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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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lauten.
     
    Caepio antwortete in ähnlich kampflustigem Tonfall:
    Ich erkenne Dich nicht als Oberbefehlshaber an. Zögere nicht, mich wegen Hochverrat anzuklagen. Ich werde gegen Dich auf jeden Fall Anklage wegen Hochverrat erheben. Da wir beide wissen, wer gewinnen wird, fordere ich Dich auf, mir den Oberbefehl sofort zu übergeben.
     
    Die Antwort von Mallius Maximus stand dieser Aufforderung an Arroganz nicht nach. Und so ging es fort bis in die zweite Hälfte des Septembers. Dann kamen sechs Senatoren aus Rom an, vollkommen erschöpft von der langen und unbequemen Reise, die sie in höchster Eile unternommen hatten. Rutilius Rufus, der in Rom verbliebene Konsul, hatte seinen Plan, Senatoren zu Caepio und Mallius Maximus zu schicken, nach etlichen Mühen endlich durchsetzen können, aber Scaurus und Metellus Numidicus war es gelungen, der Abordnung die Zähne zu ziehen - kein Konsular befand sich unter den Senatoren, und keiner hatte nennenswerten politischen Einfluß. Der Ranghöchste war ein einfacher Prätor von niederem Adel, Rutilius Rufus’ Schwager Marcus Aurelius Cotta. Zumindest Cotta hatte einige Stunden nach ihrer Ankunft begriffen, wie schwierig und verfahren die Lage war.
    Cotta machte sich mit großem Schwung und einer Leidenschaft an die Arbeit, die ihm normalerweise fremd war. Er konzentrierte sich auf Caepio, aber Caepio blieb unzugänglich. Nach einem Besuch im Lager der Kavallerie, dreißig Meilen nördlich, ging Cotta mit doppelter Energie zu Werke, denn der Legat Aurelius hatte ihn auf Schleichwegen auf einen hohen Hügel geführt, von dem aus man die Spitze der heranrollenden Masse der Germanen sehen konnte.
    Cotta schaute hinab und wurde blaß. »Ihr müßtet alle im Lager von Gnaeus Mallius sein«, sagte er.
    »Wenn Gnaeus Mallius auf einen Kampf hinauswollte, ja«, antwortete Aurelius ganz ruhig. Er hatte den Vormarsch der Germanen seit Tagen beobachtet und war an den Anblick gewöhnt. »Gnaeus Mallius meint, wir könnten an frühere diplomatische Erfolge anschließen. In der Vergangenheit haben die Germanen nur gekämpft, wenn wir sie dazu gezwungen haben. Aber diesmal wollen wir nicht kämpfen. Und ich bin sicher, daß sie auch nicht anfangen werden. Ich habe ein paar fähige Übersetzer hier, und seit Tagen trichtere ich ihnen ein, was ich sagen will, wenn die Germanen ihre Häuptlinge zu uns schicken. Ich bin sicher, daß die Germanen verhandeln werden, wenn sie sehen, daß eine riesige römische Armee auf sie wartet.«
    »Aber das wissen sie doch bestimmt!«
    »Das bezweifle ich«, meinte Aurelius gelassen. »Sie rücken nicht in militärischer Ordnung vor. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt wissen, was Kundschafter sind, jedenfalls haben sie noch nie welche ausgesandt. Sie... wälzen sich einfach vorwärts!«
    Cotta wandte sein Pferd um. »Ich muß sofort zurück zu Gnaeus Mallius. Wir müssen diesen starrköpfigen Idioten Caepio dazu bewegen, über den Fluß zu setzen. Dort drüben nützt er uns nichts.«
    »Da stimme ich dir vollkommen zu«, erwiderte Aurelius. »Ich möchte dich jedoch um eines bitten, Marcus Aurelius. Komm sofort zurück, wenn ich dir melden lasse, daß germanische Unterhändler da sind. Bring deine fünf Kollegen mit! Die Germanen werden davon beeindruckt sein, daß sechs römische Senatoren den weiten Weg gekommen sind, um mit ihnen zu verhandeln.« Er grinste sarkastisch. »Wir werden ihnen bestimmt nicht verraten, daß sechs römische Senatoren den weiten Weg gemacht haben, um mit unseren verbohrten Feldherren zu verhandeln!«

Der starrköpfige Idiot Caepio war seltsamerweise besserer Laune, als er sich am nächsten Tag über die Rhône rudern ließ. Bereitwillig hörte er Cotta an.
    »Woher die plötzliche Heiterkeit, Quintus Servilius?« fragte Cotta verwirrt.
    »Ich erhielt gerade einen Brief aus Smyrna, auf den ich Monate gewartet habe.« Doch anstatt zu erklären, wie dieser Brief zu seiner Aufheiterung beigetragen hatte, wurde Caepio sachlich. »Einverstanden«, sagte er und wies mit einem Stab aus Elfenbein, der mit einem goldenen Adler verziert war, auf die Karte. Den Stab trug er, um den hohen Rang seiner Befehlsgewalt zu unterstreichen. Er hatte immer noch nicht zugestimmt, mit Mallius Maximus selbst zu reden. »Hier werde ich übersetzen.«
    »Wäre es nicht klüger, die Rhône im Süden von Arausio zu überqueren?« fragte Cotta zweifelnd.
    »Bestimmt nicht! Wenn ich im Norden übersetze, bin ich näher bei den Germanen.«
    Und dabei

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