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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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vertreten.«
    Damit war er aber zu weit gegangen. Die Geschworenen, in der Mehrzahl Ritter, mochten Saturninus nicht und waren dem jungen Caepio günstig gesonnen. Da zeigte Fortuna, daß auch sie auf der Seite des jungen Caepio stand. In die Rede des Verteidigers platzte ein Bote mit der dringenden Mitteilung, Quintus Servilius Caepio sei in Smyrna gestorben. Der einzige Trost, den er in seiner Todesstunde gehabt hatte, war sein Gold gewesen. Der junge Caepio weinte bitterlich, die Richter waren tief gerührt und wiesen die Anklage zurück.
    Wahlen standen an, aber niemand wollte sie durchführen. Immer noch sammelten sich täglich Menschenmassen auf dem Forum Romanum, immer noch waren die Kornspeicher leer. Der zweite Konsul Valerius Flaccus bestand darauf, daß die Wahlen erst abgehalten werden sollten, wenn eindeutig erwiesen sei, daß Gaius Marius sie nicht werde durchführen können. Obwohl Lucius Valerius Flaccus Priester des Mars war, hatte er wenig Ähnlichkeit mit dem Kriegsgott. Er wußte, daß er in der gegenwärtigen Situation sein Leben riskieren wurde, wenn er Wahlen beaufsichtigen müßte.

    Marcus Antonius Orator hatte drei Jahre lang sehr erfolgreich gegen die Piraten von Kilikien und Pamphylien gekämpft und den Kampf höchst stilvoll von seinem Hauptquartier im erfreulich großstädtischen und kultivierten Athen aus beendet. In Athen war sein guter Freund Gaius Memmius zu ihm gestoßen. Als Gaius Memmius nach seiner Zeit als Statthalter von Makedonien nach Rom zurückgekehrt war, hatte er sich zusammen mit Gaius Flavius Fimbria, seinem Kompagnon bei dem Getreidebetrug, vor Glaucias Repetundengericht auf der Anklagebank wiedergefunden. Fimbria wurde mit großer Mehrheit verurteilt, aber Memmius hatte Grund, mit dem Schicksal zu hadern: Er wurde mit nur einer Stimme Mehrheit verurteilt. Memmius ging nach Athen in die Verbannung, zu seinem Freund Antonius. Mit Unterstützung seines Freundes wollte er versuchen, beim Senat die Aufhebung des Urteils zu erwirken. Daß er die Kosten dieses Verfahrens tragen konnte, verdankte er einem glücklichen Zufall: Als Statthalter in Makedonien war er in einem Dorf der Skordisker buchstäblich über eine versteckte Goldschatulle gestolpert - hundert Talente hatte er darin gefunden. Wie Caepio in Tolosa hatte Memmius keinen Grund gesehen, warum er das Gold mit irgend jemandem hätte teilen sollen, und er hatte es auch mit niemandem geteilt - bis er in Athen dem äußerst geneigten Antonius etwas davon zukommen ließ. Wenige Monate später wurde Memmius nach Rom zurückgerufen, und auch seinen Sitz im Senat durfte er wieder einnehmen.
    Da der Krieg mit den Piraten erfolgreich abgeschlossen war, wartete Gaius Memmius in Athen, bis auch Marcus Antonius Orator zur Heimreise bereit war. Ihre freundschaftlichen Bande waren fester geknüpft denn je, und sie hatten beschlossen, gemeinsam als Konsuln zu kandidieren.
    Ende November ließ sich Antonius mit seinem kleinen Heer auf dem Marsfeld nieder und forderte einen Triumph. Die Senatoren, die im Schutz des Tempels der Bellona zusammengekommen waren, genehmigten ihm das mit Vergnügen, teilten ihm jedoch mit, daß sein Triumph nicht vor dem zehnten Tag des Dezembers stattfinden könne. Die neuen Volkstribunen seien noch nicht gewählt, und auf dem Forum Romanum versammelten sich immer noch große Massen von Proletariern. Man hoffe aber, daß die Volkstribunen demnächst gewählt würden und am zehnten Tag des Monats ihr Amt antreten könnten. In Anbetracht der gespannten Lage komme ein Triumphzug durch die Stadt derzeit nicht in Frage.
    Antonius bangte um seine Kandidatur, denn solange sein Triumph nicht stattgefunden hatte, mußte er außerhalb des pomerium , der geheiligten Stadtgrenze, bleiben. Als Träger von imperium galt für ihn dasselbe wie für einen ausländischen König: Er durfte Rom nicht betreten. Und wenn er Rom nicht betreten durfte, konnte er seine Kandidatur für das Amt des Konsuls nicht öffentlich ankündigen.
    Sein Sieg über die Piraten hatte ihm aber bei den Kornhändlern und anderen Geschäftsleuten große Sympathien eingebracht, denn die Schiffahrt auf dem Mittelmeer war seither so sicher und berechenbar wie seit fünfzig Jahren nicht mehr. Er konnte sich deshalb gute Chancen selbst gegen Gaius Marius ausrechnen. Und obwohl Gaius Memmius in Fimbrias Betrügereien verwickelt war, standen auch seine Chancen nicht schlecht. Sie beide waren, wie Catulus Caesar zum Senatsvorsitzenden Scaurus bemerkte,

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