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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wir die Liste der römischen Bürger überprüfen, werde ich dich dort auch nicht einschreiben!« sagte Numidicus.
    »Aber ich habe ein Recht darauf!« erwiderte Equitius sehr nachdrücklich. »Ich bin römischer Bürger - ich stamme aus der Subura - ich habe zehn Jahre in den Legionen gedient - ich bin ein moralisch einwandfreier und geachteter Mann - ich besitze vier Mietshäuser, zehn Tavernen, einhundert iugera Land in Lanuvium, tausend iugera Land in Firmum Picenum, eine Markthalle in Firmum Picenum - und ich habe ein Einkommen von über vier Millionen Sesterzen im Jahr; also erfülle ich alle Bedingungen, Mitglied des Senats zu werden!« Und Equitius gab seinen Dienern ein Zeichen, woraufhin sie vortraten und ihre große Papiersammlung vorzeigten. »Hier sind die Beweise, Quintus Caecilius!«
    »Es ist mir völlig gleichgültig, wie viele Dokumente du vorzeigen kannst, du ordinärer, elender Pilz - und es ist mir auch egal, wen du als Zeugen anschleppst, du Aasgeier!« schrie Schweinebacke. »Ich werde dich niemals als römischen Bürger einschreiben, und als Mitglied des ordo equester erst recht nicht! Ich scheiß’ auf dich, du Zuhälter! Und jetzt hau ab!«
    Equitius wandte sich wieder der Menge zu, breitete die Arme aus - er trug eine Toga - und sagte: »Habt ihr das gehört? Mir, Lucius Equitius, dem Sohn des Tiberius Sempronius Gracchus, werden das Bürgerrecht und der Ritterstatus verwehrt!«
    Schweinebacke sprang auf und bewegte sich so schnell, daß Equitius ihn nicht kommen sah. Unser ehrwürdiger Zensor versetzte ihm einen wohlplazierten rechten Haken, Equitius fiel auf den Arsch und saß mit offenem Mund da, während sein Gehirn in der Knochenschachtel herumklapperte. Dann versetzte ihm Schweinebacke noch einen Tritt, so daß Equitius kopfüber in die Menge purzelte.
    »Ich scheiße auf euch alle!« brüllte Schweinebacke und drohte den Gaffern und Gladiatoren mit der Faust. »Haut ab und nehmt diesen unrömischen Scheißhaufen hier mit!«
    Danach wiederholte sich alles noch einmal, nur beschäftigten sich die Gladiatoren jetzt nicht mit Schweinebackes Gesicht. Sie holten ihn vom Tribunal herunter und bearbeiteten seinen ganzen Körper mit Fäusten, Nägeln, Zähnen und Stiefeln. Schließlich drängten sich Saturninus und Glaucia vor - ich habe vergessen zu erwähnen, daß sie im Hintergrund lauerten - und entrissen Numidicus seinen Peinigern. Ich glaube nicht, daß sein Tod zu ihren Plänen gepaßt hätte. Saturninus stieg die Stufen zu dem Gerichtsgebäude hinauf und beruhigte die Menge so weit, daß sich Caprarius verständlich machen konnte.
    »Ich bin anderer Meinung als mein Kollege und nehme auf meine Verantwortung Lucius Equitius in den ordo equester auf!« schrie er. Der arme Junge war kreidebleich. Vermutlich hat er während all seiner Feldzüge nicht solche Gewalttätigkeiten mitansehen müssen.
    »Setze Lucius Equitius’ Namen auf die Liste!« brüllte Saturninus.
    Und Caprarius schrieb den Namen auf die Liste.
    »Geht jetzt alle nach Hause!« befahl Saturninus.
    Die Menge zerstreute sich sofort. Lucius Equitius trugen sie auf ihren Schultern davon.
    Schweinebacke war ein Wrack. Meiner Meinung nach konnte er von Glück sagen, daß er überhaupt noch am Leben war. Oh, war er wütend! Wie eine rasende Furie stürzte er sich auf Vetter Ziegenbock, weil dieser wieder einmal nachgegeben hatte. Der alte Ziegenbock löste sich fast in Tränen auf und wußte überhaupt nicht, wie er sich verteidigen sollte.
    »Schmeißfliegen! Ungeziefer, alle zusammen!« brüllte Schweinebacke ein ums andere Mal, während wir versuchten, seinen Brustkorb zu verbinden - mehrere Rippen waren gebrochen - und herauszufinden, welche Verletzungen seine Toga sonst noch verbarg. Ja, natürlich war das alles ungeheuer kindisch, aber, bei den Göttern, Gaius Marius, Schweinebackes Mut muß man einfach bewundern!
     
    Marius blickte vom Brief auf und runzelte die Stirn. »Ich frage mich wirklich, was Saturninus wohl im Schilde führt.«
    Aber Sullas Gedanken beschäftigten sich mit einer weit weniger wichtigen Frage. »Plautus!« sagte er plötzlich.
    »Was?«
    »Die boni , die Guten! Gaius Gracchus, Lucius Opimius und unser Scaurus behaupten alle, sie hätten die Bezeichnung Optimaten für ihre Partei erfunden. Aber Plautus hat das Wort schon vor hundert Jahren für die Plutokraten und andere Schutzherren verwendet! Ich erinnere mich, daß ich es in einer Aufführung der Captivi von Plautus gehört habe - und damals

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