferdeknechte auftreiben. Und das in einem Land, in dem es keine Männer mehr gab, die die Bestimmungen bezüglich der Vermögensgrenzen erfüllten, weder Römer noch Latiner noch Italiker.
    Caepios Rekrutierungsmethoden waren brutal. Er beteiligte sich nicht persönlich daran, sondern ließ seinen Leuten, einem bezahlten Stab und seinen Quästoren, vollkommen freie Hand. Er beschäftigte sich lieber mit anderen Dingen - Dingen, die eines Konsuls würdiger waren. Die Aushebung der Truppen wurde mit Brachialgewalt durchgeführt, Männer wurden gegen ihren Willen zum Dienst gezwungen, viele wurden entführt, Veteranen wurden aus ihren Häusern geholt und verschleppt. Der vierzehnjährige Sohn eines zwangsweise rekrutierten Kleinbauern, der älter aussah als er in Wirklichkeit war, wurde genauso zum Dienst in der Armee gezwungen wie sein sechzigjähriger Großvater, der jünger wirkte. Wenn die Familie eines zwangsweise Rekrutierten die Hände rang, weil sie das Geld für die Bewaffnung und die Ausrüstung nicht aufbringen konnte, war immer sofort jemand zur Hand, der zwar das Geld zur Verfügung stellte, dafür aber das kärgliche Pachtland beschlagnahmte. Auf diese Weise kamen Quintus Servilius Caepio und seine Helfershelfer zu beträchtlichem Landbesitz. Da aber trotzdem weder die römischen noch die latinischen Bürger genügend Männer zur Verfügung stellen konnten, mußten Roms Verbündete in die Bresche springen.
    Doch schließlich hatte Caepio seine 41 000 Infanteristen und 12 000 nichtkämpfenden Freien zusammen, und der Senat mußte wie früher weder für Waffen noch für Gerät noch für die Ausrüstung aufkommen. Und weil die große Mehrheit der Soldaten auf die Hilfstruppen der italischen Bundesgenossen entfiel, lag die finanzielle Hauptlast nicht bei Rom, sondern bei den Verbündeten. Der Senat sprach Caepio seinen offiziellen Dank aus und stellte bereitwillig die Gelder für die Anwerbung thrakischer und gallischer Reiter zur Verfügung. Caepio lief mit stolzgeschwellter Brust herum und ließ sich von den Konservativen loben.
    Zu den Dingen, die Caepio für weit wichtiger und eines Konsuls für würdiger erachtete als die Rekrutierung seiner Soldaten, gehörten seine politischen Pläne. So war er, während seine Werber die Halbinsel durchkämmten, mit Überlegungen beschäftigt, wie er dem Senat zu mehr Macht verhelfen könnte. Seit der Amtszeit von Tiberius Gracchus vor fast dreißig Jahren hatte der Senat deutlich an Macht eingebüßt. Erst Tiberius Gracchus, dann Fulvius Flaccus, dann Gaius Gracchus und nach ihm noch alle möglichen Emporkömmlinge und reformbeflissenen Männer aus der Nobilität hatten nach und nach die Senatoren alten Schlags aus den wichtigsten Gerichten und gesetzgebenden Versammlungen hinausgedrängt.
    Wenn nicht vor kurzem erst Gaius Marius einen Schlag gegen die Privilegien der Senatoren geführt hätte, wäre Caepio womöglich weniger zielstrebig und nicht so entschlossen an diese Aufgabe

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