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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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besitzlosen Schicht, meine ich genau das. Land für alle von ihnen - Römer, Latiner und Italiker.«
    Saturninus pfiff leise durch die Zähne. »Das wird Ärger geben! Das wird sich die konservative Clique im Senat nicht widerspruchslos bieten lassen.«
    »Das weiß ich. Ich weiß nur nicht, ob du den Mut hast, ihnen die Stirn zu bieten.«
    »Ich habe mir noch nicht viel Gedanken über meine Standfestigkeit gemacht«, antwortete Saturninus nachdenklich, »ich kann also nicht sagen, wie mutig ich bin. Aber doch, Gaius Marius. Ich glaube schon, daß ich es schaffe, ihnen die Stirn zu bieten.«
    »Um meinetwillen muß ich niemanden bestechen, meine Wahl ist sicher, ich kann nicht verlieren. Nichts spricht allerdings dagegen, daß ich ein paar Jungens anheuere, damit sie Bestechungsgelder für den zweiten Konsul verteilen. Und für dich, wenn du Hilfe brauchst, Lucius Appuleius. Und auch für Gaius Servilius Glaucia. Er wird als Prätor kandidieren, wie ich höre?«
    »Richtig. Und wir beide, Gaius Marius, würden deine Hilfe in dieser Angelegenheit gerne annehmen. Dafür hast du unsere Unterstützung, wo immer es nötig ist, damit du dein Land bekommst.«
    Marius zog eine Rolle Papier aus dem Ärmel. »Ich habe schon ein bißchen vorgearbeitet. Hier ist die Skizze für eine Gesetzesvorlage. So etwas Ähnliches wäre nötig, meine ich. Ich gehöre leider nicht zu den besten Männern Roms, wenn es darum geht, Gesetze zu entwerfen. Ganz im Gegensatz zu dir. Und Glaucia ist - du wirst es mir hoffentlich nicht übelnehmen, wenn ich es so sage - geradezu ein Genie in dieser Beziehung. Könnt ihr beide zusammen aus meinen schlecht und recht zusammengeschusterten Kritzeleien gute Gesetzesvorlagen machen?«
    »Du verhilfst uns ins Amt, Gaius Marius, und ich versichere dir, du wirst deine Gesetze bekommen«, sagte Saturninus.
    Marius war sichtlich erleichtert. Die Spannung schwand aus seinem großen, muskulösen Körper. »Wenn ich das nur schaffe, Lucius Appuleius. Ich schwöre es, dann ist es mir egal, ob ich ein siebtes Mal Konsul werde.«
    »Ein siebtes Mal?«
    »Mir wurde prophezeit, daß ich siebenmal Konsul sein werde.«
    Saturninus lachte. »Warum auch nicht? Niemand hätte es je für möglich gehalten, daß ein Mann sechsmal Konsul wird. Und du wirst es jetzt.«
     
    Die Wahl der neuen Volkstribunen fand statt, als Gaius Marius und Catulus Caesar mit ihren Legionen südwärts auf dem Weg nach Rom waren, um ihren Triumph gemeinsam zu feiern. Die Wahl war heiß umkämpft. Über dreißig Kandidaten bewarben sich um die zehn Posten, mehr als die Hälfte davon standen im Dienste der konservativen Senatoren. Der Wahlkampf wurde erbarmungslos hart geführt.
    Glaucia, der Vorsitzende der amtierenden zehn Volkstribunen, wurde damit beauftragt, die Wahl der Nachfolger durchzuführen. Die Wahl der Konsuln und der Prätoren durch die Zenturiatkomitien hatte noch nicht stattgefunden, nur deshalb konnte er diese Aufgabe übernehmen, denn als gewählter Prätor wäre er nicht in Frage gekommen. Aber wie die Dinge lagen, konnte er bei der Wahl der Volkstribunen seines Amtes walten.
    Die Wahl fand auf dem Versammlungsplatz der Komitien statt, Glaucia leitete das Geschehen von der Rednerbühne aus. Die anderen neun Volkstribunen behielten die Menge im Auge. Sie mußten durch Losentscheid festlegen, in welcher Reihenfolge die fünfunddreißig Tribus, die Abteilungen der römischen Bürgerschaft, wählten, vom ersten bis zum letzten, und dann ließen sie die Tribus nacheinander zur Wahl antreten.
    Viel Geld war von einer Hand zur anderen gegangen, einiges davon war zu Saturninus geflossen, aber sehr viel mehr zu unbekannten Kandidaten, die von den Konservativen ins Rennen geschickt wurden. Jeder reiche Senator von den vorderen Bänken der Konservativen mußte tief in die Taschen greifen. Man kaufte Stimmen für Männer wie Quintus Nonius aus Picenum, politisch ein Niemand, aber konservativ bis auf die Knochen. Nonius war der Bruder von Sullas Schwager; doch Sulla hatte nichts damit zu tun, daß Nonius im Senat saß und für das Volkstribunat kandidierte. Als Sullas Schwester Cornelia in die reiche Gutsbesitzerfamilie Nonius eingeheiratet hatte, hatte der Glanz ihres Namens die Männer der Familie auf die Idee gebracht, ihr Glück im cursus honorum zu versuchen. Zunächst sollte ihr Sohn zielstrebig für diese Karriere aufgebaut werden, aber dann wollte doch der Onkel zuerst sehen, was sich machen ließ.
    Die Wahl brachte reichlich

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