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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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erwarten, daß ich auf ewig hierbleibe, Lucius Cornelius. Ich bin jetzt Anfang fünfzig und möchte gerne an die Küste der Campania ziehen. Meine Knochen vertragen das feuchte Stadtklima nicht mehr. Du solltest wieder heiraten, damit deine Kinder eine richtige Mutter und ein paar Halbschwestern und Halbbrüder bekommen, mit denen sie spielen können.«
    »Das muß warten, bis wir mit den Germanen fertig sind«, antwortete Sulla. Er bemühte sich, höflich zu klingen.
    »Also gut, bis nach der Sache mit den Germanen.«
    »Das kann zwei Jahre dauern«, sagte er warnend.
    »Zwei? Ein Jahr muß doch reichen!«
    »Mag sein, aber ich bezweifle es. Du solltest besser mit zwei Jahren rechnen, Schwiegermutter.«
    »Keinen Augenblick länger, Lucius Cornelius.«
    Sulla blickte sie nachdenklich an und zog eine Augenbraue hoch. »Dann sieh dich schon einmal nach einer passenden Frau für mich um.«
    »Machst du Witze?«
    »Nein, das ist kein Witz!« rief Sulla. In letzter Zeit verlor er schnell die Geduld. »Wie soll ich gegen die Germanen kämpfen und gleichzeitig in Rom nach einer neuen Frau suchen? Wenn du hier ausziehen willst, sobald ich zurück bin, mußt du jetzt eine Frau für mich suchen, und zwar eine, die bereit ist, sich aussuchen zu lassen!«
    »Was für eine Art Frau willst du denn?«
    »Das ist mir egal! Sie soll nur gut zu meinen Kleinen sein«, sagte Sulla.
    Aus diesem wie auch aus anderen Gründen war Sulla froh, daß er aus Rom wegkam. Je länger er dort war, desto stärker drängte es ihn, Metrobius aufzusuchen, und je öfter er Metrobius besuchte, desto häufiger würde er auch in Zukunft mit ihm zusammen sein wollen. Über den erwachsenen Metrobius hatte Sulla nicht mehr den gleichen Einfluß und die gleiche Kontrolle, wie er sie über den Knaben Metrobius gehabt hatte. Metrobius war jetzt alt genug, um seine eigenen Vorstellungen über ihre Beziehung zu entwickeln. Ja, es war am besten, wenn er weit weg von Rom war! Nur seine Kinder, diese allerliebsten, kleinen, zauberhaften Menschen würde er vermissen. Sie liebten unbedingt, ohne Einschränkungen. Er konnte monatelang abwesend sein, aber sobald er nach Hause zurückkehrte, liefen sie ihm mit ausgestreckten Armen entgegen und drückten ihm tausend Küsse aufs Gesicht. Warum konnten Erwachsene nicht so lieben? Die Antwort war einfach. Wenn Erwachsene lieben, denken sie immer zuerst an sich selbst, und vor allem denken sie zuviel dabei.
    Sulla und Marius hatten dem zweiten Konsul Quintus Lutatius Catulus Caesar die Aufgabe überlassen, ein weiteres Heer auszuheben. Caesar protestierte lautstark, daß es ein Freiwilligenheer aus dem Proletariat sein mußte.
    »Natürlich muß es ein proletarisches Freiwilligenheer sein!« sagte Marius kurz angebunden. »Und jammere mir deshalb nur nichts vor - ich habe schließlich nicht bei Arausio achtzigtausend Soldaten verloren und bin auch nicht schuld an den anderen Verlusten!«
    Diese Bemerkung verschloß Catulus Caesar die dünnen Aristokratenlippen.
    »Ich wünschte, du würdest ihm nicht die Verbrechen seiner Sippe vorwerfen«, sagte Sulla.
    »Dann sag ihm, er soll aufhören, mir die Anwerbung von Proletariern vorzuwerfen!« brummte Marius.
    Sulla gab auf.
    Glücklicherweise stand in Gallien alles zum besten. Manius Aquillius hielt sein Heer durch den Bau von Brücken, Aquädukten und durch ständiges Training in kampfbereitem Zustand, Quintus Sertorius war zurückgekommen, dann aber wieder zu den Germanen zurückgekehrt, weil er dort von größerem Nutzen sein konnte, wie er meinte. Er wollte sich dem Zug der Kimbern anschließen und Marius Bericht erstatten, wann immer es möglich war. Die Stimmung im Lager war gut, weil die Soldaten noch in diesem Jahr einen Kampf erwarteten.
    In diesem Jahr hätte eigentlich ein zweiter Februar in den Kalender eingefügt werden müssen, doch zeigten sich hier die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem alten pontifex maximus Delmaticus und dem neuen, Ahenobarbus. Ahenobarbus konnte keinen Vorteil darin erkennen, den Kalender mit den Jahreszeiten in Einklang zu halten. Als der Kalendermonat März begann, war es deshalb immer noch Winter, denn der Kalender eilte nun der tatsächlichen Jahreszeit voraus. Da nach der römischen Kalenderrechnung das Jahr nur dreihundertfünfundfünfzig Tage zählte, mußte alle zwei Jahre ein zusätzlicher Monat von zweiundzwanzig Tagen eingefügt werden, üblicherweise im Anschluß an den Februar. Die Entscheidung darüber traf der Rat der

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