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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schweinebacke vor, er versuche schon wieder, Saturninus loszuwerden. Aber das sei ihm bereits damals nicht gelungen, als er Zensor gewesen sei. Und dann tauchten auch noch diese gemieteten Gladiatoren auf, die Saturninus anscheinend immer, wenn es darauf ankommt, irgendwo auftreiben kann. Sie pöbelten die Geschworenen an und sahen so angsteinflößend aus, daß das Gericht die Klage abwies. Die Gesandten aus Pontos mußten ohne ihren Vertrag wieder heimkehren. Ich bin mit Saturninus einig: Es wäre reichlich schäbig, das langjährige Freundschaftsbündnis aufzukündigen, nur weil die Feinde von Bithynien inzwischen viel reicher und mächtiger sind.
    Genug, Gaius Marius! Eigentlich wollte ich dir ja nur die Sache mit den Triumphen mitteilen, bevor Du es von offizieller Seite erfährst. Der Senat wird es nicht besonders eilig haben, Dich darüber zu unterrichten. Ich wünschte, Du könntest noch etwas dagegen unternehmen, aber ich sehe keine Möglichkeit.
     
    »Und ob ich etwas unternehmen kann!« brummte Marius grimmig, nachdem er den Brief entziffert hatte. Er legte ein Stück Papier vor sich hin. Nach einer ganzen Weile hatte er einen eigenen kurzen Brief entworfen. Dann ließ er Quintus Lutatius Catulus Caesar rufen.
    Catulus Caesar trat in aufgeräumter Stimmung ein, denn mit demselben Kurier, der Rutilius Rufus’ Brief an Marius gebracht hatte, waren für ihn Briefe von Metellus Numidicus und Scaurus gekommen.
    Enttäuscht mußte Catulus Caesar feststellen, daß Marius schon von der Entscheidung für nur zwei Triumphzüge wußte. Und er hatte sich so darauf gefreut zu sehen, wie Marius auf diese Nachricht reagieren würde! Nun ja, das war nicht so wichtig. Aber Triumph war Triumph.
    »Wenn du nichts dagegen hast, werde ich im Oktober nach Rom zurückkehren«, sagte Catulus Caesar und ließ jedes Wort auf der Zunge zergehen. »Ich werde meinen Triumph zuerst feiern, du als Konsul kannst ja nicht so früh hier weggehen.«
    »Abgelehnt«, erwiderte Marius knapp. »Wir werden Ende November gemeinsam nach Rom zurückkehren, wie es geplant war. Ich habe dem Senat gerade geschrieben. Möchtest du es hören? Ich werde es dir vorlesen, das erspart dir die Mühe, meine Schrift zu entziffern.«
    Marius zog das kleine Stück Papier aus dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch, rollte es auseinander und begann laut zu lesen:
    Gaius Marius, Konsul in der fünften Amtszeit, dankt dem Senat und dem Volk von Rom, daß sie sich der Frage des Triumphes für ihn und seinen Stellvertreter, den Prokonsul Quintus Lutatius Catulus, mit so viel ernsthafter Anstrengung gewidmet haben. Die Sparsamkeit der patres conscriptii , die in ihrem Entschluß zum Ausdruck kommt, nur einen Triumph für jeden der beiden Feldherrn von Rom zu bewilligen, ist höchst lobenswert. In Anbetracht der immensen Kosten dieses langen Krieges rate ich indes zu noch größerer Sparsamkeit. Quintus Lutatius stimmt mit mir überein. Gaius Marius und Quintus Lutatius Catulus werden sich deshalb einen einzigen Triumph teilen. Ganz Rom soll Zeuge der Einigkeit und Freundschaft seiner beiden Feldherrn sein, wenn sie gemeinsam durch die Straßen marschieren. Mit großer Freude teile ich daher mit, daß Gaius Marius und Quintus Lutatius ihren Triumph an den Kalenden des Dezembers feiern werden. Gemeinsam. Lang lebe Rom!
     
    Catulus Caesar war weiß wie eine Wand. »Du machst Scherze!«
    »Ich? Scherze? Niemals, Quintus Lutatius!« Marius’ Augen funkelten unter seinen buschigen Augenbrauen.
    »Ich - ich - ich verweigere den Gehorsam!«
    »Es wird dir nichts anderes übrigbleiben«, sagte Marius zuckersüß. »Sie dachten schon, jetzt haben sie mich endgültig kleingekriegt! Der gute alte Metellus Numidicus und seine Freunde - und deine Freunde! Tja, ihr werdet mich nie kleinkriegen, keiner von euch.«
    »Der Senat hat zwei Triumphe beschlossen, und zwei werden es sein!« Catulus Caesar bebte vor Wut.
    »Ja, du könntest natürlich darauf bestehen, Quintus Lutatius. Aber das wird nicht gut aussehen, was meinst du? Du hast die Wahl. Entweder wir beide feiern den Triumph gemeinsam, oder du stehst als Trottel da.«
    Catulus Caesar wußte nichts mehr zu sagen. Marius’ Brief ging an den Senat, und der Triumph wurde für den ersten Tag im Monat Dezember angekündigt.
    Catulus Caesar sann sofort auf Rache. In einem Brief an den Senat beschuldigte er den Konsul Gaius Marius, er habe sich ein Vorrecht des Senats und des Volkes von Rom angemaßt: Tausend Soldaten der

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