MoR 01 - Die Macht und die Liebe
blieb Caepio. Am nächsten Morgen räumte er sein Lager und marschierte zu einer Furt, die sich zwanzig Meilen nördlich von Mallius Maximus’ Lager befand, zehn Meilen südlich vom Lager der Kavallerie.
Cotta und die fünf anderen Senatoren befanden sich auf dem Weg zu Aurelius Lager, denn sie wollten dort sein, wenn die germanischen Häuptlinge zu Verhandlungen erschienen. Unterwegs stießen sie auf Caepios Armee, und bei dem Anblick stockte ihnen das Blut in den Adern. Der größte Teil der Armee war bereits am Ostufer und arbeitete daran, ein stark befestigtes Lager zu errichten.
»Oh, Quintus Servilius, hier kannst du doch nicht bleiben!« rief Cotta, als sie ihn endlich auf einer Hügelkuppe oberhalb des neuen Lagers gefunden hatten. Unten eilten kleine Figuren hin und her, hoben Gräben aus und errichteten Wälle.
»Warum nicht?« fragte Caepio und zog die Augenbrauen hoch.
»Weil zwanzig Meilen südlich von hier bereits ein Lager errichtet ist - groß genug, um deine Legionen nebst den zehn, die schon dort sind, aufzunehmen! Dort mußt du hin, Quintus Servilius! Hier bist du zu weit von Aurelius und Gnaeus Mallius entfernt, als daß du ihnen helfen könntest - oder sie dir! Bitte, Quintus Servilius! Errichte hier ein normales Lager für die Nacht und marschiere morgen zu Gnaeus Mallius!« sagte Cotta und legte seine ganze Überzeugungskraft in seine Worte.
»Ich habe gesagt, daß ich den Fluß überqueren werde, aber ich habe nicht gesagt, was ich danach tun werde! Ich habe sieben Legionen, hervorragend ausgebildete, erfahrene Soldaten. Und nicht nur das, sie sind keine Besitzlosen, sondern echte römische Soldaten! Glaubst du wirklich, ich würde das Lager mit diesem römischen und italischen Pöbel teilen? Mit kleinen Pächtern und Tagelöhnern, Männern, die weder lesen noch schreiben können? Eher würde ich sterben, Marcus Cotta!«
»Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen«, meinte Cotta trocken.
»Weder meine Armee noch ich werden sterben«, erwiderte Caepio verbissen. »Ich bin hier zwanzig Meilen nördlich von Gnaeus Mallius und seinem ekligen Pöbel. Das bedeutet, daß die Germanen zuerst auf mich treffen. Und ich werde sie schlagen, Marcus Cotta! Selbst eine ganze Million Barbaren kann sieben echte römische Legionen nicht besiegen! Und dieser - dieser billige Händler Mallius soll den Ruhm einheimsen? Nie! Quintus Servilius Caepio wird seinen zweiten Triumphzug durch die Straßen Roms erleben! Mallius wird sich mit dem Zuschauen begnügen müssen.«
Cotta beugte sich in seinem Sattel vor und umklammerte Caepios Arm. »Quintus Servilius«, sagte er beschwörend, »ich flehe dich an, vereinige deine Kräfte mit Gnaeus Mallius! Kommt es darauf an, wer gewinnt, solange Rom gewinnt? Das ist kein kleiner Grenzkrieg gegen ein paar Skordisker, keine unbedeutende Auseinandersetzung mit den Lusitanern! Wir werden die größte und beste Armee brauchen, die Rom je aufgestellt hat. Gnaeus Mallius’ Armee hatte nicht so viel Zeit, an den Waffen zu üben, wie deine Männer. Deine Männer werden ihnen im Kampf zeigen, was zu tun ist. Und ich sage dir mit allem Nachdruck, es wird eine Schlacht geben! Egal, wie sich die Germanen in der Vergangenheit verhalten haben, diesmal wird es zur Schlacht kommen. Sie haben unser Blut gerochen und wollen mehr, sie haben unsere Stärke erprobt und uns schwach gefunden. Rom ist in Gefahr, Quintus Servilius! Bitte, ändere deine Meinung! Marschiere morgen zu Gnaeus Mallius’ Lager und vereinige deine Armee mit seiner.«
Caepio trieb sein Pferd an und ließ Cotta stehen. »Nein«, rief er. »Ich bleibe hier.«
So ritten Cotta und die anderen Senatoren weiter nach Norden zum Lager der Kavallerie, während Caepio sein Lager am Flußufer errichtete, kleiner als das Lager von Mallius Maximus, ansonsten jedoch ein genaues Abbild.
Die Senatoren trafen gerade zur rechten Zeit bei Aurelius ein, denn kurz nach Sonnenaufgang am nächsten Tag kamen die germanischen Unterhändler. Ungefähr fünfzig Männer sind es, alle im Alter zwischen vierzig und sechzig, dachte Cotta, der noch nie so große Männer gesehen hatte. Keiner war weniger als sechs Fuß groß, die meisten sogar größer. Auch ihre Pferde waren ungewöhnlich groß und für römische Vorstellungen ziemlich zottig und verfilzt. Die riesigen Hufe waren mit Fell bedeckt, über die sanften Augen fielen lange Mähnen, keines trug einen Sattel, doch alle waren aufgezäumt
»Ihre Pferde sehen aus wie
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