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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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africanischen Staub aufgewirbelt. Was auf den ersten Blick wie vorbeiziehende Wolken erschien, entpuppte sich bei näherem Betrachten als riesige Sternenhaufen, und die Reiter konnten ihren Weg mühelos erkennen. Keines der Tiere war beschlagen, und so zog die Schar fast ohne Hufschlag den Pfad entlang, der an einer Reihe von Schluchten entlangführte, die das hügelige Gelände um die Bucht von Icosium durchschnitten.
    »Hoffentlich wird keines der Tiere lahmen«, meinte Volux, nachdem sein Pferd gestrauchelt war.
    »Vertrau auf mein Glück«, erwiderte Sulla.
    »Seid leise«, ermahnte sie einer der drei Begleiter. »In einer windstillen Nacht wie dieser kann man eure Stimmen meilenweit hören.«
    Sie ritten schweigend weiter und schärften ihre Augen, um auch die kleinste Lichtquelle sogleich wahrzunehmen. Nach etlichen Meilen tauchte vor ihnen der orangefarbene Schein verglimmender Lagerfeuer aus einem kleinen Talkessel auf, in dem Jugurtha sein Lager aufgeschlagen hatte. Das Lager breitete sich vor ihnen aus wie eine glänzende Stadt.
    Die fünf Reiter glitten schweigend den Hügel hinab, und unten machte sich Volux an die Arbeit. Geduldig beobachtete Sulla, wie die Mauren eigens angefertigte Pferdeschuhe an den Hufen ihrer Tiere befestigten. Normalerweise hatten solche Schuhe hölzerne Sohlen und wurden auf Geröllstrecken angelegt, um die empfindlichen Hufe zu schützen, in diesem Fall waren es Filzsohlen, die den Hufschlag dämpften. Die Pferdeschuhe wurden durch zwei weiche Lederriemen gehalten, die an der Vorderseite befestigt waren. Die Riemen wurden gekreuzt, durch einen eingehängten Metallhaken an der Rückseite gezogen und vorne zusammengeschnallt.
    Die Männer bewegten ihre Tiere eine Welle, um sie an diese Fußbekleidung zu gewöhnen, dann legten sie die letzte halbe Meile zu Jugurthas Lager zurück. Sie hatten mit Wachtposten und berittenen Patrouillen gerechnet, doch sie begegneten niemandem. Jugurtha hatte das Kriegshandwerk bei den Römern gelernt, und er hatte sein Lager nach römischem Vorbild angelegt, doch offensichtlich weder die Geduld noch den Willen aufgebracht, die Vorlage wirklich gewissenhaft zu kopieren - eine Eigenschaft, die, wie Sulla wußte, Gaius Marius an Fremden immer wieder faszinierte. So hatte Jugurtha, wohl wissend, daß Marius mit seiner Armee in Cirta überwinterte und Bocchus zu einem Angriff zu schwach war, sich nicht die Mühe gemacht, Schanzen anzulegen, sondern lediglich einen niedrigen Erdwall aufschütten lassen, der problemlos zu überqueren war. Wäre Jugurtha ein Römer gewesen, hätte er sein Lager vollständig mit Schanzen, Pfählen, Palisaden und Wällen ausgebaut, und wenn er sich noch so sicher gefühlt hätte.
    Die Reiter erreichten den Erdwall ungefähr zweihundert Schritte östlich des Haupttores, das eigentlich nur aus einer breiten Öffnung bestand, und überquerten ihn mit Leichtigkeit. Im Inneren des Lagers hielten sie ihre Pferde dicht am Wall und folgten seinem Verlauf. Auf der frisch ausgehobenen Erde war kein Laut zu hören, als sie sich dem Haupttor näherten. Dort waren zwar Wachen aufgestellt, aber sie konzentrierten sich auf den Bereich vor dem Lager, und sie standen so weit von dem Tor weg, daß sie nicht bemerkten, wie die kleine Gruppe auf die breite Lagerstraße einschwenkte, die vom Haupteingang hinunter zum hinteren Tor führte. Sulla, Volux und die drei maurischen Adligen ritten die via praetoria im Schritt entlang, verließen sie, als sie nach einer halben Meile das andere Ende erreichten, hielten sich wieder dicht an den Wall und überquerten ihn, sobald sie sich weit genug von der Torwache entfernt fühlten. Außerhalb des Lagers legten sie noch eine halbe Meile zurück, bevor sie die Pferdeschuhe entfernten.
    »Wir haben’s geschafft!« flüsterte Volux und grinste Sulla triumphierend an. »Vertraust du mir jetzt, Lucius Cornelius?«
    »Ich vertraue dir, Prinz Volux«, sagte Sulla und grinste ebenfalls.
    Sie ritten langsam weiter und achteten darauf, daß ihre unbeschlagenen Tiere nicht lahmten oder ermüdeten. Kurz nach Sonnenaufgang stießen sie auf ein Berberlager, wo sie ihre Pferde gegen frische einzutauschen versuchten. Da ihre Tiere weit besser waren als die der Berber und das Maultier eine Besonderheit darstellte, bereitete der Handel keine Schwierigkeiten. Anschließend ritten sie den ganzen Tag weiter, ohne größere Pausen einzulegen. Sulla verbarg sich unter seinem breiten Hut vor der Sonne und schwitzte.
    Kurz nach

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