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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Weizenlieferungen zu verhandeln.«
    Marius brummte zustimmend. »Zweifellos wird er auf dieser Reise seinen Schwiegervater Quintus Servilius Caepio in Smyrna besuchen?«
    »Sicherlich.«
    »Dann sage bitte Marcus Livius, er solle die Rechnungen für den Weizen an Quintus Servilius Caepio schicken«, meinte Marius. »Caepio kann das bezahlen. Er hat mehr Geld als die Staatskasse!«
    »Für diese Behauptung hast du keine Beweise.«
    »König Copillus sieht das anders.«
    Eine gespannte Pause trat ein. Dann sagte Sulla: »Wieviel von dem asiatischen Weizen kommt eigentlich bei uns an, Marcus Aemilius? Ich habe gehört, daß die Piratenplage jedes Jahr schlimmer wird.«
    »Höchstens die Hälfte«, antwortete Scaurus grimmig. »In jeder Bucht, in jedem Hafen an den Küsten von Pamphylien und Kilikien liegen Piraten auf der Lauer. Sie sind eigentlich Sklavenhändler, aber sie stehlen soviel Getreide, wie sie können, um ihre ebenfalls gestohlenen Sklaven zu ernähren, denn dann ist ihr Gewinn besonders hoch. Und wenn sie noch Getreide übrig haben, verkaufen sie es uns zum doppelten Preis, den wir ursprünglich bezahlt haben, nur mit der Garantie, daß das Getreide dann nicht noch einmal gestohlen wird, sondern uns wirklich erreicht.«
    »Erstaunlich«, meinte Marius, »daß es sogar bei den Piraten Zwischenhändler gibt. Das sind sie nämlich. Erst stehlen sie das Getreide, dann verkaufen sie es wieder an uns. Reine Profitgier. Es wird Zeit, daß wir etwas unternehmen, Senatsvorsitzender. Bist du nicht auch der Meinung?«
    »Es ist höchste Zeit!« rief Scaurus hitzig.
    »Was schlägst du vor?«
    »Einen Sonderauftrag für einen der Prätoren - sozusagen einen Statthalter für Seeräuber. Gib ihm Schiffe und kampferprobte Mannschaften. Er muß den Auftrag erhalten, jedes einzelne Piratennest an der ganzen pamphylischen und kilikischen Küste auszuradieren«, sagte Scaurus.
    »Wir könnten ihm den Titel Statthalter von Kilikien geben«, meinte Marius.
    »Eine sehr gute Idee!«
    »Gut, Senatsvorsitzender. Wir werden die Senatsmitglieder sobald wie möglich zusammenrufen und die Sache in Angriff nehmen.«
    »Ja, das sollten wir.« Scaurus bemühte sich sehr, freundlich zu sein. »Du weißt ja, Gaius Marius, daß mir vieles verhaßt ist, wofür du stehst, aber ich schätze außerordentlich deine Fähigkeit zu handeln, ohne jede Angelegenheit gleich zu einer neuen Zirkusveranstaltung aufzublähen.«
    »Die Wächter des Staatsschatzes werden aufschreien wie eine Vestalin, die zum Essen in ein Bordell eingeladen wurde.«
    »Laß sie schreien! Wenn wir die Piraten nicht auslöschen, wird es zwischen Ost und West bald keinen Handel mehr geben.« Nachdenklich fügte Scaurus hinzu: »Schiffe und Seesoldaten - was meinst du, wie viele werden wir brauchen?«
    »Oh, acht oder zehn Geschwader und - sagen wir - zehntausend Soldaten. Wenn wir so viele haben«, antwortete Marius.
    »Wir können sie bekommen«, sagte Scaurus zuversichtlich. »Notfalls können wir auch Söldner in Rhodos, Halikarnassos, Knidos, Athen, Ephesus anwerben. Keine Angst, wir bekommen sie zusammen.«
    »Marcus Antonius könnte den Befehl übernehmen«, schlug Marius vor.
    Scaurus blickte ihn ehrlich überrascht an. »Wie? Willst du nicht deinen eigenen Bruder vorschlagen?«
    Marius lächelte. »Mein Bruder Marcus Marius ist eine Landwanze, genau wie ich. Die Antonier hingegen fahren gern zur See.«
    »Wenn sie sich nicht bereits alle auf dem Meer befinden!« lachte Scaurus.
    »Genau. Unser Prätor Marcus Antonius ist ein guter Mann. Er wird es schaffen, denke ich.«
    »Das denke ich auch.«
    »In der Zwischenzeit«, warf Sulla lächelnd ein, »werden die Wächter des Staatsschatzes unaufhörlich über die Kosten für Marcus Aemilius’ Getreidekäufe und Piratenjäger heulen und klagen, so laut, daß sie gar nicht merken, wieviel sie für die Aushebung zahlen müssen. Denn Quintus Lutatius wird eine Aushebung durchführen müssen.«
    »Oh, Lucius Cornelius, ich glaube, du dienst schon zu lange unter Gaius Marius!« sagte Scaurus.
    »Das habe ich auch gerade gedacht«, sagte Marius, als sei es ihm herausgerutscht. Dann sagte er nichts mehr.
    Sulla und Marius machten sich Ende Februar nach Gallia Transalpina auf, nachdem Sulla Julilla beerdigt und alle Familienangelegenheiten geregelt hatte. Marcia hatte sich bereit erklärt, noch eine Zeitlang in Sullas Haus zu wohnen und sich um die Kinder zu kümmern.
    »Aber«, hatte sie drohend erklärt, »du kannst nicht

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