MoR 01 - Die Macht und die Liebe
Quintus Caecilius« sagte Scaurus. »Gaius Marius ist es völlig gleichgültig, wer Statthalter von Sizilien ist, besonders jetzt, da feststeht, daß die Germanen kommen. Wenn du gewollt hättest, daß Lucius Lucullus in Sizilien bleibt, hättest du dich ruhig verhalten sollen. Dann hätte Gaius Marius einfach vergessen, daß du mit Lucius Lucullus etwas zu tun hast.«
»So kann es im Senat nicht weitergehen, jemand muß ein strenges Auge auf sie haben«, sagte Numidicus. »Ich will mich zum Zensor wählen lassen!«
»Guter Gedanke! Und wer noch außer dir?«
»Mein Vetter Caprarius.«
»Noch ein guter Gedanke, bei der Venus! Der wird genau das tun, was du ihm sagst.«
»Es wird höchste Zeit, daß wir im Senat aufräumen, von den Rittern ganz zu schweigen. Ich werde ein strenger Zensor sein, Marcus Aemilius, darauf kannst du dich verlassen!« sagte Numidicus. »Saturninus wird gehen müssen und Glaucia ebenfalls. Die beiden sind gefährlich.«
»Oh, bitte nicht!« Scaurus schreckte zurück. »Wenn ich Appuleius Saturninus nicht zu Unrecht beschuldigt hätte, Getreide veruntreut zu haben, wäre er vielleicht ein ganz anderer Politiker geworden. Bei Lucius Appuleius werde ich mein schlechtes Gewissen nie mehr los.«
Numidicus zog die Augenbrauen hoch. »Mein lieber Marcus Aemilius, ich glaube, du brauchst ein Stärkungsmittel! Es ist doch völlig unwichtig, warum dieser Schafskopf Saturninus sich so verhält. Wichtig ist jetzt nur, daß er ist, was er ist. Und deshalb muß er gehen.« Er schnaubte wütend. »Als politische Kraft sind wir in dieser Stadt noch nicht erledigt. Und wenigstens für das nächste Amtsjahr wird sich Gaius Marius mit einem wirklichen Mann als Mitkonsul arrangieren müssen, nicht mit Strohpuppen wie Fimbria oder Orestes. Wir müssen nur sicherstellen, daß Quintus Lutatius einen Feldzug und ein Heer übertragen bekommt, und dann werden wir jeden winzigen Erfolg, den Quintus Lutatius mit seinem Heer erzielt, in Rom wie einen Triumph verkünden.«
Die Zenturiatkomitien hatten Quintus Lutatius Catulus Caesar zum Konsul gewählt, zwar nur zum zweiten Konsul hinter Gaius Marius, aber dennoch, so gestand Marius ein, »ein Dorn in meinem Fleisch.«
»Dein jüngerer Bruder wird Prätor«, sagte Sulla.
»Und wird nach Hispania Ulterior geschickt. Er steht uns also hier nicht im Weg.«
Sie holten Marcus Aemilius Scaurus ein, der sich inzwischen am Fuß der Senatstreppen von Numidicus verabschiedet hatte.
»Ich möchte mich bei dir persönlich für deinen Einsatz und deine Geschicklichkeit bei der Beschaffung von Getreide bedanken«, sagte Marius höflich.
»Solange es noch irgendwo auf der Welt Weizen zu kaufen gibt, Gaius Marius, ist das nicht schwierig«, antwortete Scaurus ebenso höflich. »Mit viel größerer Sorge erwarte ich den Tag, an dem wir nirgendwo mehr Weizen bekommen können.«
»Das ist doch sicherlich zur Zeit nicht sehr wahrscheinlich. Sizilien wird nach der nächsten Ernte wieder normal liefern können, denke ich.«
Scaurus schlug sofort zu. »Vorausgesetzt, daß wir dort nicht wieder alles verlieren, was wir geschaffen haben, wenn dieser geschwätzige Narr Servilius Augur Statthalter wird!« sagte er bissig.
»Der Krieg in Sizilien ist zu Ende«, antwortete Marius
»Das kannst du nur hoffen, Konsul. Ich bin nicht so sicher.«
»Und woher hast du in den letzten beiden Jahren den Weizen bekommen?« fragte Sulla hastig, um einen offenen Streit zu vermeiden.
»Aus der Provinz Asia«, erklärte Scaurus. Er hatte nichts dagegen, vom Thema abzuschweifen, denn als curator annonae unterstand ihm die Getreideversorgung Roms. Ein wichtiges Amt, und er übte es gerne aus.
»Aber dort haben sie sicherlich nicht viel Überschuß?« fragte Sulla.
»Kaum einen modius , um genau zu sein«, sagte Scaurus selbstzufrieden. »Nein, wir müssen uns dafür bei König Mithridates von Pontos bedanken. Er ist noch sehr jung, aber er denkt sehr unternehmerisch. Er hat die nördlichen Teile des Schwarzen Meeres erobert und sich dadurch die Kontrolle über die Getreideregionen am Don, am Dnjepr, am Bug und am Dnjestr verschafft. Seither verschifft er den Getreideüberschuß in unsere Provinz Asia und verkauft ihn an uns, eine hübsche Einnahmequelle für Pontos. Ich werde im nächsten Jahr erneut meinem Instinkt folgen und unseren Weizen noch einmal in der Provinz Asia kaufen. Der junge Marcus Livius Drusus wird als Quästor nach Asien reisen, und ich habe ihn gebeten, in meinem Auftrag über
Weitere Kostenlose Bücher