MoR 03 - Günstlinge der Götter
glitt Antistia von ihrer Truhe und stellte sich vor ihren Gatten hin.
»Bevor du gehst, muß ich mit dir reden, Magnus.«
Es war offensichtlich, daß Pompeius das als eine reine Zeitverschwendung ansah, doch er blieb stehen. »Was ist denn?«
»Wie lange wirst du fort sein?«
»Keine Ahnung«, erwiderte er fröhlich.
»Mehrere Monate? Ein Jahr?«
»Einige Monate vermutlich. Sulla wird Carbo schnell besiegen.«
»Dann möchte ich nach Rom zurückkehren und während deiner Abwesenheit im Haus meines Vaters wohnen.«
Pompeius schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Während ich mit Sulla gegen Carbo Krieg führe, spaziert meine Frau nicht in Carbos Rom herum. Du bleibst hier.«
»Deine Diener und alle anderen Leute hier mögen mich nicht. Ich werde es schwerhaben, wenn du nicht da bist.«
»Unsinn«, gab er zurück und wollte gehen.
Doch Antistia war entschlossen, sich nicht abwimmeln zu lassen. »Bitte, liebster Gatte, höre mir nur ein paar Minuten zu. Ich weiß, Zeit ist wertvoll, aber immerhin bin ich deine Frau.«
Pompeius seufzte. »Also gut, aber fasse dich kurz!«
»Ich kann unmöglich hier bleiben!«
»Doch, das kannst du.« Er trat von einem Fuß auf den andern.
»Sobald du fort bist, Magnus — und sei es auch nur für wenige Stunden —, behandeln deine Leute mich unfreundlich. Ich habe mich nie beklagt, weil du immer gut zu mir warst und mich bis auf das eine Mal, als du zu Cinna nach Ancona gingst, nie verlassen hast. Doch jetzt werde ich ganz allein sein, weil es in diesem Haushalt keine andere Frau gibt. Es wäre wirklich besser, wenn ich bis zum Ende des Krieges im Haus meines Vaters wohnen könnte.«
»Kommt nicht in Frage. Dein Vater steht auf Carbos Seite.«
»Nein. Er ist sein eigener Herr.«
Nie zuvor hatte sie sich ihm so energisch widersetzt oder ihm auch nur widersprochen. Pompeius reagierte gereizt. »Sieh mal, Antistia, ich habe Gescheiteres zu tun, als hier mit dir herumzustreiten. Du bist meine Frau, und du bleibst hier in meinem Haus.«
»Wo dein Verwalter mich verhöhnt und mich im Dunkeln sitzen läßt, wo ich keine eigenen Diener habe und niemanden, der mir Gesellschaft leistet.« Sie versuchte, ruhig und vernünftig zu klingen, doch allmählich geriet sie in Panik.
»Das ist doch völliger Unsinn!«
»Nein, Magnus. Ich weiß nicht, warum alle auf mich herabsehen, aber sie tun es.«
»Natürlich tun sie das!« Ihre Begriffsstutzigkeit ärgerte ihn.
Ihre Augen weiteten sich. »Natürlich? Wie meinst du das?«
Er zuckte die Achseln. »Meine Mutter war eine Lucilia. Meine Großmutter auch. Und du, was bist du?«
»Eine gute Frage. Was bin ich?«
Er merkte, daß sie aufgebracht war, und wurde gleichfalls wütend. Er schickte sich an, in seinen ersten großen Krieg zu ziehen, und diese unbedeutende Person erdreistete sich, ihm eine Szene zu machen. Hatten Frauen denn überhaupt keinen Verstand? »Du bist meine erste Frau«, sagte er.
»Deine erste Frau?«
»Noch.«
»Ach so.« Nachdenklich sah sie ihn an. »Du meinst, du hast nur die Tochter des Richters geheiratet.«
»Das hast du doch gewußt.« »Aber es ist lange her. Ich dachte, du hättest mich in der Zwischenzeit liebgewonnen. Und ich komme aus einer Senatorenfamilie, unsere Heirat war durchaus standesgemäß.«
»Wenn du einen gewöhnlichen Mann geheiratet hättest, ja. Doch für mich bist du nicht gut genug.«
»Woher dieser Dünkel, Magnus? Hast du dich deshalb nie in mich ergossen? Weil ich nicht gut genug bin, deine Kinder zu gebären?«
»Ja«, schrie er und wollte das Zimmer verlassen.
Sie folgte ihm mit ihrer kleinen Lampe, so verärgert, daß sie sich nicht darum kümmerte, ob ihnen jemand zuhörte. »Ich war gut genug, um dir zu helfen, als Cinna hinter deinem Geld her war!«
»Darüber haben wir bereits gesprochen«, sagte er und ging schneller.
»Wie vorteilhaft für dich, daß Cinna tot ist!«
»Vorteilhaft für Rom und alle guten Römer.«
»Du hast Cinna umbringen lassen!«
Laut hallten ihre Worte durch den steinernen Korridor, der breit genug für eine ganze Armee war. Pompeius blieb abrupt stehen.
»Cinna starb während eines Saufgelages.«
»In Ancona — deiner Stadt, Magnus! Deiner Stadt! Kurz nachdem du ihn dort besucht hast!« schrie sie.
Einen Augenblick lang war es totenstill, dann fand sie sich plötzlich an die Wand gepreßt. Pompeius hatte die Hände um ihren Hals gelegt, jedoch ohne zuzudrücken.
»Das sagst du nicht noch einmal«, flüsterte er.
»Mein Vater sagt
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