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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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bei der Ersten und der Zweiten Zensusklasse haben, ausnützen. Dann kann nichts schiefgehen, und wenn sie Gaius Marius noch so lieben.«
    »Ich kann es gar nicht mehr abwarten, bis ich sein Kollege bin!« Metellus Numidicus spannte heimlich alle Muskeln an. »Ich werde ihm jeden Weg verbauen! Ich werde ihm das Leben zur Hölle machen!«
    »Wahrscheinlich bekommen wir noch von unerwarteter Seite Unterstützung.« Scaurus sah aus wie eine Katze auf der Lauer.
    »Von welcher Seite?«
    »Lucius Appuleius Saturninus will noch einmal für das Volkstribunat kandidieren.«
    »Das sind ja schreckliche Nachrichten! Wie soll uns das helfen?« fragte Numidicus.
    »Nein, das ist eine höchst erfreuliche Nachricht, Quintus Caecilius. Wenn du erst deine Konsulzähne in Gaius Marius verbissen hast und ich dasselbe getan habe und Quintus Lutatius ebenfalls und noch ein halbes Hundert, dann wird Gaius Marius Saturninus als Verbündeten gewinnen müssen . Ich kenne Gaius Marius. Wenn er zu sehr gereizt wird, schlägt er wild um sich. Wie ein gereizter Stier. Er wird sich Saturninus’ Unterstützung sichern. Und Saturninus ist wahrscheinlich der schlimmste Verbündete, den er sich aussuchen kann. Du wirst schon sehen. Seine eigenen Leute werden unseren Stier Gaius Marius zu Fall bringen.«

    Saturninus war auf dem Weg nach Gallia Cisalpina, um sich mit Gaius Marius zu treffen, denn er war sehr an einem Bündnis mit Marius interessiert, viel interessierter als Marius zu diesem Zeitpunkt. Saturninus lebte in der politischen Welt Roms, Marius immer noch auf der unberührten Insel des Feldherrn.
    Sie trafen sich in dem kleinen Urlaubsort Comum am Ufer des Comer Sees. Marius hatte dort die Villa des Lucius Calpurnius Piso gemietet, der kürzlich zusammen mit Lucius Cassius in Burdigala gefallen war. Marius war müde, viel müder, als er das dem zehn Jahre jüngeren Catulus Caesar gegenüber je zugegeben hätte. Catulus Caesar hatte er ans andere Ende der Provinz verfrachtet, er sollte dort bei den Gerichtstagen zugegen sein. Das Kommando über die Truppen hatte Sulla, und Marius konnte sich endlich ein paar ruhige Ferientage gönnen.
    Als Saturninus auftauchte, bat Marius ihn sogleich zu bleiben. Vor der Kulisse des schönsten Sees in ganz Italien konnten die beiden Männer in Ruhe reden.
    Aber auch in den Ferien ging Marius immer direkt zur Sache. Als das Thema angeschnitten wurde, sagte er ohne Umschweife, was er dachte. »Ich will Metellus Numidicus nächstes Jahr nicht als Mitkonsul haben. Ich denke an Lucius Valerius Flaccus. Er ist ein weicher Mann, ihn werde ich mir zurechtbiegen können.«
    »Er würde gut zu dir passen, aber du wirst es nicht schaffen, fürchte ich. Die Senatskamarilla schlägt schon die Werbetrommel für Metellus Numidicus.« Saturninus blickte Marius neugierig an. »Warum kandidierst du eigentlich ein sechstes Mal? Nachdem du die Germanen endgültig geschlagen hast, könntest du dich doch auf deinen Lorbeeren ausruhen!«
    »Ich wünschte, ich könnte es, Lucius Appuleius. Aber diese Angelegenheit ist nicht abgeschlossen, bloß weil die Germanen geschlagen sind. Ich muß zwei Proletarierarmeen entlassen - oder vielmehr ich habe eine Armee mit sechs Legionen, die über der Sollstärke liegen, und Quintus Lutatius hat eine Armee mit sechs Legionen, die unter der Sollstärke liegen. Aber ich fühle mich für beide Armeen verantwortlich. Quintus Lutatius meint, mit der Ausstellung der Entlassungspapiere sei die Sache erledigt, und er brauche sich nicht weiter um die Männer zu kümmern.«
    »Du bist immer noch fest entschlossen, ihnen Land zuzuteilen?« fragte Saturninus.
    »Ja, sicher. Rom wird in mehr als einer Hinsicht geschwächt werden, wenn sie kein Land erhalten. Erst einmal werden über fünfzigtausend Legionäre mit ein paar Münzen im Beutel über Rom und ganz Italien herfallen. Innerhalb weniger Tage werden ihre Taschen leer sein - und wo immer sie dann leben, sie werden ständig Ärger machen. Wenn es Krieg gibt, lassen sie sich wieder anwerben. In Friedenszeiten werden sie zu einer wahren Plage.«
    Saturninus nickte zustimmend. »Das leuchtet mir ein.«
    »Der Gedanke kam mir in Africa, darum habe ich die africanischen Inseln für die Besiedlung durch Veteranen zurückbehalten. Tiberius Gracchus wollte die Armen Roms auf das Land, in die Campania, umsiedeln. Rom sollte dadurch eine saubere, sichere Stadt werden, gleichzeitig sollte dem Land frisches Blut zugeführt werden. Aber Italien war die falsche

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