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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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muß?«
    »Ich kann dich unbemerkt an seinem Lager vorbeiführen«, versicherte Volux eifrig. »Vertrau mir, Lucius Cornelius! Der König, mein Vater, vertraut mir - ich bitte dich, vertrau du mir auch!« Und nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Ich denke, es wäre besser, wenn deine Männer hierblieben. Je weniger wir sind, desto unauffälliger.«
    »Warum sollte ich dir trauen, Prinz Volux?« fragte Sulla. »Ich kenne dich nicht. Und wenn wir schon dabei sind, ich kenne auch Prinz Bogud nicht wirklich und auch nicht den König, deinen Vater! Wer garantiert mir, daß ihr es euch in der Zwischenzeit nicht anders überlegt und mich an Jugurtha verraten habt? Ich wäre ein guter Fang für ihn! Meine Gefangennahme wäre eine große Demütigung für Gaius Marius, das dürfte euch klar sein.«
    Bogud hatte geschwiegen, nur sein Gesicht hatte sich zusehends verfinstert, aber der junge Volux gab nicht auf.
    »Dann sag mir, wie ich beweisen kann, daß wir vertrauenswürdig sind!« rief er aus.
    Sulla setzte sein wölfisches Grinsen auf, darauf hatte er gewartet. »Nun gut«, lenkte er ein. »Ihr habt mich sowieso in der Hand, was habe ich zu verlieren?« Und während er den jungen Mann anstarrte, tanzten seine seltsamen Augen wie Edelsteine unter der breiten Krempe seines Strohhutes - eine ungewöhnliche Kopfbedeckung für einen römischen Soldaten, doch bestens bekannt im ganzen Gebiet zwischen Tingis und der Cyrenaica, denn überall, wo an Lagerfeuern oder Herden von den Taten der Römer erzählt wurde, sprach man über den hellhäutigen Mann mit seinem breiten Hut.
    Ich muß mich auf mein Glück verlassen, dachte Sulla. Keine innere Stimme warnt mich. Dies ist eine Probe, eine Gelegenheit, jedem, von König Bocchus und seinem Sohn bis zu dem Mann in Cirta, zu zeigen, daß ich allem, was mir das Schicksal in den Weg stellt, gewachsen bin - nein, überlegen bin! Ein Mann kann nicht herausfinden, wozu er fähig ist, wenn er wegläuft. Nein, ich muß vorwärtsgehen. Ich werde Glück haben, denn ich habe mein Glück selbst geschmiedet, und ich habe es gut geschmiedet.
    »Sobald es heute abend dunkel wird«, sagte er zu Volux, »werden wir beide mit einer kleinen Eskorte zum Lager des Königs, deines Vaters, reiten. Meine Truppen werde ich hierlassen. Falls Jugurtha merkt, daß Römer hier sind, wird er annehmen, daß wir in Icosium bleiben und daß der König, dein Vater, hierherkommt, um uns zu treffen.«
    »Aber heute nacht ist Neumond!« sagte Volux bestürzt.
    »Ich weiß«, erwiderte Sulla mit seinem unangenehmsten Lächeln. »Das ist die Probe, Prinz Volux. Wir werden nur das Sternenlicht haben. Und du wirst mich geradewegs durch Jugurthas Lager führen.«
    Boguds Augen traten fast aus den Höhlen. »Das ist Wahnsinn!« stieß er hervor.
    Volux’ Augen tanzten. »Das ist eine Herausforderung«, sagte er, und er lächelte in echter Vorfreude.
    »Bist du dabei?« fragte Sulla. »Genau durch die Mitte von Jugurthas Lager - zur einen Seite hinein, ohne daß uns die Wachen sehen oder hören - die via praetoria hinunter, ohne einen schlafenden Mann oder ein dösendes Pferd zu wecken - und zur anderen Seite wieder hinaus, an den Wachen vorbei. Wenn du das wagst, Prinz Volux, weiß ich, daß ich dir trauen kann! Und auch dem König, deinem Vater.«
    »Ich bin dabei«, sagte Volux.
    »Ihr seid beide verrückt«, stellte Bogud fest.

    Sulla beschloß, Bogud in Icosium zurückzulassen, denn er war sich nicht sicher, ob er diesem Mitglied des maurischen Königshauses trauen konnte. Bogud wurde höflich behandelt, doch auf Schritt und Tritt begleiteten ihn zwei römische Militärtribunen mit dem Auftrag, ihn nicht aus den Augen zu lassen.
    Volux suchte sich die vier besten und trittsichersten Pferde in Icosium aus, und Sulla ließ sich sein Maultier bringen, denn er fand immer noch, daß ein Maultier ein weit besseres Reittier war als ein Pferd. Und er ließ auch seinen Hut einpacken. Nur Sulla, Volux und drei andere maurische Adlige würden mit von der Partie sein, und alle außer Sulla waren daran gewöhnt, ohne Sattel und Zaumzeug zu reiten.
    »Kein Metall, nichts darf klimpern und uns verraten«, erklärte Volux. Sulla sattelte sein Maultier dennoch und halfterte es mit einem Seil. »Das knarrt vielleicht, aber wenn ich vom Maultier falle, gibt es mehr Lärm.«
    In tiefster Dunkelheit ritten die fünf hinaus in die überwältigende Schwärze einer mondlosen Nacht. Dennoch schimmerte der Himmel, denn kein Wind hatte den

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