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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Kriegselefanten«, bemerkte Cotta.
    »Nur ein paar von ihnen«, erwiderte Aurelius ungerührt. »Die meisten reiten normale gallische Pferde. Diese Männer hier können sich ihre Tiere aussuchen, vermute ich.«
    »Schau dir den an, den jüngeren dort!« rief Cotta aus und wies mit dem Kopf auf einen Mann, nicht älter als dreißig, der gerade vom Rücken seines Pferdes glitt. Seine Haltung war ausgesprochen selbstbewußt, während er seine Umgebung mit überlegener Gelassenheit musterte.
    »Achilles«, meinte Aurelius.
    »Ich dachte, die Germanen würden nackt gehen bis auf einen Umhang«, sagte Cotta und betrachtete die ledernen Beinkleider.
    »In Germanien gehen sie wohl tatsächlich nackt, aber die Germanen, die ich bisher gesehen habe, haben Hosen getragen wie die Gallier.«
    Hosen trugen sie alle, doch in der Sommerhitze keine Hemden. Viele waren mit breiten goldenen Ketten geschmückt, die die halbe Brust bedeckten. An Schwertgurten hingen die leeren Scheiden für ihre Langschwerter, ebenfalls reich mit Gold verziert. Überall trugen die Germanen Gold - Halsketten aus Gold, Armbänder aus Gold, goldbesetzte Helme, Gold an Schwertscheiden und Gürteln. Cotta konnte den Blick nicht von ihren Helmen wenden: Randlos, in der Form Schüsseln ähnlich, waren sie über den Ohren mit großartigen Hörnern geschmückt oder mit Flügeln oder kleinen Röhren, aus denen Federn ragten. Andere sahen aus wie Schlangen- oder Drachenköpfe oder schreckliche. Vögel, ja sogar Wildkatzen mit aufgerissenem Rachen waren vertreten.
    Keiner der Männer hatte einen Bart, und die langen, blonden Haupthaare hingen geflochten oder lose über die Schultern. Die Brust war bei den meisten nur spärlich behaart. Ihre Haut war nicht so rosa wie die Haut der Kelten, dachte Cotta, eher blaßgolden.
    Auch konnte er weder rotes Haar noch Sommersprossen entdecken. Die Augen waren hellblau, keine Spur von Grau oder Grün. Selbst die Älteren wirkten kräftig und durchtrainiert, sie hatten kein Ansatz von Fettleibigkeit und keine schlaffe Haut. Die Römer wußten allerdings nicht, daß die Germanen erbarmungslos alle Männer töteten, die sich gehenließen.
    Die Verhandlungen wurden mit Hilfe von Aurelius’ Dolmetschern geführt, die meisten waren Häduer oder Ambarrer, zwei oder drei auch Germanen, die Carbo gefangengenommen hatte, bevor er bei Noricum besiegt wurde. Die germanischen Häuptlinge erklärten, daß sie auf ihrem Weg nach Spanien freien Durchzug durch Gallia Transalpina wünschten. Aurelius führte selbst die einleitenden Verhandlungen, dazu hatte er eigens die volle Paraderüstung angelegt - den silbernen Brustpanzer, der dem Körper genau angepaßt war, den attischen Helm aus Silber mit einem scharlachroten Federbusch und den pteryges , einen kurzen Lendenschutz aus steifem Leder, der über der dunkelroten Toga getragen wurde. Als Konsular trug er zudem einen violetten Umhang, der an den Schulterteilen des Brustpanzers befestigt war, und als Zeichen seines militärischen Rangs war über der Brust ein purpurfarbenes Band mit den traditionell geknoteten Schlaufen angebracht.
    Cotta beobachtete die Gespräche wie unter einem Bann und mit einer Angst, wie er sie nie zuvor empfunden hatte. Er war sich sicher, Roms Verhängnis vor sich zu sehen. Noch Monate danach verfolgten ihn diese germanischen Häuptlinge bis in den Schlaf, so unermüdlich, daß er seine Tage wie betäubt verbrachte, und selbst als sie ihren größten Schrecken verloren hatten, erwachte er manchmal aufrecht sitzend und mit aufgerissenem Mund in seinem Bett, wenn sie wieder einmal mit ihren riesigen Pferden durch seine schrecklichen Alpträume geritten waren. Die Kundschafter hatten von mehr als siebenhundertfünfzigtausend berichtet, und das bedeutete mindestens dreihunderttausend riesenhafte Krieger. Wie jeder Mann seiner Stellung hatte Cotta oft genug mit barbarischen Kriegern zu tun gehabt, mit Skordiskern und Japuden, mit Salassern und Carpetanern, aber solche Männer wie die Germanen hatte er noch nie gesehen. Die Römer hatten die Gallier immer für Riesen gehalten - verglichen mit den Germanen waren die Gallier jedoch nur durchschnittlich groß.
    Aber das Schlimmste war, daß Rom selbst an seinem Verhängnis tatkräftig mitwirkte, weil es die germanische Bedrohung einfach nicht ernst genug nahm und den Machtkampf zwischen Gnaeus Mallius und Quintus Servilius nicht energisch unterband. Wie wollte Rom die Germanen besiegen, solange die beiden römischen

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